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4. Das System literarischer Kommunikation am Ende der Umbruchphase
ОглавлениеDie gesammelten Befunde können nun wieder in dem schon einmal benutzten Raster zusammengefasst werden. Das Gefüge der Gattungen hat sich insbesondere um Gattungen, die aus verschiedenen Gründen der Schriftlichkeit bedürfen, erweitert, im Einzelfall mag Schriftlichkeit auch bei traditionellen Gattungen die Kommunikation über face-to-face-Kontakte hinaus getragen haben. Der deutlich gewachsene Abstand zwischen der Führungsschicht der Nobilität und der breiten Masse erhöht den Kommunikationsbedarf; dem trägt vor allem für die Kommunikation von unten nach oben die Institution des Dramas Rechnung, das nicht nur ein – weiteres – Ritual der Integration und Abgrenzung gegenüber anderen darstellt, sondern auch dialogische Funktion besitzt.
Der Horizont der eigenen Positionsbestimmung hat sich auch für die Oberschicht geweitet. Insbesondere Epos und Geschichtsschreibung kommen den daraus resultieren Erfordernissen nach. Sie leisten zugleich einen Beitrag für die interne Selbstvergewisserung und die auf gemeinsamen Werten beruhende Kohärenz einer sich zunehmend differenzierenden Oberschicht. Wie aber hängen kommunikativer Kontext und Inhalte historischer Erinnerung zusammen? Das folgende Kapitel sucht am Beispiel der epischen Erzählung darauf eine Antwort.