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25. Pilgertag, Mittwoch, 04.05.2016

Autigny–Moudon: 28 km, Gesamt: 532 km

Morgens geht es bei einem wunderbaren Frühstück mit Marmelade, Käse, Wurst, Obst gleich so weiter, wie es am Abend aufgehört hat. Wir bekommen noch einen Pilgerstempel und dürfen uns für den Tag mit Proviant versorgen.

Es ist ein sehr herzlicher Abschied von Marie-Rose. Und jedes Mal wenn ich meinen Pilgerausweis in die Hand nehme, muss ich an diesen wunderschönen Aufenthalt denken. Merci beaucoup!

Mein rechtes Knie macht mir leichte Probleme. Besonders wenn es bergab geht. So wünsche ich Lorenz und Hannes einen guten Weg, weil ich den Abstieg ins Tal langsam angehen möchte. Wir sind uns sicher, dass wir uns immer wieder mal begegnen werden.

Es geht irgendwann wieder langsam, aber stetig bergauf. Kurz vor Romont treffen wir uns vor einer kleinen Kapelle bei einer kleinen Pause wieder. Während ich meist öfters, dafür jedochkleinere Pausen mache, bevorzugen die zwei eher wenige, dafür aber längere Pausen. So hat jeder seinen eigenen Rhythmus. Ich gehe deshalb schon mal voraus, auch weil sich meine innere Uhr bereits nach einer Bouillon mit Ei sehnt. Also, bis irgendwann!


Pilgerfreunde

Romont liegt auf einem riesigen Hügel mitten im Talkessel. Entstanden ist dieser Hügel durch Ablagerungen vom Rhônegletscher in der Eiszeit. Er ragt 90 Meter über das Tal und bietet einen traumhaften Ausblick auf das Umland. Kleine Geschäfte und reges Treiben bestimmen das belebte Stadtbild.

Kleinere Restaurants, die ich sehe, lasse ich hinter mir. Ich gehe davon aus, dass bei der Kirche genügend gemütliche Lokale sind und möchte deshalb zuerst die Kirche besichtigen. So war es geplant. Aber danach habe ich kein Lokal mehr gefunden. Langsamen Schrittes bewege ich mich bergab, und kurz vor dem Ortsausgang finde ich dann erfreulicherweise doch noch ein Restaurant, bei dem ich meine „bouillon avec œuf et thé noir, s’il vous plaît“ bestellen kann. Und es schmeckt wunderbar. Bei dem bitterkalten Wind tut eine heiße Suppe immer gut. Während ich so dasitze, sehe ich Hannes und Lorenz vorbeiziehen. Bin gespannt, ob wir uns wiedersehen.

Auch ich mache mich bald wieder auf den Weg. Es ist zwischenzeitlich angenehm warm geworden. Wie gewohnt, auf und ab an Höfen und kleinen Weilern vorbei. Plötzlich, ich traue meinen Augen kaum, da sitzt auf einer Bank neben einer kleinen Marienkapelle der schon bekannte, unbekannte Pilger. Ich zünde in der Kapelle eine Kerze an und setze mich zu ihm.

Auf meine Frage, ob er vorgestern gut in Fribourg angekommen sei, schnauft er tief durch und meint, es war doch grenzwertig. Da hat er sich wohl etwas übernommen. Weiter erzählt er, dass diese Tour eigentlich nur eine Trainingsrunde für eine Alpentour sei. Und gestern hat er auch in Autigny übernachtet, in einem Bauernhof neben der Kirche, aber das war nicht so besonders, außerdem sehr teuer! So unterschiedlich können die Eindrücke an einem Ort sein …

Und ohne Vorwarnung sagt er, dass w i r aufbrechen könnten, er ist jetzt wieder gut ausgeruht. Ich lasse ihn gehen und schaue nochmals in meine Karte. Es sind noch zwei bis drei Kilometer, dann geht es runter ins Tal nach Curtilles, und von dort geht es den kleinen Fluss La Broye entlang sechs Kilometer ganz eben bis zu meinem Tagesziel in Moudon.

Ich gehe dann auch irgendwann weiter, hole den Trainingspilger aber bald ein. Mit einem „Buen Camino“ ziehe ich an ihm vorbei. In Lovatens, einem kleinen Weiler mit mehreren bäuerlichen Anwesen, überquere ich die Dorfstraße und möchte mich gerade an den Abstieg ins Tal machen, als ich plötzlich und unverhofft von hinten mit meinem Namen gerufen werde! Ich drehe mich um und traue meinen Augen nicht. Vor einer Scheune im Hinterhof gibt es eine kleine Bar, die Barbara, und dort sitzen an einem kleinen Tisch Hannes und Lorenz. Da setz ich mich gleich dazu und bestelle mir einen Kaffee. Die zwei haben es sich schon mit einem (alkoholfreien) Bier gemütlich gemacht. Sogar Lulu, die Labradorhündin, freut sich über unser Wiedersehn.

Wieder gehe ich als Erster los, weil ich den langen Abstieg ins Tal meinem Knie zuliebe mit gemäßigtem Tempo angehen will. Kurz vor dem Tal holen mich die zwei dann ein und machen mir in der Ebene Schrittmacherdienste auf Sichtweite.

So kommen wir kurz hintereinander in Moudon an und treffen uns in der Kirche. Wegen Lulu haben die zwei alle Quartiere im Voraus bestellt, da man mit Hund nicht überall übernachten kann. Ich mache mich auf Quartiersuche. Hannes telefoniert für mich mit einem kleinen Hotel am Ortsausgang direkt am Jakobsweg, aber das ist leider schon voll belegt. Ich werde allerdings auch hier in einem kleinen Hotel mit Restaurant gleich in der Nähe der Kirche fündig.

Den Trainingspilger treffe ich hier in der Kirche zum letzten Mal. Er sitzt auf einem Stuhl und fragt nur, ob ich schon ein Quartier habe. Ich glaube, die Antwort interessiert ihn eigentlich gar nicht, und ich wünsche ihm nur „Buen Camino“.

Eine kurze Erholungspause auf dem Bett, dann gehe ich noch zum Supermarkt. Da habe ich aber Glück. Ich kann mich grad noch hineinschummeln und schnell einen Pack Äpfel holen, weil der Markt gerade schließt. Morgen ist Feiertag. Da haben alle Geschäfte geschlossen.

Abends esse ich im Hotelrestaurant sehr gut, reichlich und für Schweizer Verhältnisse sogar angenehm günstig. Danach stürze ich mich gnadenlos ins Nachtleben von Moudon, bekomme allerdings die Gehwege nicht heruntergeklappt, sodass ich mich dann doch zu gemäßigter Zeit ins Hotel begebe und genüsslich und zufrieden einschlafe.

Buen Camino - die schönste Reise meines Lebens

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