Читать книгу ...denn ihrer ist das Himmelreich - Jost Müller-Bohn - Страница 30
25.
Januar
Оглавление„Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.“
Psalm 34,8
Wie schön ist es doch, dass Gott die Engel geschaffen hat. Sie sollen uns behüten und bewahren. Seht ihr den großen Engel über den Dächern der dunklen Stadt? Er hat zwei große Flügel und einen Friedenszweig in der Hand. Der Mond ist auch schon aufgegangen und blinzelt hinter den Wolken hervor. Unten in dem Haus kann man in zwei Zimmer hineinblicken: in die Wohnstube und in das Schlafzimmer. In der Wohnstube sitzen noch der Vati und die Mutti. Der Vati liest eine Geschichte vom Heiland vor und die Mutti stickt ein schönes Muster in die große Tischdecke. Die Oma hat das kleine Baby ins Bett gebracht, und der Opa hört die Geschichte aus der Bibel. Die große Tochter kniet am Tisch und spricht ein Abendgebet. Dieses Abendgebet kann man auch singen:
„Abends will ich schlafen gehn, vierzehn Engel um mich stehn:
zwei zu meinem Haupte, zwei zu meinen Füßen,
zwei zu meiner Rechten, zwei zu meiner Linken,
zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken,
zweie, die mich weisen ins himmlisch‘ Paradies!“
Als ich noch ein ganz kleiner Junge war und gerade erst laufen gelernt hatte, ging die Mutti einmal einkaufen. Sie ließ mich in der Wohnung zurück und sagte: „Jost, ich gehe nur ganz schnell zum Kaufmann, um etwas einzukaufen. Sei recht lieb und mach keine Dummheiten! Ich bringe dir auch etwas Schönes mit, vielleicht eine Banane oder eine Apfelsine.“ Natürlich habe ich mich darauf sehr gefreut und wollte auch ganz artig sein. Als nun die Mutti etwas länger fortblieb, hörte ich im Hof die Kinder spielen und lärmen. In der großen Stadt Berlin gibt es sehr viele hohe Häuser - nein, keine Hochhäuser, wie wir sie heute kennen, aber Häuser, die vier bis fünf Stockwerke hatten. Das waren damals die größten Wohnhäuser.
Da ich immer alle Kinder sehr liebte und selbst noch keine Geschwister hatte, nahm ich mir einen Stuhl und schob ihn an das Fenster. Vorher schloss ich noch die Wohnungstür zu. Dann kletterte ich auf ein sehr schmales Fensterbrett und schaute hinunter in den Hof. Ich musste ganz tief hinunterblicken, denn wir wohnten im fünften Stock. Deshalb drückte ich meine Nase ganz platt, um die spielenden Kinder sehen zu können. Nun ist ja eine Fensterscheibe sehr dünn, aber die Fensterscheibe zerbrach nicht. Wisst ihr warum? - Weil Gott einen Engel gesandt hatte und dieser von der anderen Seite die Scheibe festhielt, sonst wäre ich durch die Scheibe gebrochen und in den Hof hinuntergefallen. Dann wäre ich gewiss gleich tot gewesen. Als die Mutti nun zurückkam, war die Tür verschlossen. „Mach doch bitte die Tür auf“, rief die Mutti. „Ich kann nicht!“ rief ich ganz ängstlich. „Wo bist du denn?“ fragte die Mutti.
„Auf dem Fensterbrett, ich kann nicht mehr zurück und hinunter.“ „Dann bleibe bitte ganz, ganz ruhig stehen, ich komme gleich wieder zurück“, sagte die Mutti. Sie holte den Hausmeister und der öffnete dann die Tür. Ach, wie hat die Mutti da vor Freude geweint, als sie ihren Jungen wieder gesund in die Arme schließen konnte.
Nun wollen wir beten: Vater im Himmel, wir danken dir von ganzem Herzen, dass du deine lieben Engel gesandt hast, damit sie uns behüten und bewahren. Wir danken dir, dass du damals auch den kleinen Jost behütet hast. Amen.