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Positivität funktioniert

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Es gibt durchaus Kritik an dem exklusiven Einsatz positiver Methoden – aber diese läuft meistens auf zwei Haupteinwände hinaus, denen ich beiden nicht zustimme. Nummer Eins lautet, dass diese Methode zu verhätschelnd und nett sei – und wir die Leute damit zu sehr verweichlichen würden. Für mich ergibt das keinen Sinn. Seit wann ist Güte und Wärme etwas, das man begrenzen oder vermeiden sollte? Wir finden diese Einstellung sehr oft in unserem Bildungswesen, da häufig angenommen wird, Kinder würden eine positive Behandlung nur bis zu einem gewissen Alter – sagen wir, neun oder zehn – brauchen oder verdienen. Danach werden strengere, kältere, weniger verständnisvolle Methoden gebilligt und sogar gutgeheißen. Pfui! Ich bin mittleren Alters und ich wünsche mir immer noch, dass jede Person, die mir etwas beibringt – sei es mein Lauftrainer oder eine Steuerberaterin, die ihr Wissen mit mir teilt – freundlich zu mir ist. Ich möchte nicht, dass die Leute mir gegenüber streng oder kritisch sind oder mir das Gefühl vermitteln, dass ich dumm sei. Wir müssen uns von dem Gedanken lösen, dass nur unsere jüngsten Gesellschaftsmitglieder einem Höchstmaß an Milde bedürfen. Es ist keine altersabhängige Strategie, Dinge anhand von Positivität und Wärme zu vermitteln und wir sollten aufhören, anzunehmen, dass eine besonders gütige und milde Person nur dazu geeignet ist, die Allerjüngsten zu unterrichten.

Der zweite Einwand ist, dass diese Methoden nicht oder nur bei leichten Fällen funktionieren würden. Viele Menschen glauben, dass es eine Sache ist, positiv, gütig und sanft zu sein, wenn man einem Hund Grundkommandos wie „Sitz“ oder „Platz“ beibringt oder ihm vermittelt, dass er einen zur Begrüßung nicht anspringen soll. Aber wenn es darum geht, dem Hund beizubringen, dass er an anderen Hunden vorbeigehen soll, ohne sie anzukläffen und sich in die Leine zu legen oder dass er keine Gäste beißen darf oder dass er bei Fuß gehen soll – dann ist Strenge vonnöten. In anderen Worten, es gibt einen weitverbreiteten Glauben, dass sanfte, positive Methoden der Verhaltensbeeinflussung nicht so wirksam seien wie strengere Methoden. Tatsache ist aber, dass die sanften Methoden mindestens genauso effektiv sind. Positive Trainingsmethoden sind in der Lage, alle Arten von Verhalten zu beeinflussen – nicht nur die einfachen, und das gilt sowohl für Hunde als auch für Menschen. Die grundlegenden Mittel und Strategien, um das Verhalten anderer zu beeinflussen (d.h., sie zu erziehen) unterscheiden sich nicht für unterschiedliche Verhaltensweisen und Ziele. Die Lernprinzipien, die in diesem Buch später behandelt werden, treffen immer zu – unabhängig vom Kontext und gleichgültig, welches Verhalten beigebracht oder modifiziert werden soll.

Andere Spezies, gleiches Prinzip

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