Читать книгу Spring! - Karina Förster - Страница 10

Kapitel 5

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Verärgert lasse ich ihn hinter mir stehen und gehe zu Lisa, die mit einem hochgezogenen Bein an der Hauswand gelehnt steht und mit Kai flirtet. Er lächelt, als er mich kommen sieht.

»Das war ja mal ne Einlage, kleine Springerin.«

»Ja«, stimmt Lisa schmunzelnd zu, »Und um einiges grandioser, als auf dem Steg. Alle hatten Stielaugen.«

»Na ja«, säuselt Kai und lacht erheitert auf, »wenn du das so umschreibst.«

Lisa stößt ihn wegen seiner Anspielung liebevoll an. Im selben Moment wird nach ihr gerufen. Sie sieht uns entschuldigend an, eilt zu ihren Gästen und lässt mich mit Kai stehen, der noch immer breit grinst.

Wie kann er so unschuldig aussehen und es doch so faustdick hinter den Ohren haben?

»Hallo Kuppler, äh Kai«, beginne ich.

»So garstig. Meinetwegen? Nein!«

Ne, klar. Er ist die Unschuld vom Lande!, verfluche ich ihn innerlich.

»Warum hast du das gemacht?«

»Lisa mag Ninette nicht.«

Verächtlich schnaube ich aus und stelle mich von einem Bein auf das Andere. Hat er echt keine bessere Ausrede? »Das ist sicher nicht schwer. Aber was hat das mit mir zu tun? Benutzt ihr mich, Kai?«

»Nein Ella. Ich kenne Nicky und Lisa, seit ich denken kann«, beginnt er zu erklären und führt mich zu einem freien Platz. Dort setzen wir uns. »Ich kenne die ganze Familie. Mit Nicky und Lisa bin ich zur Schule gegangen. Wie du sicherlich bemerkt hast, ist die Familie nicht gerade … unvermögend. Ninette weiß das und kreist wie ein Geier über Nicky. Sie ist so skrupellos, dass sie es sogar geschafft hat, seine Freundin abzusägen. Nun will sie auf die vakante Position und ist dabei sehr unbeirrt und kontinuierlich.«

»Wo ist da das Problem?«, entgegne ich spitz, weil es doch genau genommen Yanicks Sache ist, mit wem er zusammen ist. Irgendetwas muss er doch an dieser Pudeldame finden, weil er sich auf eine schnelle Nummer in der Küche mit ihr einließ. »Vielleicht mag er Ninette ja!«

Kai lacht schallend auf und es klingt weit mehr als vergnügt.

»Ella. Glaub mir, er mag sie nicht. Er vögelt sie, mag sein. Aber er mag sie nicht.«

Sein Gesicht wird ernst und er sieht über die Terrasse. Ich folge zögernd seinem Blick und sehe Yanick. Er unterhält sich mit einem Gast. Sein Lachen dringt bis hier herüber.

Es klingt nicht unsympathisch oder aufgesetzt, eher echt und entspannt. Er ist wie alle anderen Gäste hier auf dem Hausboot. Und doch … vorhin in der Küche …

Kai nimmt meine Hand und ich sehe wieder zu ihm. Seine Lider sind geschlossen und eine kleine Falte um den Mund zuckt. Verzückt hebt er eine Augenbraue, als er sagt: »Du arbeitest mit Kindern?«

»Ja. Sieht man mir das an?«

Kai antwortet nicht, sondern spricht leise weiter: »Sie sind für dich der Inbegriff von Leben und Liebe.«

Ich sehe zu unseren Händen und denke, dass wir da einer Meinung sind. Es gibt wenige Menschen, die es anders finden und so schätze ich Kai nicht ein.

»Ella«, sagt er und öffnet die Augen, »du bist das perfekte Geschenk.«

Er legt theatralisch seine Hand an sein Herz und ich vermute, dass Lisa ihm von meiner Abfuhr erzählt hat. Sie betrachtet mich ja als ihr Geschenk.

»Es tut mir sehr leid, dass du deinen Großvater verloren hast und er diese zweite Lücke in deinem Leben hinterlassen hat.«

»Woher …«, stottere ich und setze mich aufrecht. Er spielt mit mir und nun kennt er den Punkt, bei dem ich anspringe. Fast hätte ich ihm geglaubt und ich entreiße ihm schnell meine Hand.

