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II. Robert von Arbrissels Doppelklöster und Norbert von Xantens Prämonstratenser

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Zwei der kirchlich gesinnten Wanderprediger sollen an dieser Stelle hervorgehoben werden: Robert von Arbrissel (+ 1177), der „durch das Land, barfuss, mit wallendem Bart und Haar und in ärmlicher Kleidung“152 zog, und Norbert von Xanten (1082 – 1134)153. Sie sammelten durch ihre Predigten die „Armen Christi“ um sich, Frauen und Männer, die auf ihre Güter verzichteten und mit ihren Meistern, alle Entbehrungen auf sich nehmend, unstet umherzogen.154

Robert von Arbrissel war zunächst Ratgeber des Bischofs von Rennes, schließlich Leiter einer Eremiten-Gemeinschaft im Walde von Craon. Im Februar 1096 erhielt er vom Papst die Erlaubnis zur Wanderpredigt: „Vier Jahre lang war Robert als Wanderprediger mit der Schar seiner Anhänger im Lande herumgezogen; überall erregte dieses Auftreten Anstoß bei der hohen Geistlichkeit. Zu Ende des Jahres 1100 war er auf einer Synode in Poitiers, die von zwei Kardinälen geleitet wurde. Unmittelbar darauf gründete er das Kloster Fontevrault, bringt seine weiblichen Anhänger dort in strenger Klausur unter und legt damit den Grundstein zu einer neuen Kongregation. Die Vermutung liegt nahe, dass über diese Frage auf jener Synode verhandelt worden war, dass Robert die gegen ihn erhobenen Vorwürfe durch die Zusicherung hatte beschwichtigen müssen, künftig nicht mehr seine Anhänger beiderlei Geschlechts mit sich herumziehen zu lassen, sondern getrennt voneinander, vor allem aber die Frauen in Klöstern unterzubringen.

Norbert von Xanten wurde aus ähnlichen Gründen zum Ordensstifter. Nachdem er ein Jahr lang als Wanderprediger durch Frankreich gezogen war, suchte er im November 1119 auf einer Synode in Reims von dem neuen Papst Calixt II. eine erneute Bestätigung seiner Befugnis zur Wanderpredigt zu erhalten. Ob ihm diese seine Bitte erfüllt wurde, ist nicht ganz sicher. Allem Anschein nach war aber weder der Papst noch der Bischof von Laon dazu bereit, Norbert weiterhin wie bisher mit seinen Anhängern als freien Wanderprediger herumziehen zu lassen. Anschließend an die Synode von Reims versuchten sie für Norbert einen neuen Wirkungskreis zu finden, der seinen unsteten Wanderpredigten ein Ende machen und ihn und seine Anhänger in feste kirchliche Ordnungen einfügen sollte. Norbert hat in diese Pläne nur unter der Bedingung eingewilligt, dass er dabei seinen Vorsatz treu bleiben könnte: ein evangeliengemäßes, apostolisches Leben zu führen. Nachdem der Versuch, ihm die Leitung einer Gemeinschaft von Augustiner-Chorherren in Laon zu übertragen, an deren Widerstand gegen Norberts religiöse Forderungen gescheitert war, verhalf ihm der Bischof von Laon zur Gründung eines eigenen Klosters, das er nach seinen Ideen einrichten konnte. So ist Prémontré entstanden.“155

Die durch das Wirken dieser und anderer Wanderprediger156 gegründeten Orden waren wirkliche Neugründungen im herkömmlichen Sinn. Bisherige Neugründungen – wie z.B. der Zisterzienserorden – gingen aus dem bestehenden Mönchtum hervor. Solche Neugründungen, wie die der Prämonstratenser, sind Versuche, „eine sich außerhalb der Klöster abspielende religiöse Bewegung in neue Formen klösterlichen Lebens zu fassen.“157 Da die neuen religiösen Bewegungen nicht ausschließlich Männer erfassten, sondern besonders stark die Frauen158, erwies es sich als eine dringende Aufgabe, die weiblichen Anhänger der Wanderprediger in Klöstern unterzubringen.159 Norbert wie auch Robert gründeten aus diesem Grund sog. Doppelklöster für Männer und Frauen, in denen beide Geschlechter jedoch getrennt lebten:

