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ÄHM … UND WORAUF WOLLEN SIE HINAUS, MEIN HERR?

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We all need something to help us unwind at the end of the day. You might have a glass of wine, or a joint, or a big delicious blob of heroin to silence your silly brainbox of its witterings but there has to be some form of punctuation, or life seems utterly relentless.


RUSSEL BRAND, „MY BOOKY WOOK

Hier kommt also dein Decoder-Ring, und du musst ihn nicht mal aus einer Cornflakes-Packung herauskramen. Du wirst bald merken, wie alltägliche Aktivitäten dir ganz von selbst das noch nicht ausgesprochene Wort der Trauben erschließen. Ich sage nicht, dass du schon nach den ersten paar Seiten geniale Aussagen treffen wirst, aber du wirst auf jeden Fall mitreden können. Und nicht nur einfach mitreden, sondern AUF DEINE WEISE REDEN, MIT DEINEN EIGENEN WORTEN. Wein ist schließlich etwas unendlich Persönliches; und anders als man gemeinhin glaubt, hast du absolut das Recht, deinen eigenen Dialekt zu entwickeln, der dich anspricht. Wenn wir beide einen Bissen von derselben Mandarine nehmen, wissen wir nie, ob unsere Synapsen im Gehirn auf die gleiche Weise feuern. Vielleicht unterscheiden sich unsere Eindrücke grundlegend voneinander, doch das spielt keine Rolle. Es kommt darauf an, wie wir selbst diese Wahrnehmungen verstehen und herauszubekommen, wie wir diese Empfindungen ausdrücken können. Wie in jeder großartigen Beziehung ist Kommunikation der Schlüssel; und Kommunikation braucht SPRACHE.

Sie ist unsere grundlegendste Art der Verständigung, ob im Gespräch mit anderen oder als innerer Dialog. Zumindest versuchen wir, mit ihrer Hilfe unsere Umgebung zu verstehen. Leider kann Sprache Menschen aber auch ganz furchtbar voneinander entfremden. Jeder, der schon mal im Ausland gelebt hat, kennt den brutalen Frust des Alltags nur zu gut – ob man nun ein Sandwich bestellen, nach dem Weg fragen oder ein Rezept einlösen möchte. In einer fremden Sprache nach Wörtern zu suchen, die man wahrscheinlich falsch verwendet und falsch ausspricht, kann auch Leute mit gesundem Selbstbewusstsein kirre machen. Da einer Erfindung oft eine Notwendigkeit vorausgeht, wurde die Sprache sehr wahrscheinlich eher aus fundamentaler Not geboren als aus einer Laune heraus, und es ist schon erstaunlich, wie schnell die Lernkurve nach oben geht, sobald man merkt, dass das Toilettenpapier alle ist.

Der Wein jedoch scheint sich diesem instinktiven Sinn für Notwendigkeit entzogen zu haben. Zwar trinken viele regelmäßig Wein, aber kaum einer achtet auf dessen nuancierten Dialekt. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum die meisten Gelegenheitsweintrinker die Weingurus meiden wie Hippies eine Veranstaltung der National Rifle Association. Weinterminologie kann im besten Fall prätentiös, wenn nicht sogar ausgesprochen einschüchternd wirken, und in Nullkommanix die snobistische „Elite“ vom „Normalo“ trennen: Leute, die abends mit Freunden ein Glas trinken gehen, während der Boss einen wichtigen Kunden mit einem großen Rotwein beeindrucken will, oder einfach nur jemand, dem dieses Zeugs aus Trauben am Dienstagabend höllisch gut zur selbst gemachten Bolognese schmeckt. Deshalb wenden sich die Leute vom „Weinsprech“ ab, weil er einen so verunsichert: Je präziser, exzentrischer und esoterischer die Terminologie wird, umso weniger Leute fühlen sich dem Thema gewachsen. So wie wenn du der einzige Trottel im Country Club bist, der weder eine Mitgliedschaft noch einen Maserati hat. Das stresst. Doch hinter dieser Fassade liegt die Schönheit des Weins; eine universelle Sprache, die uns alle verbindet, ein sensorisches Alphabet für die Nase. Und nur darum geht es in diesem Buch: Den schlummernden, glückselig berauschten, bacchantischen Poeten in dir zu wecken. Der irgendwo verschüttet liegt zwischen der Plattensammlung und den Ferien-Polaroids, unter den Kochbüchern und hinter den Kindheitserinnerungen, gegenüber der Lieblingsklamotte und zwischen den Sitzkissen im Familienauto.

Wein ist Kunst, und was Kunst für uns bedeutet, zeigt sich überall: jede Berührung, jedes Gefühl, jeder Geruch, jedes Geräusch, jede Empfindung, jede Emotion, jede Erinnerung, jede Ernüchterung, jeder Schmerz, jede Begeisterung, jeder Liebeskummer, jede Faszination und jede Hochstimmung. Alles dreht sich darum, was wir damit verbinden, und natürlich ist alles relativ. Wir fahren Auto, tragen Uhren, kaufen Klamotten, hören Musik, fotografieren Denkmäler, legen Parfüm auf, essen und trinken hoffentlich gut. Und wir glauben, dass wir die meisten dieser Dinge verstehen oder zumindest eine Ahnung davon haben. Trotzdem halten viel zu viele Wein für eine bizarre, mysteriöse Alchemie, ein Hexengebräu, dessen Geheimnis nur bleiche und golemartige Freaks mit Vitamin-D-Mangel – besser bekannt als „Sommeliers“ – imstande sind zu entschlüsseln. Und ich bin hier, um klarzumachen, dass das nicht stimmt.

Just Wine

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