»Höre auf! Das ist nicht lustig.«

»Nein, hilfreich. Nützlich manchmal. Und manchmal sogar bequemer.«

»Inwiefern?«

»Liebes, dir das zu erklären, würde mich Stunden kosten. Und selbst dann würdest du es aller Voraussicht nach nicht begreifen. Also lassen wir das Thema. Okay?«

Ich bin dabei.

»Du und Lisa, seid ihr … zusammen?«, wechsele ich das Thema.

»Ich sage es mal so: Wir teilen einige Lüste. Aber zusammen sind wir nicht. Wir lassen uns offen für verschiedene Menschen«, erwidert er.

»Ihr seid komplett schräg, aber irgendwie mag ich euch«, antworte ich. »Schön, dass ich gesprungen bin und hier sein kann.«

»Ja. So ist es, liebe Ella. Schön, dass du gesprungen bist. Schlicht und einfach nur schön. Ich gehe mal zu Lisa und werde sehen, ob ich ihr etwas helfen kann.«

»Gut«, sage ich nickend und Kai steht auf. Er greift mein Kinn und sieht mir mit seinen grauen Augen in meine. Er streichelt meine Wange und das fühlt sich wie in aller Selbstverständlichkeit an, als wären wir seit Ewigkeiten Freunde. Danach schlenderte er zu Lisa, die am Buffet steht und Teller sortiert. Helfend nimmt er einen Stapel Teller und trägt sie in seine Küche.

Die Reihen der Besucher lichten sich schon und unschlüssig erhebe ich mich ebenfalls. Ich möchte ungern die Letzte sein, die dieses Boot verlässt. Yanick hat den Shuttle zum Festland übernommen, legt im Augenblick wieder an und holt die nächsten Gäste ab, die sich herzlich von Lisa verabschieden. Ich stelle mich etwas abseits und warte, bis eine Gelegenheit auftaucht, um ihr Adieu zu sagen, doch sie kommt mir zuvor. Mit einem Glas Wein in der Hand schlendert sie auf mich zu und reicht es mir. Sie lehnt sich neben mir an die Wand und sieht zu Yanick, der mit dem Boot auf den Hafen in Friedrichshagen zusteuert.

»Du bleibst doch aber noch?«, fragt sie.

»Wozu? Ich habe meine Meinung über deine private Party nicht geändert und möchte nicht stören. Es war ein sehr amüsanter Nachmittag.«

»Bitte geh noch nicht! Es ist doch schließlich früh. Ich würde mich freuen, wenn du eine Weile mein Gast bleibst. Wenigstens eine kurze Zeit. Kai hat mir eben erzählt, dass er etwas für uns geplant hat. Danach fährt die S-Bahn doch auch noch.«

Da sie akzeptiert hat, dass ich an ihrer Party nachher kein Interesse habe, willige ich ein. So sitzt der klägliche Rest der Party auf der Terrasse zusammen. Wir reden miteinander, bis Kais Begabung Thema wird.

»Das gibt es überhaupt nicht«, meint einer der Gäste, dessen Namen ich vergessen habe. Er schnaubt verächtlich durch die Nase und wirft einen Blick in der Runde. Yanicks und Lisas Mienen sind ernst und unbeweglich. Da sieht er zurück zu Kai. Auch der verharrt regungslos. Erst nach einer Weile reckt er sich. »Doch«, antwortet er gelassen.

»Beweis es mir, dann glaube ich es!«

»Gut. Wer will?«

Keiner meldet sich. Selbst der Zweifelgeist sieht unschlüssig auf seine Hände hinab. Vermutlich hatte er mit einer so schnellen Antwort nicht gerechnet. Oder er will nicht.

Zuhören scheint ihm zu genügen. Ich mutmaße, dass er es zwar erfahren möchte, auf der anderen Seite aber auch die Hosen voll hat.

Ich erhebe mich, da ich diejenige in der Runde bin, von der alle Anwesenden am wenigsten wissen. Und da ich kaum etwas aus meinem Leben preisgegeben habe und ohnehin nicht an das glaube, was Kai vorgibt zu sein, melde ich mich. Alle sehen überrascht zu mir. Auch die Augenpaare von Yanick ruhen auf mir.

