Читать книгу Das Heilige Römische Reich deutscher Nation und seine Territorien - Joachim Whaley - Страница 9
Zu Terminologie und Sprachgebrauch
ОглавлениеSchon die Frage, wie »Deutschland« in der Frühneuzeit zu nennen sei, hat zu Kontroversen geführt. Ich verwende unterschiedliche Bezeichnungen, die jeweils treffend erschienen. »Deutsche Lande« erfreute sich ab der Mitte des 14. Jahrhunderts zunehmenden Gebrauchs. Im humanistischen Diskurs um 1500 findet sich »Deutschland« häufig; in Politik und Literatur blieb dieser Begriff gebräuchlich. Der Titel »Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation«, der sich um 1500 einbürgerte, unterstreicht ebenfalls die Betrachtung des Reichs als spezifisch deutsches Gemeinwesen. Er wurde auf unterschiedliche Weise abgekürzt, wobei sich zunehmend »Deutsches Reich«, »das Reich« sowie schlicht »Deutschland« durchsetzten. Ich verwende durchgehend die Bezeichnung »Reich« sowie »deutsche Länder« beziehungsweise »Deutschland«, womit mehr oder weniger dasselbe Territorium (samt Österreich) gemeint ist.
Ebenso generell werden deutsche Ortsnamen verwendet, auch für Orte, die daneben polnische, tschechische beziehungsweise ungarische Namen tragen. Da dies in der Vergangenheit zu bitteren Auseinandersetzungen geführt hat, in denen sich die problematische Geschichte der Beziehungen zwischen den Deutschen und ihren östlichen Nachbarn widerspiegelt, sei festgestellt, dass die Verwendung deutscher Ortsnamen in diesem Werk keine Parteinahme in diesen Streitigkeiten darstellt, ebenso wie die stillschweigende Ausweitung der Bezeichnung »deutsch« auf Österreicher nicht als Anzeichen einer Sympathie oder Nostalgie des Autors für ein »Großdeutschland« zu werten ist. Das gilt auch für die Verwendung deutscher Namen für Orte im Elsass und anderswo.
Problematisch ist überdies die Bezeichnung »calvinistisch«, weil die Deutschen, die man gemeinhin als »Calvinisten« bezeichnet, tatsächlich eher Erben von Zwingli und Bullinger als Anhänger Calvins waren, der in Frankreich größere Wirkung entfaltete. Der Begriff »Calvinist« war im späten 16. Jahrhundert gängig, bekam jedoch bald einen abwertenden Beiklang. Die deutschen reformierten Kirchen nannten sich selbst im Allgemeinen »reformiert« beziehungsweise später »deutsch-reformiert« (zur Unterscheidung von den hugenottischen Einwanderern des späten 17. Jahrhunderts, die tatsächlich Calvinisten waren und in Deutschland als »französisch-reformiert« bezeichnet wurden). Ich verwende die Begriffe »calvinistisch« und »Calvinist« nur im passenden Kontext und ziehe ansonsten »reformiert« und »deutsch-reformiert« vor.
Das Vokabular der Währungen, Gewichts- und Maßeinheiten der deutschen Frühneuzeit ist von beinah unfassbarer Vielfalt. Als Leitmünzen waren im Reich Gulden (aus Gold) und (silberne) Taler in Umlauf, wobei der Taler zunehmend dominierte. Kleinere Münzen unterschieden sich von Region zu Region und manchmal sogar von Ort zu Ort. Das gilt auch für Maße und Gewichte, wobei ein und dasselbe Wort für höchst unterschiedliche Einheiten stehen konnte. Ich habe nicht versucht, hier etwas zu vereinheitlichen oder Entsprechungen aufzuzeigen, weder zeitgenössisch noch modern. Das wäre schon für ein einzelnes Jahr eine gewaltige Herausforderung, ganz zu schweigen von drei Jahrhunderten. Die besten Führer durch diesen Dschungel sind Fritz Verdenhalvens Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet (Neustadt a.d. Aisch 1968) und Wolfgang Trapps Handbuch der Maße, Zahlen, Gewichte und der Zeitrechnung (6. Aufl., Ditzingen 2012).
Das für dieses Buch wichtigste Flächenmaß ist die Quadratmeile, die in Quadratkilometer umgerechnet wurde (eine Quadratmeile = 55,05 km2).
