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3.5 Professionalisierungsprozesse
ОглавлениеWenigstens kurz ist auf die soziale Stellung der Schriftproduzenten verweisen. Im Jahr 207 v. Chr. verschaffte des Livius Andronicus’ Kultlyrik – dieser Begriff wäre noch in der ersten Spalte unterzubringen – dem collegium scribarum histrionumque, dem Kollegium der Schreiber und Schauspieler einen Sitz im aventinischen Minervatempel und damit offizielle Anerkennung.28 Schreiber – das schließt „Dichter“ mit ein – werden damit als ein legitimer Teil der römischen Gesellschaft anerkannt; dass dies in einer Phase noch immer sehr geringer Schriftlichkeit in der Gesamtgesellschaft erfolgt, zeigt, dass Schriftlichkeit auch in Verwaltung und Kollegien noch sehr stark Schreiberliteralität ist.
Die exponierte Position der Schreibkundigen, genauer: Schreibvollkundigen, noch am Ende des dritten vorchristlichen Jahrhunderts hat sich auch in der Bezeichnung scriba pontificum niedergeschlagen, die die später so genannten „kleinen Pontifices“ (pontifices minores) zu diesem Zeitpunkt noch tragen.29