»Ella kennen wir erst seit heute. Wie soll sie für deinen Leumund sorgen?«, fragt der Skeptiker und hebt genervt seine Hand in meine Richtung. Erst will er wissen, was mit Kais angeblichen Fähigkeiten ist und jetzt mokiert er sich?

»Eben. Genau dadurch«, antworte ich und sehe Kai an. Der nickt zufrieden.

»Ella trifft den Nagel auf den Kopf«, ergänzt er mich. »Wir wissen wenig von ihr, weil wir sie erst seit heute kennen. Sie wird ein perfekter Leumund sein, Harry. Vertrau mir oder verschwinde!«

»Okay, okay«, nuschelt der Skeptiker kleinlaut. Da er keine Unterstützer für sein Argument gefunden hat, schweigt er jetzt besser. Er lehnt sich zurück. Misstrauisch sieht er dennoch zu mir. Kai sieht zu mir und hebt seine Hand einladend hoch. Ich kann mich sehr gut an vorhin erinnern und lasse sie unbeachtet, folge ihn aber in die Mitte der Terrasse.

»Ella, also dann.«

Ich nicke zustimmend. Ein Blick auf die Anwesenden, sagt mir, dass alle neugierig sind und gespannt auf das warten, was Kai gleich erzählen wird. Bis auf Ninette scheinen sich alle gut zu amüsieren. Sie sitzt neben Yanick und sieht mich gelangweilt an. Kai atmet durch.

»Dann los!«, sagt Kai und stellt sich hinter mir auf. »Bereit?«

»Bereit«, antworte ich und sehe über die kleine Gruppe hinweg, bevor ich die Augen schließe. Das wäre jetzt etwas für Uta. Kai berührt meine Schultern.

»Wir haben uns vorhin über deinen Großvater unterhalten.«

Ich nicke. Klar, er hatte schon gerade eben den Finger in seiner Wunde und hat es eindeutig an meiner Reaktion gemerkt. Er stellt es richtig schlau an. Gewieft setzt er an, wo er mehr vermutet.

»Er hat dich sehr geliebt und wollte, dass du dich nie zu schnell für etwas entscheidest. Er sagte immer: Geh es ernsthaft an und prüfe stets dein Herz dabe i. Du folgst seinem Rat.«

Ich nicke und sehe ihn gedanklich vor mir an einem grünen Ufer sitzen. Mit seiner Angel in der Hand. Neben ihm stand ein Eimer mit Wasser, in dem er den Tagesfang hineingegeben hatte. Der Eimer roch, wie die Wanne bei uns zu Hause.

Und ich sah den gefangenen Fischen zu, wie sie zappelten. Sie hatten Angst, ging es mir durch den Kopf.

Ich sah zu Großvater hoch, der mir eben eine Lebensweisheit sagte. So machte er das immer. Ein neuer Fisch war eine neue Lebensweisheit. Die gab er mir gerade preis. Er lächelte mich mit seinen gütigen Augen an, die in der gleichen Farbe schimmerten, wie meine. Blau wie ein Meer. Da hatte der Krebs ihn schon angefressen, nur wusste ich es in dem Moment nicht.

»Auf dem Steg heute Mittag wolltest du auf das Boot, noch bevor sie angehalten haben, damit du springen kannst«, holt mich Kai aus der Erinnerung.

Ich fühle mich wieder am Steg, wo ich mich an meinem Opa erinnerte, als ich das Brackwasser roch. Ich nicke zum wiederholten Male.

»Dann … Dein Bikini war sicher preiswert, aber du bist alles andere als billig, so wie Ninette es in der Küche gesagt hat. Dort hat sie sich wie eine billige Nutte vögeln lassen und hat nicht einmal gemerkt, dass er dabei zu dir gesehen hat.«

Ich werde innerlich steif und fühle mich wieder am Fenster. Erst Abscheu, dann dieses Gefühl … Vertrautheit.

»Keine Sorge Leute! Meine Arbeitsplatte ist bereits desinfiziert« ruft er hinter mir und es klingt aufgeregt. An eine Desinfektion der Arbeitsplatte habe ich auch gedacht, als ich die beiden in der Küche sah. Würde wohl jeder denken. Fast jeder.

