Читать книгу Buen Camino - die schönste Reise meines Lebens - Josef Frey - Страница 36

Оглавление

29. Pilgertag, Sonntag, 29.04.2018

Genf–Le Mont Sion: 26 km, Gesamt: 627 km


Muschelzeichen

Sehr früh mache ich mich frisch, packe meinen Rucksack und starte bereits um 7.00 Uhr meine heutige Tagesetappe. Draußen ist es noch frisch, aber vor allem ruhig. Sonntagfrüh um 07.00 Uhr, da ist die Stadt noch wie ausgestorben. Ich finde gleich meinen Weg und folge immer der Muschelmarkierung. Gleich unterhalb der Kathedrale erkenne ich das Haus am Place du Bourg-de-Four, an dem eine Jakobsmuschel alle Pilger grüßt.

Diese Muschel ist in fast allen Reiseführern abgebildet. Ab heute auch in meinem Reisetagebuch verewigt. Es ist immer wieder schön, wenn man auf so einer Pilgerwanderung Orte entdeckt, die man schon daheim aus dem Studium des Reiseführers kennengelernt hat.

Eine offensichtlich unfreiwillig verlassene junge Dame, für die Tageszeit etwas leicht bekleidet und offensichtlich noch etwas leicht alkoholisiert, lässt ihrer Stimmung am Handy lauthals Luft und verdankt ihr Leben eigentlich nur der Tatsache, dass auf den Kreuzungen entweder gar kein Auto kommt und wenn doch, dass die Fahrer ausgeschlafen sind und auch bei Grün anhalten, weil die Dame bei Rot heulend und lauthals ins Handy flehend, bittend und schimpfend dahinschreitet.

Ich komme jetzt auch durch Gassen und Straßen, in denen ich mich ehrlich gesagt bei Nacht nicht wohlfühlen würde, gelinde gesagt …

Nachdem ich aber die Brücke von einem Zufluss der Rhône überquert habe, erreiche ich den malerischen Vorort Carouge. Hier ist es wieder gemütlich. Ich fühle mich wie in Grinzing in Wien. Schöne kleine bunte Häuser, eine Straßenbahn, und dann erblicke ich eine Bäckerei mit einer kleinen Terrasse. Ich freue mich schon auf eine Tasse Kaffee. Die hat es in der Herberge leider nicht gegeben. Dafür genieße ich sie jetzt in der wärmenden Sonne umso mehr.

Ich halte mich aber nicht allzu lange auf und folge weiter den Muschelzeichen. Ich bin überrascht, wie zuverlässig durch so eine große Stadt die Beschilderung des Jakobsweges erfolgt. Es geht weiter durch Vororte, und urplötzlich bin ich an einem Bach und gehe durch unberührte Natur, fernab von jeglichem Straßenlärm und Häuserschluchten.

Bald erreiche ich Compesières mit seiner großen Kirche, der ehemaligen Johanniterkomturei. An einer Kreuzung komme ich zu einer Metallkiste, aus der könnte ich den letzten Stempel der Schweiz bekommen, es ist aber der gleiche wie in der Kirche. Danach kommt ein unscheinbarer kleiner Bach mit einer kleinen Brücke. Er bildet die Grenze von der Schweiz nach Frankreich. Über den Bach überquere ich die EU-Außengrenze! Ade, Schweiz!

Ade, Schweiz


Buen Camino - die schönste Reise meines Lebens

Подняться наверх