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MOHN – KANN MAN DAVON EINEN RAUSCH BEKOMMEN?

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Im Grunde genommen waren meine Schwester und ich liebe Geschwister, okay, meistens, na gut – oft. Die meiste Zeit verbrachte ich eh mit meinem Freund. So kamen wir uns selten ins Gehege.

Wir zwei Jungs waren viel unterwegs, falls wir uns nicht gerade gegenseitig mit Hacken drangsalierten und aufgrund dessen zwangsgetrennt wurden. Ob es regnete oder schneite, interessierte uns nicht im Geringsten. Hauptsache draußen.

Die schlimmste Strafe für uns war Stubenarrest. Damit könnte man der heutigen Computergeneration einen Riesengefallen tun. Für mich und ihn war es das blanke Elend, zu Hause eingesperrt zu sein. Wir hatten ja auch traumhafte Bedingungen zum Ausgehen.

Auf unseren Touren wurde permanent nach Essbarem geforscht. So entdeckten wir beispielsweise den Mohn als schmackhaften „Snack“. Der Mohnanbau war im Osten, so weit ich weiß, nicht verboten. Das Produkt Mohn sollte auf dem Kuchen landen und nicht in der Spritze.

Zu jener Zeit hatte ich zwei Arten der Begegnung mit dieser Kapselfrucht. Die eine, die ich fürchterlich fand, wenn meine Mutter auf die Idee kam, Mohnkuchen zu backen oder Pflaumenklöße herzustellen und ich dazu den Mohn mahlen musste. Dazu diente die Mohnmühle, eine hölzerne Handmühle, ähnlich einer alten Kaffeemühle, in die man oben die Mohnsamen reinschüttete und dann die Kurbel drehen und drehen und drehen musste, es ging kaum was durch. Reinste Strafarbeit. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Ich erinnere mich, zwölf bis fünfzehn Minuten benötigte ich für ein Döschen zerquetschten Mohns, welchen man dann unten rauszog. Die drei- oder vierfache Menge wurde für die Pflaumenklöße benötigt, für den Kuchen noch mal das Doppelte. Die Resultate aber waren einfach köstlich.

Mohn – natur! Frisch vom Feld, das war die zweite Variante, eher was für uns Jungs. Mein Opa hatte auf einem seiner Äcker ein Teilstück mit Mohn bestellt, hellblau blühender Mohn (Schlafmohn) war es. Im Sommer auf dem Weg zu unserem Lieblingsziel, dem Steinbruch, nutzten wir die Gelegenheit, um uns hier erst einmal richtig zu stärken. Am besten schmeckte uns der Mohn, wenn er noch unreif war, innen helle, weiße Samen hatte. Nun ja …

Warum man später keinen Mohn mehr anbauen durfte, muss man nicht verstehen, uns hat’s geschmeckt und es ist uns gut gegangen, vorher und danach. Dass wir davon „high“ geworden wären, kann ich nicht behaupten, abgesehen mal davon, dass wir diesen Zustand als solchen nicht kannten. Eher wohl nicht, denn der Sauerampfer (der wuchs besonders gut auf den naturgedüngten Kuhwiesen, also Bio vom Feinsten), den wir ebenfalls frisch geerntet verzehrten, hat diesen Effekt bestimmt neutralisiert.

Wir tranken auch das Wasser aus den kleinen Bächen. War es klar – war es (für uns) sauber und trinkbar. Krank wurden wir davon nie. Wir hatten auch niemals einen Bandwurm oder so ein Zeug.

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