Читать книгу ZUGVOGEL - K. Uiberall-James - Страница 14
ОглавлениеAnkunft in Deutschland
Nach der Landung erledigen sie schleppend die erforderlichen Formalitäten und folgen dann den Pfeilen in Richtung Ausgang. Amadous und Ibrahims Gehörgänge sind von der Landung noch etwas lädiert, sie hören alle Geräusche wie durch Watte und es knackt und sticht in ihren Ohren. Um dem abzuhelfen, zupfen sie mit zur Seite geneigtem Kopf mehr oder weniger sanft an ihren Ohrläppchen. Sie reden kein Wort miteinander, aber sie denken alle das Gleiche: ‚Hoffentlich holt Malik uns wie versprochen ab.’
Als sie ihn hinter der Glasscheibe am Ausgang entdecken, stößt Ibrahim vor Erleichterung hörbar die Luft aus. Seine Freunde lassen ihre Reisetaschen von den Schultern und die Tüten auf den Boden rutschen und beginnen spontan einen imaginären Tanz mit coolen Rap- Bewegungen. Das ist Amadous Art, Anspannung abzuschütteln, aber auch Sekous, um Freude und Erleichterung auszudrücken. Eilige Passanten lächeln den drei Afrikanern im Vorübergehen freundlich zu, und als Amadou ihre Aufmerksamkeit mit einem perfekten Moonwalk auf sich zieht, bleiben sie sogar stehen und klatschen Beifall. Ibrahim verfolgt nachsichtig schmunzelnd die kindliche Begeisterung seiner Freunde und passt derweil auf ihr Gepäck auf.
Bei der Begrüßung ist die Freude auf beiden Seiten groß. Malik schließt für einen Lidschlag die Augen, um seine Sinne für den Duft der Heimat zu schärfen, der den frisch Angekommenen trotz Klimaanlage im Flugzeug immer noch anhaftet. Er riecht den Staub, der sich auf dem Weg zum Airport auf ihrer Kleidung gesammelt hat; er nimmt den leichten Desinfektionsgeruch der Seife auf ihrer Haut wahr, und er kann sogar noch ganz schwach den Geruch des Waschmittels in der Kleidung wahrnehmen, mit dem alle in Westafrika waschen. Seine Vorfreude auf die Neuigkeiten aus seinem Dorf und die von dort bestimmt mitgebrachten Spezialitäten, lässt seine Augen aufleuchten.
Für die Neuankömmlinge symbolisiert Malik das soziale Sicherheitsnetz, ein Stück Heimat in der Fremde, ohne das sie orientierungslos wären.