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FISCHE FANGEN

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Der Angelsport hatte es mir und meinem Freund bereits seit Kindertagen angetan. Oder besser gesagt das Angeln an sich, denn der Sport war höchstens beim schnellen Wegrennen gefragt. Dass man dazu einen Angelschein brauchte, interessierte uns eher weniger. Wir angelten dann, wann wir Lust hatten. Wir angelten dort, wo wir Lust hatten.

Die Spree als Angelgewässer schied definitiv aus, da sie zu meiner Zeit mehr als klinisch tot war. Chemisch vergiftet, absolut erledigt. Und das bereits unweit der Quelle! Was bis zu unserer Gemeinde die Farbspiele der Abwässer aus den Textilbuden vielleicht noch überlebte, wurde dann spätestens durch die Reste aus der Feuerverzinkerei erledigt. So war das damals – schlimm. Aber im Spreewald „kahnte“ man bereits wieder in diesem Fluss, Berliner in Ost wie West badeten sogar darin. Muss sich wohl zwischendurch irgendwie selbst geheilt haben, die Spree.

Es gab aber auch bei uns noch saubere Gewässer. Forellen schwammen in der Kote, einem kleinen Bach am Stadtrand, zu dem wir jedoch immer ein ganzes Stück zu Fuß laufen mussten. Diese flinken Bachbewohner waren fast nicht zu kriegen. Mit etwas Ausdauer und Geschick fingen wir sie trotzdem manchmal.

Einfacher war es, auf Flussbarsche im Steinbruch aus zu sein. Mit einem schönen, fetten Wurm am Haken klappte es fast immer. Wir kannten die Stellen, an denen sie ziemlich rasch anbissen.

Die Barsche waren freilich recht klein, also nichts für die Pfanne. Wir taten sie wieder zurück oder nahmen sie gelegentlich mit nach Hause. Als Ersatzteich wählten wir eine große Zinkbadewanne oder das Bassin, so nannten wir den ausgedienten Schweinetrog bei uns im Garten. Die Tage der Barsche waren folglich gezählt.

Auch die Krebse, die wir zuweilen fingen, nahmen wir mit heim, die verschwanden dann spurlos – wohin auch immer.

Weitaus größeren Spaß machte jedoch das Angeln in den Zuchtteichen. Davon gab es bei uns in der Umgebung zahlreiche. Eine Handangel, das waren Sehne, Schwimmer, Blei und Haken auf ein Stück Plastik gewickelt – das Ding aus dem Sportgeschäft –, war sogar geeignet für mittelgroße Fische. Nun noch eine Gerte besorgt, saftige Regenwürmer ausgegraben, ab ging es zum Teich.

Hier holten wir auch richtige, mehrere Kilos schwere Fische raus, schöne Karpfen oder Schleien, damit konnte die Mutti schon eher was in der Küche anfangen. Die Tümpel waren so gut gefüllt, da bissen die Ersten bereits an, als der Wurm noch gar nicht richtig ins Wasser eingetaucht war. Also, immer ein voller Erfolg, ein Einkaufsbeutel voller Fische.

Das Fischen im Zuchtteich hatte allerdings einen kleinen Nebeneffekt, ein winziges Kribbeln war immer dabei. Denn: Es war verboten! So stand es zumindest auf den Schildern rund um die Gewässer … Man brauchte also gute Augen, ein gutes Gehör und flinke Beine, wenn der Fischzüchter unverhofft nahte. Aber das alles hatten wir!

Während eines Sommerurlaubs an der Ostsee durfte ich irgendwann mit einem erfahrenen Angler am frühen Morgen zum Bodden fahren. Zuvor hatte ich meine Eltern so lange genervt, bis sie mir eine kleine, aber richtige Angel mit allem Drum und Dran kauften.

Fünf Uhr früh ging’s los. Am Wasser angelangt und nach kurzer Zeit der Vorbereitung zuckte bereits der Schwimmer. Ich zog die Rute raus und ein fetter langer Aal hing am Haken. Ich war beeindruckt, mein Begleiter auch. Etwas später, wieder ein Aal, nicht mehr ganz so groß, vielleicht so sechzig Zentimeter. Aber auch nicht schlecht. Zum Abschluss verfing sich noch ein weiterer kleiner Aal an meiner Angel, den ließen wir jedoch wieder zurück ins Wasser.

Mein Begleiter war baff, denn er fing an diesem Tag nur eine kümmerliche Plötze oder so was. Für ein Mittagessen reichte es jedoch, sogar für unsere beiden Familien.

Irgendwann, später in der Schule, trat ich dem Deutschen Anglerverband bei. Mit Prüfung und Beitragszahlung. Ab dann war ich jedoch paradoxerweise nur noch selten auf Fischfang. Vielleicht fehlte der Nervenkitzel?

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