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2.5 Begriffe der Bildungsgeographie und Bildungsforschung

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In der Bildungsgeographie gibt es eine Reihe von Fachbegriffen, die teilweise aus der Bildungsforschung entlehnt wurden. Einige dieser Begriffe werden in Kapitel 4 verwendet und sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.

Standorte von Bildungseinrichtungen

Bei der Betrachtung der Standorte von Bildungseinrichtungen kann zwischen Makro- und Mikrostandorten unterschieden werden (Kap. 4.1). Als Makrostandort wird die großräumige Lage bezeichnet, während sich der Begriff des Mikrostandorts auf die unmittelbare räumliche Umgebung einer Bildungseinrichtung bezieht. Das Einzugsgebiet einer Bildungseinrichtung wird durch die Lage und Verteilung der Wohnstandorte der betreffenden Bildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer bestimmt. Wenn sich mehrere Bildungseinrichtungen zusammenschließen, spricht man von einem Schul- oder Hochschulnetz. Derartige Bildungsnetze werden auf regionaler, nationaler oder internationaler Ebene organisiert. Mit dem Begriff der Bildungslandschaft werden verschiedene bildungsbezogene Einrichtungen innerhalb eines räumlichen Ausschnitts bezeichnet.

Teilhabe an Bildung

Unter dem Begriff der Bildungsbeteiligung wird die Teilhabe an institutionalisierten Bildungsangeboten gefasst (Kap. 4.2). Auch wenn damit meistens der Besuch einer formalen Bildungseinrichtung gemeint ist, kann der Begriff prinzipiell auch auf non-formale Bildung ausgedehnt werden. Die Möglichkeiten des Bildungszugangs und die Bildungsaspirationen, d.h. der angestrebte Bildungsabschluss, wirken sich auf die Bildungsbeteiligung aus. Als Bildungserfolg wird in der Bildungsgeographie üblicherweise der Erwerb eines angestrebten Bildungsabschlusses bezeichnet, der sich dann statistisch in einem klassifizierbaren Ausbildungs- bzw. Bildungsniveau artikuliert. Wenn eine Bildungsteilnehmerin oder ein Bildungsteilnehmer von einer Bildungsstufe (z.B. Sekundarbereich II)in eine höhere Bildungsstufe (z.B. Hochschulstudium) wechselt, spricht man von einem Übergang oder Übertritt.

Bildung und politische Steuerung

Untersuchungen über Bildung und politische Räume nehmen immer häufiger Bezug auf das Konzept der Governance (Kap. 4.3). Mit Bildungsgovernance ist die Steuerung von Bildungseinrichtungen und Bildungsangeboten durch ein Zusammenspiel von staatlichen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren gemeint. Teilweise entfaltet Bildungsgovernance Wirkungen, die über die Grenzen eines Schulbezirks hinausgehen und auf übergeordneten geographischen Maßstabsebenen auch größere territoriale Einheiten betreffen können.

Bildung und Entwicklung

Das wechselseitige Verhältnis von Bildung und Entwicklung ist seit vielen Jahren ein wichtiges Themenfeld der Bildungsgeographie (Kap. 4.4). Der als Alphabetisierung bezeichnete Prozess des Erwerbs von Schreibund Lesekenntnissen wird oft mit Fortschritt und Entwicklung in Verbindung gebracht. Von einer alphabetisierten Bevölkerung mit einem großen Anteil von Hochqualifizierten kann sich ein Staat eine Bildungsrendite erhoffen – d.h. finanzielle Vorteile oder Einnahmen, denen Investitionen in den Bildungssektor vorausgegangen sind.

Bildung und Migration

Im Kontext von Bildung und Migration nimmt das Konzept des brain drain eine wichtige Rolle ein (Kap. 4.5). Es bezeichnet die Abwanderung von Hochqualifizierten, die für die betreffende Herkunftsregion als Verlust bilanziert werden kann. Demgegenüber verzeichnet die Zielregion in diesem Fall einen Zugewinn, der als brain gain verbucht wird. Von brain waste wird in der wissenschaftlichen Literatur gesprochen, wenn hochqualifizierte Migrantinnen oder Migranten keine qualifikationsadäquate Beschäftigung finden und aufgrund der Nichtanerkennung von Abschlüssen gezwungen sind, in einem Bereich unterhalb ihres Qualifikationsniveaus zu arbeiten.

Bildung und Ökonomie

Das Themenfeld von Bildung und Ökonomie war lange Zeit geprägt durch Untersuchungen zu den direkten und indirekten regionalökonomischen Effekten von Hochschulen (Kap. 4.6). Es wurde erkannt, dass höhere Bildungseinrichtungen für regionale Arbeitsmärkte und für die regionale Wirtschaftsentwicklung eine wichtige Rolle spielen. In den vergangenen Jahren ist im internationalen Rahmen ein verstärkter Wettbewerb zwischen Hochschulstandorten zu verzeichnen. Das Studium gewinnt in diesem Sinne den Charakter einer Ware oder Dienstleistung, die auf dem Bildungsmarkt gehandelt und erworben werden kann. Auch im Bereich der Schulen vollzieht sich eine Ökonomisierung, die u.a. durch eine zunehmende Bedeutung von Schulen in privater Trägerschaft sichtbar wird.

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