Titel historischer Werke sind nach dem Original angeführt, lateinische Titel zudem übersetzt, soweit sich die Bedeutung nicht aus dem Kontext erschließt. Geburts-, Todes- und Regierungsdaten werden genannt, wo dies angebracht schien.
Zu Karten und Internetressourcen
Landkarten sind ein ernstes Problem für Historiker des Heiligen Römischen Reichs. Nur die größten Formate, die die Möglichkeiten normaler Bücher weit übersteigen, können die komplexe territoriale Einteilung des frühneuzeitlichen Reichs angemessen wiedergeben. Selbst manche Kleinregion müsste man in enormer Größe darstellen, um die Zersplitterung vieler Gegenden oder zum Beispiel den Unterschied zwischen den Grenzen eines Fürstbistums, in dem ein Bischof als Fürst herrschte, und der Diözese aufzuzeigen, deren geistliches Oberhaupt er war.
Die Karten in diesem Buch können daher nur eine sehr grobe Orientierung bieten. Eine hervorragende Auswahl detaillierterer Karten findet sich online in der vom Institut für Deutsche Geschichte in Washington D.C. zusammengestellten Sammlung German History in Documents and Images (GHDI) unter germanhistorydocs.ghi-dc.org (letzter Zugriff am 17. September 2013). Relevant sind hierbei die Sektionen Von der Reformation bis zum Dreißigjährigen Krieg (1500–1648), herausgegeben von Thomas A. Brady Jr. und Ellen Yutzy Glebe, und Vom Absolutismus bis zu Napoleon (1648–1815), herausgegeben von William Hagen.
Der beste im Druck erhältliche historische Atlas ist wohl Putzgers Historischer Weltatlas, herausgegeben von Ernst Bruckmüller und Peter Claus Hartmann (104. Aufl., Berlin 2011). Das unverzichtbare siebenbändige Handbuch von Anton Schindling und Walter Ziegler, Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung (zitiert als Schindling/Ziegler: Territorien), bietet für jedes besprochene Gebiet eine Karte um das Jahr 1500. Der beste Atlas zur Religions- und Kirchengeschichte ist derzeit der Atlas zur Kirche in Geschichte und Gegenwart: Heiliges Römisches Reich – deutschsprachige Länder (herausgegeben von Erwin Gatz unter Mitarbeit von Rainald Becker, Clemens Brodkorb und Helmut Flachenecker; Regensburg 2009).Weiteres hilfreiches Kartenmaterial zur allgemeinen Religionsgeschichte sowie speziell zur Reichskirche findet sich im Atlas zur Kirchengeschichte: Die christlichen Kirchen in Geschichte und Gegenwart, herausgegeben von Hubert Jedin, Kenneth Scott Latourette und Jochen Martin (Neuauflage der 3., aktualisierten Auflage von 1987, Freiburg 2004) auf den Seiten 64–94.
Das Internet macht einen reichen Schatz an biografischen Informationen zugänglich. Die Allgemeine Deutsche Biographie und Neue Deutsche Biographie, das Österreichische Biographische Lexikon und das Historische Lexikon der Schweiz können unter biographie-portal.eu durchsucht werden (Zugriff am 17. September 2013), Constantin Wurzbachs Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich (in 60 Bänden 1856–1891) unter www.literature.at/collection.alo?objid=11104 (Zugriff am 17. September 2013). Das unschätzbare Biographisch-bibliographische Kirchenlexikon von Friedrich Wilhelm Bautz ist in aktualisierter Form unter www.bbkl.de (Zugriff am 17. September 2013) verfügbar.
Online finden sich überdies auch Bilder von Orten und Gebäuden. Oft liefert schon eine simple Suche über Google oder andere Suchmaschinen Abbildungen, die einen vortrefflichen Eindruck geben. So zeigt sich etwa, dass viele Gebäude, die in der Literatur als von Versailles beeinflusst beschrieben werden, überhaupt keine Ähnlichkeit aufweisen!
Und schließlich sollte jeder, der die deutsche Geschichte studiert oder weiterführende Literatur zu bestimmten Themen sucht, den Redakteuren der Jahresberichte für deutsche Geschichte an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften dankbar sein. Ihre Onlinebibliografie, die alles umfasst, was seit 1974 zur deutschen Geschichte publiziert wurde, wird täglich aktualisiert und ist schlicht und einfach unvergleichlich. Man findet sie unter www.jdg-online.de (Zugriff am 17. September 2013).