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Die Gewöhnliche Wegwarte ist eine bekannte Heil- und Kulturpflanze. Früher wurden ihre Wurzeln als Kaffeeersatz verwendet.

GEWÖHNLICHE WEGWARTE

Cichorium intybus

Familie der Korbblütler

(Asteraceae)

Wahre Jubelstürme kann bei mir die Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus) auslösen, ein Märchen in Blau, vor allem vormittags, von Ende Juni bis noch – wennnicht vorher manchmal abgemäht – Anfang November. Auch Gewöhnliche Cichorie, Wilde Endivie oder einfach Zichorie genannt. Eine ausdauernde Art bis 1,5 Meter Höhe und mit ausgeprägter Kampfeslust. Trotzt nämlich dem Tritt und durch ihre harten Sprosse sogar den Schneidewerkzeugen der Mäher – danach richtet sie sich oft mir nichts, dir nichts wieder auf! Kurze Zeit später hat man dann den Eindruck, dieses pompöse Asterngewächs mit bis zu vier Zentimeter breiten Zungenblütentellern beherrscht nun ganz alleine die Szenerie. Eine überaus volkstümliche Pflanze, ich kenne niemanden, der diese Pflanze nicht verehrt. Ein Muss also für die Arche.

Die Wurzeln wurden früher geröstet und gemahlen als Kaffeeersatz genutzt – als Muckefuck beziehungsweise Blümchenkaffee. Die jungen Blätter (die älteren schmecken zu bitter), ergeben einen feinen Salat. Salat-Zichorie gleich Chicorée. Für mich kommt das aber heute nicht in Frage, wo diese Art im Westen bis Norden gebietsweise stark rückläufig ist. Die Gewöhnliche Wegwarte ist ein ausgeprägter Basen-, Bodenverdichtungs-, Lehm-, Licht- und Nährstoffzeiger. Überhaupt kein Ritter der traurigen Gestalt, sondern ein richtiger Wärter an Wegen und Straßen, am Rand von Brachen, Grünland und Gräben. Eine Blüte erlebt nur einen einzigen Tag, einzig bei Bewölkung kann man das Schauspiel bis in den frühen Abend verfolgen. Oft sind die Pflanzen mit vielen Blüten gleichzeitig unterwegs, vor allem in sommertrockenen Gebieten. Dann erspielt sich die Gewöhnliche Wegwarte ihren (Über-)Lebensvorteil. Ich selbst kenne diese sofort einprägsame Pflanze mit viel Tiefgang – ihre Pfahlwurzel dringt bis einen Meter in den Boden – noch gar nicht so lange. Erst mit 24 Jahren nahm ich diese Leuchterblume östlich von Hannover wahr. Wie sie ihre zahlreichen Blütenräder fast akrobatisch bis wagemutig an ihren Stängeln anheftet – da kann sie selbst noch anthropogen (durch übermäßige Mahd) oder zoogen (durch »ewigen Verbiss« der Tiere) völlig verstümmelt in den letzten Seilen hängen, löst bei mir Hochachtung aus. Wenige Blüten schaffen es dann doch immer noch – ein faszinierendes Natur-Gebaren.

Der Pflanzenretter

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