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3. Kapitel – Die Schlacht in der Ebene

Hassan hatte einen gefangenen Briganten foltern lassen: Die Haydutlar, die seit Wochen die Gegend um Konya heimsuchten, waren die Spähtruppen von Prinz Beyazit. Daraufhin hatte der Gutsherr sich mit seinen Nachbarn beratschlagt und Kundschafter ausgeschickt. Beyazits Hauptstreitmacht näherte sich der Konya-Ebene noch von Norden, während Sokollu Mehmet Pascha bereits aus Westen heranmarschiert war und sich verschanzte.

Selims jüngerer Bruder besaß zahlenmäßig das größere Heer, aber es waren viele irreguläre, schlecht bewaffnete Einheiten darunter. Außerdem führte Prinz Beyazit nur ein paar veraltete Kanonen mit sich.

Sokollu Pascha, wohlwissend, dass die Janitscharen im Allgemeinen schwer gegen Beyazit zu mobilisieren waren, hatte Kompanien ausgewählt, die dem „Gesetzgebenden“ blindlings ergeben waren. Einige von den Tschorbadschi hatten bereits als junge Soldaten an Süleymans Wien-Feldzug teilgenommen. Wenn der Padischah befahl, Prinz Beyazit zu vernichten, dann würden diese Truppen ihrem Herrn den Befehl nicht verweigern, egal wie der Rest der Kameraden darüber dachte.

Und dann gab es noch diese dreißig Feldgeschütze. Sie waren das Neueste an Artillerie, das die Pforte aufzubieten hatte, und ihre Reichweite und Zielgenauigkeit waren einmalig.

Die imposante Feuerkraft dieser Artillerie gab den Ausschlag, dass sich auch diejenigen unter den Lehnsherren am Beyschehir-See, die es insgeheim mehr mit Beyazit hielten, sich dazu entschlossen, ihre Bewaffneten dem Schehzade Selim zur Verfügung zu stellen.

Dschengis und Ali ritten dicht hinter dem Gutsherrn zum Sammellager der Hilfstruppen, die Sokollu Mehmet Pascha als Reserve am äußersten Rand seines linken Flügels in einem Wäldchen postiert hatte. Gerade als Prinz Beyazits Truppen sich zum Angriff in Bewegung setzten, begann ein Sandsturm aus dem Süden den Angreifenden entgegenzuwehen.

Bis auf einige Geplänkel mit feindlichen Spähern kamen die Reiter vom Beyschehir-See vorerst nicht zum Einsatz. Da das Waldgelände etwas höher gelegen war als die Konya-Ebene, konnte Dschengis den Verlauf der Schlacht gut überblicken, wenn der Sturm hin und wieder etwas an Heftigkeit verlor. Dann sah er auch die eingegrabenen Geschütze dicht gestaffelt unmittelbar vor den Zelten des Schehzade Selim. Prinz Beyazits Truppen stürmten in Keilform gegen dessen Lager an. Sokollu Paschas Janitscharen wichen vor ihnen seitlich zurück und öffneten so den Angreifern eine breite Schneise, die direkt auf das Prunkzelt Selims zulief.

Hatte der Sturm die Angreifer blind gemacht und ihnen den Blick auf die Artilleriemassierung direkt vor ihnen verwehrt? Oder trieb Prinz Beyazit seine Truppen an, in der Hoffnung, dass Sokollus Soldaten es nicht wagen würden, auf ihn, den Liebling der Janitscharen und Prinzen des Hauses Osman, das Feuer zu eröffnen? Sahen die Angreifenden nicht die Massen an dicht gedrängten Musketieren hinter den beiden niedrigen Sandwällen, von denen die Artilleriestellungen geschützt wurden?

Dann zeigten sich orangefarbene Zungen in den Geschützmündungen, und der Donner der Kanonen rollte über die Ebene. Augenblicke später war Beyazits Hauptstreitmacht vernichtet. An die Hilfstruppen Sokollus erging der Befehl, den Fliehenden nachzusetzen: Janitscharen verfolgten nie einen geschlagenen Gegner.

Als Hassan und seine Männer am Abend ins Lager zurückkehrten, hatten sie zwei Trosswagen mit Teppichen, Waffen und Lebensmitteln erbeutet, ohne selbst irgendwelche Verluste erlitten zu haben. Wieder gab es einen Grund, ausgiebig zu feiern.

In der Residenz von Konya verteilte noch am selben Abend der Schehzade Selim großzügige Geschenke an seine siegreiche Gefolgschaft und Sokollus Truppen. Sokollu Mehmet Pascha reichte er höchstpersönlich einen edelsteinbesetzten Prunksäbel und gab ihm zu Ehren ein Bankett. Dank der gerade vor Ausbruch der Kampfhandlungen aus Istanbul eingetroffenen Fassladung floss bei dieser Gelegenheit der Zypern-Wein überreichlich.

Selbst die hohe Geistlichkeit in Konya überging die dionysischen Geselligkeiten der nächsten Wochen mit beflissenem Schweigen. Es schien Allahs Wille zu sein, dass Prinz Selim dem „Gesetzgebenden“ auf den Thron folgen würde, denn Prinz Beyazit hatte nach seiner Niederlage selbst in den Augen seiner Anhänger einen unverzeihlichen Frevel begangen: Er war zum Erzfeind, dem persischen Schah, geflohen.

Dschengis blieb noch einen Monat auf dem Gut am Beyschehir-See, dann sammelte ein Janitscharentrupp die Devschirme-Knaben in der Konya-Ebene ein. Ihre Zeit für den Eintritt in die Acemi-Truppen, die Ausbildungseinheiten der Großherrlichen Elitesoldaten, war gekommen. Die jungen Männer würden an die Acemi-Standorte von Gelibolu, Edirne und Istanbul überstellt werden. Dschengis war für die Istanbuler Kaserne eingeteilt worden.

Er hatte es mit Hassan und den geduldigen Derwischen am Beyschehir-See gut getroffen, aber dennoch dachte er zum ersten Mal seit langem auch wieder daran, wie es wohl inzwischen seinem Bruder Kosta ergangen sein mochte.

Die Sklaven des Sultans

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