Читать книгу Der Pflanzenretter - Jürgen Feder - Страница 34
ОглавлениеDie Knoblauchsrauke ist eine alt bekannte Würzpflanze, die heute in der modernen Kräuterküche wieder viel Beachtung findet.
KNOBLAUCHSRAUKE
Alliaria petiolata
Familie der Kreuzblütler
(Brassicaceae)
Die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) wird bis zu einem Meter hoch. Sie ist eine wichtige und volkstümliche Salat- und Würzpflanze. Sie als fast weltbekannt zu bezeichnen, passt inzwischen ebenfalls. Die Knoblauchsrauke hat nämlich einen ungeahnten Siegeszug hinter sich. In Landschaften wie in Ostfriesland war sie noch vor 30 Jahren fast unbekannt, inzwischen findet sie sich in fast jedem Ort. Selbst in Nordamerika wächst dieser Kreuzblütler hektarweise in lichten Laubwäldern. 2006 konnte ich das mit eigenen Augen verfolgen, da sah ich diese Pflanze am weiten Ufer des Erie-Sees, aber auch sonst im In- und Ausland. Attribute wie forsch, grenzenlos, invasiv, rasant, ja, penetrant fallen mir bei ihr ein – ein pflanzlicher Borderliner also. Andauernde Hitze und übermäßige Sonne machen ihr allerdings (wie mir übrigens nicht anders) zunehmend zu schaffen. Deshalb gelingt ihr pro Jahr auch nur eine Generation.
Man sagt, die Knoblauchsrauke könne man nur bis zu ihrer Blüte essen. Alles Papperlapapp. Die vielen kreisrunden, hübsch gebuchteten, fast papierdünnen Blätter mit den unterseits kräftigen Nerven, im Sommer bis Herbst teils dicht an dicht am Boden gestelzt, sind die Blütenpflanzen des nächsten Jahres und da schon absolut nutzbar. Einjährig überwinternd nennen wir das. Jeder Blütenstand stirbt nach der Blüte ab. Diese von April bis noch Anfang Juli blühende Pflanze muss sich also immer wieder mit Samen neu erfinden. Die man übrigens auch zu Öl pressen kann. Ich stehe sehr auf diese Art, denn zwei Stunden nach ihrem Verzehr kann man sich »gefahrlos« wieder küssen, was in Bezug auf eine Knoblauchzehe schon mal geschlagene zwei Tage dauern kann ...
Die Schoten werden bis zu sieben Zentimeter lang, sind dünn und springen verzögert auf, ein Wintersteher. Der Sinn dahinter: Die schmackhaft-scharfen Samen werden so nicht sofort und in Gänze ausgestreut, sondern über mehrere Monate lang verteilt. Das hat den Vorteil, dass in Phasen zu starker Nässe, stets die nächste Pflanzengeneration gesichert ist. Übrigens lassen sich an derartigen Säumen, ja selbst in lichten Laubwäldern, diese sparrig-starren Knoblauchsrauken-Mumien noch im Winter spielend leicht an den vielen steif aufrecht gerichteten Schoten identifizieren.