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ALTER SCHÜTZT … VOR GAR NIX MIT DEN JAHREN MAL EIN PAAR TRITTE LOCKER LASSEN? UIUIUI, GANZ SCHWIERIG … 2008 bis 2012

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»Nachlassen ist das Schlimmste«, sagte der ehemalige Radprofi Erik Zabel an seinem 30. Geburtstag im Jahre 2000 und schaute dabei so traurig wie ein hungriger Beagle vor dem leeren Futternapf. Danach ist er noch acht Jahre Rennen gefahren, und das nicht schlecht. Im Juli 2010 will Jens Voigt noch einmal die Tour de France unter die Räder nehmen. Im September wird er 39 Jahre alt. Und da gibt es noch den Herrn Armstrong aus Amerika, der die Tour in diesem Sommer sogar gewinnen will, was zumindest nicht ganz ausgeschlossen ist. Und der Texaner ist genau einen Tag jünger als »Vogte«. Warum das hier steht? Weil es eine Entwicklung ist, die dem Radclub mehr und mehr Sorgen macht. An Jahren sind die Herren Berufsfahrer gar nicht so weit entfernt von uns (den alten Hans ausgenommen). Aber während wir bei langen Steigungen mittlerweile oft auf 39x28 runterschalten, fahren diese Profi-Geronten noch die Tour im 40er-Schnitt. Zwar haben die mutmaßlich ganz andere Drogen in der Blutbahn als wir, aber trotzdem.


»Diese Leistungs-Opas sind langsam lästig«, faucht Brägel am Stammtisch und erzählt, dass er zu Hause Ärger bekommt, wenn er sich samstags nach dem Training mit Hinweis auf sein hohes Alter aufs Sofa fläzt, statt im Garten Erdbeeren zu harken oder Jan-Miguels Rad zu reparieren. Neulich habe er sich mit Hinweis auf Rückenschmerzen geweigert, den Römertopf aus dem oberen Küchenregal zu holen. Da habe Viola zu ihm gesagt: »Der Armstrong fährt klaglos die Tour und du liegst hier rum. Und das mit dem Topf, das schafft ja selbst Jopi Heesters locker.« Der alte Hans fragt, in welchem Team Heesters fahre, aber keiner hört zu. Ist schon wahr: Das Verlängern der Jugend bis Mitte 60 führt zu so manchem Problem. Während Menschen Anfang 50 früher in der Straßenbahn noch ein Sitzplatz angeboten wurde, musst du heute in diesem Alter Trondheim–Oslo unter 22 Stunden fahren, sonst hängen dich die 70-Jährigen ab. Bei der wöchentlichen Wampenschau in der Sauna muss man zweieinhalb Stunden die Luft anhalten – in einem Alter, über das man früher gesagt hätte: Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel. »Und das Schlimmste ist«, sagt der Präsident, »meine Frau will, dass ich mir die Haare färbe.« Das sei ja das Wenigste, knarzt der alte Hans: »Sieht ja eh keiner.« Für den Gag gibt’s ein Hefe hell von Brägel.

Das Problem aber bleibt – wollen wir wirklich noch zulegen, obwohl unser Haltbarkeitsdatum langsam abläuft, oder darf’s dann auch mal etwas ruhiger sein? Brägel schlägt vor, künftig samstags in drei Leistungsgruppen zu fahren. Die sollen »Speed«, »Medium« und »Easy riding« heißen; das ist wohl Brägels Fortbildung neulich geschuldet, bei der selbst klare deutsche Worte durch englische ersetzt wurden, weil’s besser soundet. Am Samstag scharen sich aber fast alle bei »Speed«. Bei »Medium« steht gar keiner, und bei »Easy riding« nur der Präsident, der sagt, er möge kein blutiges Fleisch. Wir winken ihn zu uns und fahren los. Der Versuch ging völlig schief, gefahren wurde wie immer: link. Also so lange wie möglich an einem guten Hinterrad. Natürlich auch mit hinterhältigen Attacken und Treten bis zur Kotzgrenze am letzten Berg. Hinterher waren sich alle einig, dass man ja auch nicht freiwillig in eine schwache Gruppe gehen könne. »Wie sieht denn das aus«, sagt der alte Hans. »Genau das ist das Problem«, antwortet Brägel, »wenn nicht mal unser altes Wrack ruhiger fahren will, geht natürlich auch kein anderer hin.« Nach etwa zehnminütigem Tumult ist klar, dass wir noch lange nicht bereit sind, im Sattel unser Alter zu akzeptieren. Lieber tot als Zweiter – das gilt ewig.

Wenn das also nicht geht, müssen wir uns zumindest länger erholen, um annähernd altersgerecht Radsport zu treiben. Wir beschließen daher, die Trainingsrunden effektiv um fünf Kilometer durch eine Abkürzung zu kürzen, für die Berechnung des Schnitts belassen wir es aber bei der alten Streckenlänge. Dadurch erreichen wir den angestrebten Durchschnitt mit weniger Anstrengung. »Aber das ist doch Betrug«, mosert der Präsident. »Möglich«, sagt Brägel, »aber es macht ein gutes Gefühl und überhaupt – was ist im Radsport schon sauber.« Da hat er auch wieder Recht. Wenn man bedenkt, wie granatenmäßig normalerweise bei den Jahreskilometern gelogen wird, ist das Schnitt-Tuning fast zu vernachlässigen. Zur weiteren altersgerechten Schonung beschließen wir außerdem noch, das dritte Kettenblatt zuzulassen. Die montägliche Gymnastik wird dafür in einen weiteren Stammtisch umgewandelt.

Damit sollten wir die nächsten zehn Jahre hinkommen. Kommenden Samstag wird wieder gefahren, bis die Herzklappe wummert. Der alte Hans ist schon heiß darauf, seine persönliche Antwort auf das »alte Wrack« zu geben.

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