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Vorwort

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Für viele Menschen sind die Jahre des Bildungserwerbs eine intensive und prägende Erfahrung. Klassenzimmer und Hörsäle sind die Orte, an denen Menschen ihre Position in der Gesellschaft zugewiesen bekommen oder aushandeln können. Selbstverständlich ist diese Position nicht vollkommen festgelegt und betrifft auch Lebensbereiche außerhalb des Bildungswesens, aber der Besuch von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen spielt doch eine sehr wichtige Rolle in gesellschaftlicher, beruflicher und persönlicher Hinsicht. Durch den Erwerb oder Nichterwerb von Bildung werden die biographischen Verläufe ein Stück weit vorgezeichnet. Dies gilt in besonderer Weise für die soziale Stellung und die Eröffnung von Möglichkeiten am Arbeitsmarkt. Wie der Begriff der Wissensgesellschaft zum Ausdruck bringt, befinden wir uns in einer Zeit, in der Bildung und Wissen eine ganz besondere Bedeutung beigemessen wird. Bildung wird als eine zentrale Wirtschaftsressource und als Zugangsmöglichkeit zu gesellschaftlicher Partizipation erachtet.

Im Rahmen unseres Lehramtsstudiums der Geographie an der Universität Heidelberg hatten wir alle drei Gelegenheit, uns in Lehrveranstaltungen von Peter Meusburger mit der Bildungsgeographie auseinanderzusetzen. So wurden wir dafür sensibilisiert, welche Bedeutung bildungsbezogenen Fragen innerhalb der Humangeographie zukommt. Es ist daher kaum verwunderlich, dass wir in unseren Dissertationen bildungsgeographische Themen untersucht haben. Als besonders anregend haben wir den Austausch im Arbeitskreis Bildungsgeographie der Deutschen Gesellschaft für Geographie empfunden, dem wir inzwischen seit mehr als zwanzig Jahren als aktive Mitglieder angehören. Wir vertreten die Geographie in der Bildungsforschung und treten für eine internationale Vernetzung der Bildungsgeographie ein. Für unsere Studierenden bieten wir regelmäßig bildungsgeographische Lehrveranstaltungen an und betreuen gern Abschlussarbeiten zu bildungsgeographischen Themen.

Dieses Lehrbuch hat zum Ziel, einen Überblick über die wissenschaftliche Disziplin der Bildungsgeographie zu vermitteln und konkrete Einblicke in das bildungsgeographische Arbeiten zu eröffnen. Das Buch wendet sich in erster Linie an Studierende, Doktorandinnen und Doktoranden, die sich mit bildungsgeographischen Fragestellungen beschäftigen und nach Orientierung und Anregungen für die eigene Arbeit suchen. Weiterhin richtet sich das Buch an einen disziplinübergreifenden Kreis von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die an einer raumbezogenen Bildungsforschung interessiert sind und etwas mehr über die Ansätze der Bildungsgeographie erfahren möchten. Mit unserem Buch möchten wir das Interesse an einer Beschäftigung mit bildungsgeographischen Themen wecken und einige Anregungen bieten, die für Seminare und andere Lehrveranstaltungen sowie studentische Abschlussarbeiten, Dissertationen und weiterführende Forschungsarbeiten als Bezugsrahmen dienen können. Somit versteht sich das vorliegende Lehrbuch als aktuelle Ergänzung des mit über 500 Seiten sehr umfassenden Werks „Bildungsgeographie: Wissen und Ausbildung in der räumlichen Dimension“ von Peter MEUSBURGER (1998).

Mit Blick auf die Zielgruppe der Reihe Geowissen kompakt haben wir uns für einen Aufbau entschieden, der zum einen die Grundlagen der Bildungsgeographie aufgreift, zum anderen aber auch wichtige aktuelle und zukunftsweisende Themenfelder darstellt. Im Anschluss an das Einleitungskapitel vermittelt Kapitel 2 einen Überblick über Bildung als disziplinübergreifenden Forschungsgegenstand. Es werden verschiedene Bildungsbegriffe skizziert, Arbeitsmethoden und Datenquellen für die Bildungsgeographie behandelt sowie einige bildungsgeographische Grundbegriffe vorgestellt. Im dritten Kapitel folgt eine Übersicht der wichtigsten Entwicklungslinien der Bildungsgeographie, bevor in Kapitel 4 anhand einer Auswahl aktueller und klassischer Themen sowie anschaulicher Beispiele einige ausgewählte bildungsgeographische Themenfelder vertiefend behandelt werden. Im Einzelnen geht es dabei um Bildungseinrichtungen und ihre Standorte (Kap. 4.1), Bildungsbeteiligung, Bildungserfolg und soziale Ungleichheit (Kap. 4.2), Bildung und politische Räume (Kap. 4.3), Bildung und Entwicklung (Kap. 4.4), Bildung und Migration (Kap. 4.5) sowie Bildung und Ökonomie (Kap. 4.6). Im abschließenden fünften Kapitel werden Perspektiven und Herausforderungen für künftige bildungsgeographische Forschungsarbeiten aufgezeigt.

Das Lehrbuch ist über einen Zeitraum von knapp vier Jahren im Rahmen von regelmäßigen Arbeitstreffen entstanden. Es war uns besonders wichtig, die Bildungsgeographie möglichst übersichtlich und zugänglich zu präsentieren und dabei sowohl älteren Arbeiten Rechnung zu tragen als auch auf aktuelle Forschungen und Themenfelder zu verweisen. Im Februar 2015 haben wir das Buchmanuskript im Rahmen eines mehrtägigen Workshops mit unseren Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und studentischen Hilfskräften intensiv und sehr anregend diskutiert. Für wertvolle Bemerkungen und hilfreiche Hinweise danken wir Michael Bauder, Corina Buckenberger, Catarina Gomes de Matos, Lara Guth, Katharina Hoffmann, Angelika Hoppe, Christoph Mager, Samuel Mössner, Helge Piepenburg und Ben Schmid. Weiterhin danken wir der Freiburger Kartographin Birgitt Gaida für ihre fachkundige Unterstützung bei der Bearbeitung von Abbildungen und Karten. Peter Meusburger danken wir dafür, dass er uns das spannende Forschungsfeld der Bildungsgeographie eröffnet und uns auf unserem eigenen Bildungsweg begleitet hat. Schließlich danken wir Jürgen Schmude als Herausgeber der Reihe Geowissen kompakt sowie Jens Seeling von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft für die umsichtige und zuverlässige Betreuung dieses Publikationsprojekts. Unseren Leserinnen und Lesern wünschen wir eine anregende Lektüre.

Freiburg, Flensburg und Karlsruhe im Frühjahr 2015 Tim Freytag, Holger Jahnke und Caroline Kramer
Bildungsgeographie

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