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OFFENER BRIEF DER RADCLUB MACHT MOBIL – UND ERLÄSST REGELN FÜR BRÄGEL. OB DAS GUT GEHT? 2008 bis 20212
ОглавлениеBrägel hat sich in den Skiurlaub verabschiedet. Das ist natürlich auszuhalten, allerdings fehlt er uns am Stammtisch, weil wir zurzeit alles selbst bezahlen müssen. Dafür ist es ruhiger, weil uns der Lapp nicht alle naslang mit seinen seltsamen Ideen nerven kann. Und damit das so bleibt, beschließen wir auf Initiative des Präsidenten, einen Brief an Brägel zu schreiben. Darin listen wir ihm eine Art Fahrplan für die nächste Saison auf, an den er sich zu halten hat. Den Brief soll er am ersten Stammtisch bekommen, nachdem er wieder da ist. Wir trinken noch ein Hefe hell, dann schreiben wir:
Lieber Brägel,
schön, dass du wieder da bist. Während du das liest, bestellt der alte Hans eine Runde auf deine Rechnung – es sei denn, du hebst jetzt die Hand. Nicht? Gut, also Prost. Wir möchten dich herzlich bitten, im nächsten Radjahr folgende Dinge zu beachten:
1.Radpflege: Wir werden dir künftig nicht mehr helfen, wenn du mit deinem Panzer-Hochdruckreiniger den Umwerfer vom Rahmen schießt oder Speichen knickst. Es wäre auch besser, die alte Flasche Terpentin endlich wegzuwerfen, bevor du wieder die Bremsgummis damit einreibst, damit sie schön glänzen. Und hoffentlich hast du nicht vergessen, dass es dich vergangenen Sommer sauber auf den Asphalt gehauen hat, weil du dein Lenkerband mit einer Lasur für Holztische zum Glänzen gebracht hast. Sah gut aus, war aber ziemlich rutschig. Also: Radpflege nur mit geeigneten Mitteln aus dem Fachhandel, die zudem biologisch abbaubar sein sollten.
2.Ernährungswahn: Verschone uns nächstes Jahr mit deinen Diätideen. Wir haben gehört, dass du seit einiger Zeit mit einer sehr dunklen Brille rumläufst, weil du in TOUR gelesen hast, dass Mäuse, denen man die Dunkelheit entzieht, mehr fressen und fetter sind als die anderen. Lieber Brägel, du bist keine Maus, und nur weil du jetzt eine Schweißerbrille trägst, wirst du auch nicht schlanker.
3.Trainingssteuerung: Bitte sage uns nicht dauernd, wann wir locker oder volle Lotte zu treten haben. Deine Ansagen haben wenig mit Trainingslehre und viel mit deiner Form zu tun. Wenn du gute Beine hast, fahren wir Mitte Februar Bergsprints, wenn du teigig trittst, im Juli Grundlage. Also: Nächstes Jahr fährt jeder so, wie es ihm passt.
4.Rad-Etikette: Wir möchten noch einmal darauf hinweisen, dass manche von uns auch weiterhin keine weißen Radschuhe möchten und auch nicht über die Gründe dieser Entscheidung diskutieren wollen. Wenn du selbst aber weiter wie Bettini im Swinger-Club aussehen möchtest – bitte. Wir nicht, zumindest nicht alle. Der alte Hans würde deine weißen Schuhe aber nehmen, falls du wieder schwarze kaufst.
5.Tacho-Tuning: Wir wissen seit 2001, dass es dir gelungen ist, die Geheimnisse der Reset-Taste deines Radcomputers zu entschlüsseln. Seither stellst du die Jahreskilometer gern mal nach, damit’s besser aussieht. Wir haben uns entschlossen, dir zu sagen, dass wir a) dein schamloses Treiben durchschauen und b) wir es selbst auch tun. Und zwar schon viel länger als du.
6.Körperpflege: Versuche nie mehr, uns für das Massageöl zu begeistern, das du angeblich aus einem Hochtal des Himalaja importierst. Das Zeug ist klebrig, teuer, zieht Mücken an und riecht, als würde man die Fladen einer magenkranken Kuh auf heißem Stein rösten. Da du im Training meist weit hinten fährst, darfst du gerne stinken wie ein Muli. Aber lass uns damit in Ruhe.
Und noch was: Wenn du dir künftig die Beine rasierst, dann nimm wenigstens eine Klinge, die nicht schon zum Marschgepäck deines Uropas im Ersten Weltkrieg gehörte. Einige von uns können kein Blut sehen. Das war’s schon. Nix für ungut und Prost,
Dein Radclub.
Wir sind zufrieden – in zwei Wochen bekommt er das Papier. Doch was schreiben wir ihm nächstes Jahr, wenn er sich daran hält?