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3.3.3 Gesellschafts- und kulturkritische Perspektiven

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Kontext der fortschreitenden Neoliberalisierung

Nachdem die Bildungsgeographie in Großbritannien zunächst auf einzelne Forschungsbeiträge beschränkt blieb (MAXFIELD 1972; RYBA 1976; MARSDEN 1987; BONDI & MATTHEWS 1988; HEFFERNAN 1989; BRADFORD 1990; GOULD 1993 und 2000) und sich nicht dauerhaft als humangeographische Teildisziplin etablieren konnte, findet die dortige Humangeographie nunmehr ein zunehmendes Interesse daran, bildungsbezogene Forschungsfragen aus einer gesellschafts- und kulturkritischen Perspektive zu untersuchen. Diese Bewegung wurde unterstützt durch zwei internationale Konferenzen, die 2009 und 2012 an der Loughborough University veranstaltet wurden. Bei der sich formierenden und nahezu ausschließlich qualitativ arbeitenden geography of education geht es vor allem um die Untersuchung bildungs- und gesellschaftspolitischer Aushandlungsprozesse im Kontext einer fortschreitenden Neoliberalisierung (BUTLER & HAMNETT 2007; HANSON THIEM 2008; BARKER et al. 2010; COOK & HEMMING 2011; HOLLOWAY et al. 2010; HEMMING 2011). Das Bildungswesen wird als ein Ort identifiziert, an dem politische wie auch ökonomische Steuerungsinstrumente sichtbar und wirksam werden. Ausgehend von diesen Überlegungen können bildungsgeographische Arbeiten aufdecken, wie wirtschaftliche und politische Macht im Kontext von Schulen und Hochschulen ausgeübt wird und welche gesellschaftlichen Implikationen damit verbunden sind. Aus einer kritisch-hinterfragenden Perspektive wird z.B. untersucht, ob bildungspolitische Maßnahmen und Förderprogramme tatsächlich geeignet sind, um die Bildungschancen benachteiligter Bevölkerungsgruppen zu erhöhen und ein höheres Maß an Bildungsgerechtigkeit herzustellen. In diesem Zusammenhang ist der Beitrag von GYURIS (2014) interessant, der sich mit den Strukturen des Bildungswesens in Ungarn im Kontext des Kommunismus sowie mit Veränderungen während der nachfolgenden Jahre einer fortschreitenden politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Transformation befasst.

Die neuen Beiträge und Forschungsansätze aus gesellschafts- und kulturkritischer Perspektive stellen für die Bildungsgeographie eine anregende und vielversprechende Erweiterung dar. Dennoch bleibt für die Bildungsgeographie im deutschen Sprachraum bisher eine stärkere empirische Fundierung und eine Kombination bzw. ein Nebeneinander von quantitativen und qualitativen Verfahren charakteristisch.

Bildungsgeographie

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