Ich nicke wieder, halte aber die Augen geschlossen. Kai kann gut schlussfolgern und jemand hat ihn mit Infos gefüttert. Wer das ist, kann ich mir an fünf Fingern abzählen. Yanick.

Aber dennoch will ich jetzt meine Augen nicht öffnen und in giftgrüne sehen die mich auch so schon hassen.

Das ist doch jetzt ganz sicher demütigend für Yanick und Ninette. Den Blick in die Augen spare ich mir.

Aus der Sitzecke dringt undeutliches Gemurmel an meinem Ohr. Wenn Tumult ausbricht, wird Kai mir gewiss ein Signal geben. Da fühlen sich bestimmt zwei nicht wohl in ihrer Haut. Wer möchte schon, selbst in einem kleinen Rahmen, laut diese Details verkündet bekommen? Ich ganz sicher nicht.

Kai fährt mit seinen Händen meine Seiten hinab und hält nun eine Hand auf meinem Unterleib. Ich spüre seinen Atem am Hals. Leiser als alles zuvor sagt er: »Der Vater deiner Kinder liebt … Nein, er vergöttert dich. Ein Junge. Dann … später ein Mädchen.«

An meinem Ohr flüstert er noch leiser: »Schade Ella, dass du mich nicht liebst.«

Zärtlich küsst er meinen Nacken. Es ist nur ein Hauch.

Ich öffne meine Augen und nehme wahr, dass Ninette aufgesprungen ist und stürmisch auf mich losgeht. Für mich ist leicht nachvollziehbar, dass sie keinen Grund hat, sich über das Gesagte zu freuen. Verständlicherweise. Es ist eine arge Bloßstellung.

Sie wirkt auf mich sehr ungehalten. Yanick hält sie am Arm zurück. Ninettes Augen sprühen Gift in meine Richtung, aber sie sieht ein, dass sie nicht zu mir gelangen wird. Ich selbst habe Yanicks festen Griff vorhin gespürt. Er hält sie am Handgelenk fest und sie müsste sich den Arm abbeißen, um zu mir gelangen.

Sie dreht sich zu ihm und schreit ihn an: »Fahr mich auf der Stelle weg hier! Sofort!«

Er zieht sie zur Seite und jeder hier atmet erleichtert aus. Vor allen Dingen ich.

»Krass, Alter! Is das wahr?«, fragt der Skeptiker mich. Mit erfüllten Augen voll Spaß sieht er mich groß an. Ich nicke stumm, fühle mich aber angewidert und angeekelt. Mit Menschen darf man nicht spielen. Jeder, selbst Ninette hat eine Würde.

»Echt krass. Und Ninette flippt total aus. Ich werd nicht mehr!«

Der Skeptiker von vorhin ist nun überzeugt von Kais Fähigkeit und will sich auch zur Verfügung stellen. Kai lehnt ab.

»Es ist genug Spannung dadurch entstanden, dass ich Ella gelesen habe. Mehr verträgt mein Magen heute nicht«, sagt er erschöpft und trinkt einen Schluck Wein.

Ich ziehe mich an die Wand des Hausbootes zurück und gehe alles noch einmal durch. Kai und Yanick mussten sich abgesprochen haben. Anders kann ich mir das nicht erklären.

Wie schon vorhin beim Lostanz hatten beide unter einer Decke gesteckt. Dachte ich mir doch so etwas. So viele Zufälle kann es doch gar nicht geben.

Nach einer Weile kommt Yanick zurück zur Sitzecke und unterbricht das Raunen dort. Er bleibt vor dem Tisch stehen und sieht alle in der Runde an.

»Die letzte Fuhre zum Festland geht in fünf Minuten. Wer dann noch hier ist, bleibt oder schwimmt«, sagt er und sieht zu mir. Ich senke meinen Blick scheu zu Boden und höre, wie er davongeht. Gewiss ist er sauer auf mich und ich könnte ihm das nicht einmal verübeln. Harry und der Gast gehen. Kurz darauf ertönt das Motorengeräusch, das sich schnell entfernt. Das Boot fährt sie zum Hafen.

