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Vorwort

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Von Patricia McConnell, Ph.D.

Kennen Sie das, wenn Ihnen zu spät einfällt, was Sie hätten sagen sollen? Vielleicht während der Heimfahrt nach einem Meeting oder während Sie sich gerade unter der Dusche einseifen? Mir geht es ständig so und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin. Vielleicht geht es Ihnen genauso. Aber es trifft nicht auf Dr. Karen London zu, da sie die schlagfertigste Person ist, die ich kenne. Bei ihr kann man sicher sein, dass sie immer genau das Richtige sagt, und zwar genau zum richtigen Zeitpunkt.

Und hier hat sie es wieder geschafft: Dies ist ein Buch voller perfekter Tipps – Tipps, die Ihr Leben unglaublich verbessern werden, weil sie die Grundsätze des Hundetrainings in Ihr Leben einbringen. Hätten Sie gerne, dass Ihr Ehepartner Ihnen öfters Blumen mitbringt? Dass Ihre Kinder ihre Kleidung aufhängen und den Süßigkeiten an der Supermarkt-Kasse widerstehen? All das ist möglich und Karen wird Ihnen beibringen, wie es geht. Verhaltensbeeinflussung ist keine Quantenphysik, aber die meisten von uns haben nicht von klein auf gelernt, sie anzuwenden. Karen erinnert uns jedoch daran, dass gute Hundetrainer ihre Hunde dazu bringen, Erstaunliches zu leisten: Diese Hunde sind bereit, abrupt abzubremsen, obwohl sie gerade ein Kaninchen jagen oder eine fettige Essenverpackung auf ein ruhiges Wort ihres Besitzers hin fallen zu lassen. Wenn wir es schaffen können, hochmotivierte Raubtiere – die noch dazu zu einer anderen Spezies gehören – dazu zu bringen, fröhlich zu uns zurückzukommen und Futter abzulehnen, das wie von Zauberhand vor ihnen erscheint, dann können wir es sicher auch schaffen, unsere Kinder dazu zu bringen, an der Bordsteinkante stehenzubleiben, anstatt hinter einem Ball her auf die Straße zu rennen!

Dieses Buch ruft uns ins Gedächtnis, dass „Training“ in Wirklichkeit eine Art der Verhaltensbeeinflussung ist und dass positive Verstärkung diesbezüglich eines der Hauptwerkzeuge ist. Diese Methode bietet allen Tierarten Chancengleichheit: Anhand von positiver Verstärkung können Zoowärter Blutproben von Tigern entnehmen, Hundetrainer Hunden beibringen, ihre Spielzeuge in einen Korb zu legen und Ehepartner Hilfe beim Hausputz erhalten. Hundetrainer, die positive Verstärkung anwenden, sind von der Effektivität dieser Methode niemals überrascht – aber uns überrascht sehr wohl, wie selten sie im restlichen Leben eingesetzt wird. Es scheint, als ob die menschliche Spezies einen Hang zu Beschwerden, Strafen und Korrekturmaßnahmen hat, obwohl diese Methoden selten so wirksam sind, wie wir gerne glauben würden.

Hier ist ein kleines Beispiel aus meinem eigenen Leben: Als ich meinen Ehemann gerade kennengelernt hatte, erzählte er mir von den häufigen Beschwerden seiner Ex-Frau, die dahin gingen, dass er sie tagsüber selten anrief oder ihr mailte – nicht einmal, wenn es um etwas Wichtiges ging, das wenig Zeit in Anspruch genommen hätte. Da ich zu dem Zeitpunkt frisch in ihn verliebt war, wusste ich, dass ich gerne auch untertags gelegentlich Kontakt mit ihm hätte. Ich traf die bewusste Entscheidung, eine fehlende Reaktion seinerseits niemals zu erwähnen, aber schamlos mit ihm zu flirten, wenn er auf meine Kontaktaufnahme reagierte. In weniger als einem Monat hatte ich ihn so weit, dass er mir öfter mailte oder mich anrief als ich ihn.

