Читать книгу ZUGVOGEL - K. Uiberall-James - Страница 9
ОглавлениеUnlogische Konsequenz
Auf dem Heimweg sind die drei Freunde damit beschäftigt, ihre aufgewühlten Gedanken zu sortieren. „Du hast nichts kapiert!“, bricht es heftig aus Sekou heraus. Ibrahim nickt bestätigend.
„Aber, aber ihr müsst doch zugeben, dass er auch etwas Positives gesagt hat.“ Geradezu flehentlich schaut Amadou seine Freunde an.
„Für mich hört sich selbst das Gute noch schlecht an“, meint Sekou; „ich möchte jedenfalls nicht der Gefangene eines Kredites sein.“
„Ich doch auch nicht“, pflichtet Amadou ihm bei, „aber vielleicht verdiene ich ja als Künstler so viel Geld, dass ein Kredit kein Problem ist. Auf jeden Fall werde ich Tag und Nacht arbeiten, um das geliehene Geld zurückzuzahlen und um meinen Eltern ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen.“
Sekou und Amadou schauen Ibrahim an, der sich, seitdem sie das ‚Paradies’ verlassen haben, in zähes Schweigen hüllt. „Sag doch auch mal was dazu“, bettelt Amadou; und Sekou fügt hinzu: „ Du bist der Älteste und der Vernünftigste von uns Dreien, vielleicht hast du eine Idee, einen Rat für Amadou“.
Abrupt bleibt Ibrahim stehen. „Wir werden alle drei fahren.“
„Was??“, schreien Sekou und Amadou wie aus einem Mund auf.
„Also, ich habe mir überlegt, dass wir alle drei für ein Jahr nach Deutschland fahren, um Geld zu verdienen. Nur so können Sekou und ich ein Auge auf dich haben, damit du keinen Mist machst; du bist viel zu impulsiv.“
Während Sekou und Ibrahim sofort anfangen darüber zu diskutieren, wie sie Sekous Onkel überreden können, den Kredit, den er seinem Neffen schon fast zugesagt hat, so aufzustocken, dass sie beide ihren Flug davon bezahlen können, macht Amadou vor Freude ein paar ausgeflippte Tanzschritte. In seinen Augen lodern, bizarr sich spiegelnd, die glühenden Flammen der Kochfeuer vom Straßenrand.
Das Ziel ist gesteckt, der Weg dorthin ist nur noch eine Frage der Planung.
Aufgewühlt, wie sie sind, bekommen Ibrahim, Sekou und Amadou in dieser Nacht kein Auge zu; sie starren mit brennenden Augen in die Dunkelheit, als ob sie mit nur etwas gutem Willen einen Blick in die Zukunft erhaschen könnten.