Ruhe kehrt ein. Jo und Lisa küssen sich und liegen bald schon quer auf der Sitzfläche. Ich gehe zu Kai, der den Beiden zusieht. Er dreht sich bei meiner Berührung um und lächelt mich an.

»Klasse Show! Egal, wie sehr ihr Ninette hasst, das fand ich nicht in Ordnung«, sage ich so laut, dass Lisa aufhorcht. Sie starrt verwundert zu mir.

»Mir kommen gleich die Tränen. Du magst sie doch selbst nicht«, blafft sie mich gehässig an. Mein Kopf geht in ihre Richtung. »Mag sein. Aber das eben, war doch wohl auch nicht viel besser, als das, was ihr Ninette vorwerft!«

Bei meinem Satz ging mein Arm in die Höhe, denn mir ist es fremd, Mitmenschen zu benutzen, um einen eigenen Vorteil aus der Situation zu ziehen. Es sind Menschen. Sie haben Gefühle und Stolz, den sich niemand anmaßen sollte zu verletzen. Egal wie gut das Bankkonto gefüllt ist. Es ist respektlos und zeugt von keinem guten Charakter.

»Sie ist endlich weg und ja, das finde ich gut«, zischt Lisa wutschnaubend, erhebt sich und kommt angriffslustig zu mir. Kai stellt sich schnell zwischen uns und hebt seine Hände. Dabei sieht er mich an und sagt: »Was ich sah, habe ich gesagt. Wenn du sagst, ich hätte das als Vorwand benutzt, um Ninette loszuwerden, dann liegst du falsch.«

»Es sieht für mich aber so aus.«

»Du liegst falsch!«, faucht Lisa und geht verärgert über mich zu Jo, um sich ihm zu widmen. Kai sieht mich ratlos an und seufzt. Ich sehe in den Himmel hinauf, der begonnen hat, die Farbe zu verlieren, weil die Dämmerung bald anbrechen wird.

»Ella. Ich mag dich zu sehr, um dich für niedere Motive zu missbrauchen«, flüstert Kai, der ganz dicht an mich herangetreten kommt. Ich senke meinen Blick. Er sagt es in einem Ton, dass ich ihm vertrauen kann, aber ich kann die Spielchen nicht nachvollziehen, die hier gespielt wurden. »Ich bin jetzt etwas durcheinander. Egal was du sagst«, sage ich ehrlich und drücke damit meine Verwirrung aus. Ich erwäge, mich zurückzuziehen.

»Ella. Ich mag dich«, flüstert er jetzt und seine Augen sehen mich wohlwollend an..

»Ich mag dich auch.«

»Behalte mich im Herzen, kleine Springerin. Geh und finde dein Glück«, er nimmt meine Hand und küsst zärtlich den Handrücken. Seine Augen sehen mich traurig an und ich will mich ihnen jetzt schnell entziehen. Also nicke ich, ohne aber verstehen zu können, was er genau damit meint. Dafür bin ich zu durcheinander und will irgendwo in Ruhe meine Gedanken sortieren. Hier bin ich überflüssig. Will ich überflüssig sein.

»Ich gehe um die Ecke. Möchte etwas nachdenken«, presse ich hervor und zeige in Richtung Ruderboot. Der Ort scheint mir jetzt der zu sein, an dem ich mit meinen Gedanken sein kann.

Kai nickt und ich drehe mich zum Gehen.

Am vertäuten Ruderboot finde ich die Stille, die ich brauche. Ich setze mich und halte die Beine ins Wasser.

Das war ein ereignisreicher Tag heute. Die Spaßkurve hat rasant abgenommen. Gefühlt befinde ich mich auf dem Tiefpunkt. Besser, wenn ich mich jetzt auf den Heimweg mache.

Kurzentschlossen gleite ich in das dunkle Wasser und schwimme los. Nach Hause. Dort werde ich mich in mein Bett legen und alles vergessen, was sich seit dem Blick durch das Fenster ereignet hatte. Schlafen und diese Menschen aus den Augen verlieren.

Montag gehe ich wieder zu den Kindern in den Kindergarten. In meine Welt, die ich gewohnt bin.