Vielleicht denken Sie nun: Oh nein, wie manipulativ! Eine meiner Lieblingsstellen in diesem Buch ist Karens Beobachtung, dass der Einsatz positiver Verstärkung oft als „manipulativ“ gebrandmarkt wird, während wir diesen Begriff niemals für negative Reaktionen – wie beispielsweise Beschwerden oder Strafen – verwenden. So wahr und gleichzeitig komplett unlogisch.

Logisch – und wirksam – wäre es, wenn wir grundlegende Lernmethoden einsetzten, um uns das Leben zu erleichtern. Karens Buch erklärt diese Methoden (wie z. B. Einfangen von Verhalten, Freies Formen, Locken und die Bedeutung des äußeren Umfelds) nicht nur, sondern bietet auch eine Fülle an Beispielen, die aus dem echten Leben gegriffen sind. Zum Beispiel setzte Karen Methoden direkt aus dem Hundetraining ein, um das Verhalten einer Kassiererin in ihrem örtlichen Supermarkt von „unfreundlich“ auf „freundlich“ umzupolen oder um ihren schüchternen Sohn dazu zu bringen, seine Großeltern sofort nach deren Eintreten zu umarmen. Das alles ohne Nörgeln und ohne das Einjagen von Schuldgefühlen, sondern anhand von einfachen Maßnahmen, die das Leben für alle Beteiligten einfacher und befriedigender machen.

Aber es sind nicht nur unsere Söhne, unsere Ehepartner oder alle anderen Menschen, mit denen wir regelmäßig in Kontakt stehen, deren Verhalten unser Leben zu Himmel oder Hölle machen kann. Es sind wir selbst. Wenn Trainer und Schüler in ein und demselben Körper und Geist wohnen, kann es ein bisschen schwierig werden. Mit den eigenen Gewohnheiten zu brechen ist besonders schwer und diese Tatsache besitzt solch eine allgemeine Gültigkeit für die menschliche Natur, dass keine Beispiele nötig sind. Karen eilt jedoch auch hier zu Hilfe und führt Beispiele aus ihrem eigenen Leben an, um aufzuzeigen, wie wir unser eigenes Verhalten auf effektive und angenehme Weise beeinflussen können.

Lassen Sie mich ganz offen sein: Ich bin nicht völlig objektiv. Ich habe Karen kennengelernt, als sie im Jahr 1996 meine Lehrassistentin an der University of Wisconsin-Madison wurde. 150 Studenten belegten den Kurs mit dem Titel „Die Biologie und Philosophie von Mensch-Tier-Beziehungen“, der Lehrplan war voller Kontroversen, und es war sehr viel Interaktion zwischen mir, ihr und den Studenten notwendig. Es gab viel zu organisieren und da Karen immer behilflich war, begann ich sie Radar zu nennen, nach Korporal „Radar“ O’Reilly aus der Fernsehserie M*A*S*H. Radar hatte die Antwort immer schon parat, bevor die Frage gestellt worden war – er war der Inbegriff einer „unschätzbaren Hilfe“. Karen und ich führten unsere Zusammenarbeit in der Hundeschule „Dog’s Best Friend Training“ fort, wo Karen sich von Assistenztrainerin zu Verhaltensberaterin hocharbeitete und schlussendlich einige unserer schwierigsten Aggressionsfälle betreute.

Aggression war nichts Neues für Karen. Als sie sich als meine Lehrassistentin bewarb, schloss sie gerade ihre Ph.D.-Forschungsarbeit zu Aggressionsverhalten bei Wespen ab – die einzigen Tiere, vor denen ich wirklich Angst habe. Sie wusste bereits damals, dass es für uns alle im Bereich des Möglichen liegt, das Verhalten der Lebewesen um uns herum zu beeinflussen, ob diese nun sechs, vier oder zwei Beine haben. Karen hat die Grundsätze des Hundetrainings besser in ihr Leben inkorporiert als jeder andere Mensch, den ich kenne – und ich kenne viele herausragende Tiertrainer. Niemand hat den Dreh so heraus wie sie. Für mich war dieses Buch eine Inspiration und es wird auch für Sie eine sein. Ganz ehrlich, ich kann es kaum erwarten, dass Sie es lesen.

Andere Spezies, gleiches Prinzip

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