„Die Frauenklöster oder Doppelklöster, die auf diese Weise aus der Wanderprediger-Bewegung entstanden, waren die ersten und für lange Zeit die einzigen Stätten, in denen die von der religiösen Bewegung ergriffenen Frauen ein Gemeinschaftsleben in strenger Askese und Ordenszucht führen konnten.“160

In diesen neuartigen Klöstern – vor allem in denen Roberts von Arbrissel – dominierte durchaus das weibliche Element. So lag

„die Leitung ... in den Händen einer Frau, und die männlichen Mitglieder waren hauptsächlich dazu bestimmt, den gottesdienstlichen und wirtschaftlichen Bedürfnissen der Frauengemeinschaften zu dienen.“161

Allerdings sieht Grundmann darin auch den Grund für den schnellen Niedergang der Klöster Roberts, denn ohne den Anschluss an einen Männerorden hatten die Frauenklöster keine Chance zu einer weiteren Entwicklung gehabt.162

Von größerer Bedeutung war die Gründung Norberts:

„Der wichtigste und zuverlässigste Zeuge für das Wirken Norberts in den Anfängen von Prémontré, Hermann von Laon, weiß besonders zu rühmen, dass Norbert ebenso die Frauen wie die Männer der strengen Zucht seines Ordens unterstellt hat, und sieht sein überragendes Verdienst gerade darin, dass er nicht wie die Zisterzienser nur Männer, sondern auch Frauen aufgenommen hat und ihnen sogar eine noch härtere Lebensweise vorschrieb als den Mönchen, ohne dadurch den weiblichen Zudrang in seine Klöster zu hemmen.“163

Im Prämonstratenserorden war es religiösen Frauen aller Schichten zum ersten Mal möglich, „in strenger Klausur, in unbedingter Verpflichtung zu enthaltsamen, armen, beschaulichen Leben eine Daseinsform im Sinne der die Zeit bewegenden religiösen Ideen zu verwirklichen.“164 In Norberts Klöstern dominierten die Frauen nicht, sondern sie lebten in Prémontré unter der Leitung des Abtes als „Inklusen“ oder „Conversen“. Am Chorgebet waren sie anfangs nicht beteiligt, übernahmen jedoch häusliche Arbeiten. Aber dennoch:

„Der Zustrom von Frauen aller Stände, besonders auch des Adels, muss auffallend groß gewesen sein, so dass Herrmann von Laon schon in der Jahrhundertmitte von 1000 Frauen in den Prämonstratenserklöstern des Bistums Laon, 10000 im ganzen Orden reden kann.“165

Die immer größer werdende Zahl von Nonnen mag dann auch der Grund gewesen sein, warum sich der neue Orden (vor 1200) von seiner ursprünglichen Bestimmung wieder entfernte und sich mehr den monastisch-eremitischen Strukturen der älteren Mönchsorden anglich, so dass die Seelsorge und die Verpflichtungen gegenüber den neugegründeten Frauenklöstern nach und nach aufgegeben wurden. Frauen wurden zudem durch Ausschluss aus dem Ordensverband sowie durch das Verbot, neue Doppelklöster zu gründen oder neue Frauenklöster im Ordensverband aufzunehmen (Inkorporation), gänzlich ausgeschlossen.166 Die Lücke, die nun entstand, füllten zunächst die Zisterzienser, denn es zeigte sich,

„dass diese prämonstratensischen Frauenklöster keineswegs nur ein Ergebnis der Ordenspropaganda gewesen waren, sondern der Niederschlag einer starken religiösen Frauenbewegung, die nicht erlosch, als der Orden von Prémontré sich ihr verschloss, sondern immer stärker anschwoll und sich neue Formen suchte.“167

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