Ich höre, wie sich ein Boot nähert. Als ich aufsehe, erkenne ich das Boot. Yanick steuert auf mich zu. Ich schwimme einen Bogen, damit ich nicht in die Schiffsschraube komme. Das ist unnötig, denn er hat mich schon gesehen. Er fährt zu mir, bremst das Boot ab und ich schwimme dessen ungeachtet weiter.

»Das ist gefährlich!«, ruft er mir zu und hat das Boot gestoppt.

»Und wenn schon!«, gehe ich ihn an und es klingt gereizter als beabsichtigt.

»Warum bist du dann nicht mitgefahren vorhin? Wäre zumindest bequemer«, lacht er amüsiert und ich beginne mich wieder über ihn zu Ärgern. Er hat doch selbst gesagt, wer nicht mit ihm mitfährt oder schwimmt, bleibt auf dem Hausboot. Ich schwimme, also was will er? Im Wasser rudere ich mit meinen Armen und sehe zu ihm hoch. »Lass mich in Ruhe! Du hast doch selbst gesagt, wer dann noch da ist, bleibt oder schwimmt. Nach was sieht das also für dich aus, was ich hier mache?«

»Das war ein Witz und es ist obendrein gefährlich. Wenn du bei drei nicht an Bord bist, dann springe ich rein und hole dich raus!«, droht er. »Eins … zwei …«

Er zieht sein Shirt über den Kopf und knöpft sich seine Hose auf. Als ich ihn darunter unbekleidet erkenne, drehe ich mich schnell und schwimme den Weg zum Hafen unbeirrt weiter.

Ja, er wirkt anziehend, aber im Großen und Ganzen werde ich das Gefühl nicht los, dass er weiß, wie er es gezielt einsetzen kann.

»Drei!«, ruft er hinter mir und kurz danach ertönt ein Platschen. Meine Arme bewegen sich hektischer, doch ich höre, wie sich seine Schwimmzüge schnell nähern.

Zeitgleich wird es lauter, weil sich ein Boot aus der Müggelspree nähert.

Ich durchkreuze bei Dämmerung die Fahrtrinne. Das Motorboot sieht mich zu spät, weicht aber in einer James-Bond-Szene noch rechtzeitig aus. Beunruhigt halte ich an und Yanick erreicht mich. Er ist sehr schnell geschwommen und keucht hektisch. Seine Augen sehen mich wenig amüsiert an.»Bist du lebensmüde?«, schreit er mich an und klingt echt sauer. Das Motorboot wendet und kommt mit gedrosseltem Tempo zurück. Ich tauche ab und sehe in Yanicks Richtung.

»Du bist nackt!«, schreie ich an der Oberfläche angekommen, obwohl ich in der trüben Brühe und dem schwachen Licht kaum irgendetwas erkannt habe. Ich will schlicht und einfach etwas schreien, weil mir der Schreck im Nacken sitzt. Und er ist mein Opfer.

»Das ist alles, was du zu sagen hast, wenn dich in der Fahrtrinne fast eine Schiffsschraube zerhäckselt? Du bist nackt? «

Das Motorboot bremst ab und ich sehe zu einem Pärchen auf, das sich zu uns hinab beugt. Ihre Mienen sind finster. Sie sind sauer.

»Geht’s noch?«, fragt der Mann mich erzürnt und wischt wie ein Scheibenwischer mit seiner Hand vor dem Gesicht hin und her. »Das hier ist kein Strandbad! Verdammt, fast hätte ich dich überfahren!«

»Я не понимаю - Ya ne ponimayu (Ich verstehe nicht)«, stammele ich dreist und sehe erschrocken hoch, weil mir jetzt klar wird, dass es wirklich riskant war.

»Gibt es doch gar nicht! Назад - Nasad! Nasad!«, schreit er und deutet in Richtung des Bootes von Yanick. »Scheiß neureiche Russen! Machen sich überall breit. Прочь PROCH! NASAD!«

Ich drehe mich um und schwimme langsam zurück. Hinter mir fährt das Boot wieder geräuschvoll an. Ist ja typisch! Dickes Boot, russische Sprache, schon sind alle Russen neureich. Alle Deutschen rennen ja auch nicht mit Lederhose und jodelnd durch die Gegend. Immer diese blöden Vorurteile!

