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DIE SAMMLER

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Aber auch diesen – für uns überaus traurigen – Umstand wussten wir entsprechend auszunutzen. Nicht nur wir, besonders der älteste Bruder meines Vaters, mein Onkel H., der alles sammelte, was im Entferntesten nach Wert aussah und sich damit, clever, wie er war, mehr als nur die eine oder andere Mark dazuverdiente. Besonders das legte er beiseite, was man schon seinerzeit als Antiquität vermarkten konnte. Das fand sich dann auf dem von ihm gelenkten städtischen Lkw, einem S4000, den er neben noch einer „Ameise“, so einem einsitzigen Minigefährt, das sich im Größenverhältnis zu einer Ameise nur bedeutend langsamer bewegte, als alleiniger Fahrer nutzte und mit dem er wohl auch seine beliebigen Privatfahrten erledigen konnte. Ich glaube, wenn man nebenherlief, konnte man in etwa Schritt halten.

Und weggeworfen wurde ja viel. Alles, was im Weg stand, wurde entsorgt oder zerhackt. Dass es heute einen unschätzbaren Wert haben würde, hatte damals keinen interessiert. Ich erinnere mich, wie mein Vater ein richtig gutes Klavier zerlegte, was nur ein wenig verstimmt war, ihm aber im Weg rumstand. Oder wie er handwagenweise zig riesige Hirschgeweihe zur Müllhalde brachte. Die stammten aus dem Nachlass der enteigneten Textilunternehmer, deren Fabrik, eine Spinnerei, schräg gegenüber von unserem Garten stand. Aus deren Villa erhielten wir auch schöne, alte, massive Holzmöbel – die heute ein Vermögen wert wären, wenn die Axt nicht schneller zugeschlagen hätte.

Was brennbar war, landete im Ofen, Metall beim Schrotthändler (der sich wohl öfters die Hände vor Freude rieb) und der übrige Rest auf dem Schuttplatz.

Auch wir sammelten das, was Geld brachte. Pappe beispielsweise (Wellpappe, es gab zehn Pfennige für das Kilo), eine Kerzenfabrik aus der Umgebung lud nun in dem zum Schuttplatz gewordenen Loch gleich verladefertig gebündelte, wachsdurchtränkte Kartonagen ab. Wir luden sie auf unseren Zweiräder (Handkarren) und je nach Menge auf unsere zusätzlich schnell geholten Leiterwagen, versteckten diese im Wald und fuhren sie nacheinander einzeln zum Altstoffhändler. Leicht erstaunt über das Gewicht der gefalteten Kartons, zahlte er uns aber das Geld aus. (Wir Schlitzohren hatten außen, oben und unten saubere Pappdeckel draufgebunden, so war vom Wachs nichts erkennbar.)

Ein anderes Mal fanden wir zig leere, verschnürte Zementsäcke. Zum Teil richtig keimig, aber mit dem gleichen Trick machten wir sie auch zu Geld.

Den Volltreffer landeten wir, als wir eines Tages riesige Walzen mit massig schweren Aluscheiben an jeder Seite entdeckten, Durchmesser fast einen Meter. Die Walzen wurden von einer der umliegenden Textilfabriken dort entsorgt. Eine Scheibe wog bestimmt so an die dreißig Kilo. Und für Alu gab es richtig gutes Geld. Hier konnten wir aber nur einige beiseiteräumen. Denn als wir unsere ersten Wagen geholt hatten, lagen die restlichen verbliebenen schon wieder auf der Pritsche des Lkws meines Onkels.

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