»Ya ne ponimayu?«, fragt Yanick erheitert, der in der Zwischenzeit neben mir schwimmt und dabei lacht. »Du kannst Russisch?«

»Als Tochter einer Russin liegt das doch im Bereich des Möglichen, oder?«, gebe ich barsch zurück und schwimme in Richtung Hausboot.

»Verstehe. Was heißt proch?«

»Weg.«

»Und nasad?«

»Zurück. Was willst du noch wissen?«

»Ich liebe dich«, kommt wie aus der Pistole geschossen. Erschrocken sehe ich in sein Gesicht, das mich anlächelt. Wie dreist ist der denn?

»Das kannst du locker im Internet recherchieren«, entgegne ich kurz angebunden und schwimme weiter in Richtung Bucht. An irgendeiner Stelle dort kann ich sicher an Land gehen. Garantiert sage ich ihm das nicht. Nicht jedem X-Beliebigen. Habe ich noch nie!

»Ella! Ich will dir etwas zeigen. Kommst du mit?«, fragt er.

»Ich habe gesehen, dass dein Würstchen oben schwimmt. Was willst du mir noch zeigen?«

Er lacht und bekommt sich nicht mehr ein. Aus voller Kehle erklingt das Gelächter und ich kann mir noch nicht einmal die Ohren zuhalten. Irritiert darüber, was ihn so amüsiert, halte ich an und drehe mich zu ihm um. Vor Lachen kann er sich kaum noch über Wasser halten.

»Was gibt es da zu lachen? Findest du das so witzig, dass du dafür kaum noch Luft bekommst?«, frage ich verärgert und laut. Er macht mich so was von ärgerlich.

»Ich erinnre mich gerade an etwas, entschuldige. Nein. Das ist nicht witzig. Im Gegenteil. Es ist ernster, als du ahnst. Wo willst du hin?«

»Die Party ist zu Ende. Nach Hause«, antworte ich und rudere mit meinen Armen im Wasser, das mir jetzt kalt erscheint.

»Dann steig wieder ein!«

Ich sehe zum Boot hinter mir. Mit ihm da rein? Yanick kommt auf mich zu. »Das mit dem Edelgestüt war als Kompliment gedacht. Ich denke, wir sollten alles löschen und noch einmal von vorn beginnen. Hallo, ich bin Yanick. Schön dich kennenzulernen«, sagt er freundlich lächelnd.

»Freut mich. Ich bin Ella«, gebe ich noch immer misstrauisch zurück.

»Steigst du in diesem Fall in das Boot? Ich habe nichts an und mir wird langsam kalt. Außerdem wird es dunkel und das Boot muss an einen Anlegeplatz. Wenn du nicht zum Hausboot willst, solltest du demzufolge einsteigen. Ich zeige dir was und dann bringe ich dich heim. Okay?«

Seine Argumente klingen logisch. Nur mal so nebenbei bemerkt gefällt es mir nicht, dass sie so schlüssig klingen.

»Also gut. Nur wer von uns steigt zuerst aus dem Wasser? Ich oder du?«

»Wie du willst.«

»Du bist nackt«, sage ich verlegen und mir wird warm im Gesicht. Lass ich jetzt etwas die Jungfrau raushängen?

»Das sagtest du schon. Auch, dass mein Würstchen oben schwimmt.« Jetzt kichert er und sinkt schnell bis zur Nase ab, damit ich es nicht sehe.

»Also schön. Mach du!«, entschließe ich mich und nicke mit dem Kopf zur Leiter. Er schwimmt hin und zieht sich hoch. Verstohlen sehe ich ihm dabei zu. Von seiner gebräunten Haut perlt das Wasser in Strömen und rinnt in leichten Wellen über die Beine. Tadellos gebaut ist er und ich sehe schnell woanders hin, sonst beginnt mein Zahn noch zu tropfen. Gibt es doch gar nicht!

Als er an Deck ist, schwimme ich hinterher und steige ebenfalls die Leiter hinauf. Yanick zieht sich gerade die Hose über die schmale Hüfte und geht mit Shirt in der Hand zum Steuer. Er setzt sich. Er sieht zu mir, als ich unweit von ihm stehe und aus dem Fenster sehe.

»Was wolltest du mir zeigen?«, frage ich neben ihm angekommen?

»Wir sollten uns beeilen. Es wird gleich dunkel und da ist Fahrverbot und ich will nicht beim Hausboot bleiben.«

Das will ich im Grunde auch nicht. Kai, Jo und Lisa feiern jetzt sicher Lisas private Feier.

»Aha. Ja, dann«, bringe ich hervor und setze mich.

Yanick fährt in Richtung Müggelsee. Links liegt die Brauerei. Wir überqueren den Spreetunnel, dann folgt der Hafen.

»Wir sind gleich da. Da hinten wohnen wir.« Er zeigt auf einen Steg, an dem mehrere Boote festgemacht haben. Das Boot, auf dem ich meinen Nachmittag verbrachte, ist die reinste Nussschale gegenüber denen, die dort liegen. Er steuert den Steg langsam an und macht das Boot fest. Ich sehe ihm bei seinen geübten Handgriffen zu.

»Hier wohnst du?«, frage ich und sehe auf eine Villa, die für mich unvorstellbare Dimensionen hat.

»Ja.«

»Das sieht unglaublich groß aus.«

»Ja. Es ist unglaublich groß.«

»Jetzt bin ich beeindruckt.«

Yanick springt wieder an Bord und steht vor mir. »Du lügst«, sagt er ernst.

Stimmt auf einer Seite, aber das werde ich jetzt nicht zugeben , denke ich und zucke nur gelangweilt mit meinen Achseln. Er hat so eine Art, aber zeitgleich macht er mit Ninette rum, die für mich der Inbegriff von Oberflächlichkeit ist. Irgendwie passt da etwas nicht zusammen.

»Das bist du nicht. Das war auch nicht das, was ich dir zeigen wollte. Kannst du mir mal helfen?«

Yanick geht zu den Getränkekisten, nimmt eine und trägt sie zum Steg. »Den Müllsack bitte auch noch«, sagt er und deutet auf einen blauen Sack. »Lisa wird sich morgen um den Rest kümmern. Komm mit!«

Er schlendert auf das Bootshaus zu, das neben dem Steg liegt. Es ist, wie die Boote etwas überdimensioniert. So manch einer wohnt mit ganzer Familie in dem, wo sie ihre Boote unterbringen.

Dort angelangt öffnet er eine Tür und steigt eine schmale Treppe empor. Wir betreten einen großen und hellen Raum. Aus bodentiefen Fenstern scheint das Licht. Der Himmel beginnt sich zu verfärben. Hier drinnen taucht alles in warme Farben. Eine Mischung aus Rosa und orange legt sich über seine weißen Möbel.

Die Glasfenster liegen zur Seeseite. Dort scheint den ganzen Tag die Sonne. Der Raum ist Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche in einem.

Yanick öffnet ein Fenster und gibt so den Blick auf einen Balkon frei.

Ich sehe mich um. Das Bett besteht aus Europaletten, die abgeschliffen und weiß lackiert sind.

Ein Sofa, zwei Sessel und ein bequemes Bodenkissen, in dem es sich sicher gut hinfläzen lässt. Alles wirkt überhaupt nicht protzig. Von einem reichen Mann hätte ich es anders erwartet. Gerade von diesem. Habe ich mich getäuscht? Seine Wohnung sagt über ihn, dass er bodenständig ist. Das passt zumindest zu seinem Lachen, das ehrlich klingt.

Über dem Sofa hängen Fotos in Schwarz weiß, die ich neugierig betrachte.

»Wasser?«, fragt Yanick hinter mir und ich nicke versonnen, weil mich die Fotos noch fesseln. Erst das leichte Anstupsen holt mich aus den Betrachtungen und ich wende mich. Er hält mir eine Flasche Wasser entgegen.

»Danke. Sind die von dir?«, frage ich und sehe hin.

»Nein. Ja. Lisa hat die fotografiert.«

Ich trete näher und betrachte mir die Fotos genauer. Haut, in einem erstaunlichen Spiel aus Licht und Schatten. Ohne viel zu zeigen, sehe ich sehr viel. Es ist wie ein Fingerabdruck von Lisas sinnlicher Seite.

»Die sind sehr sinnlich«, flüstere ich abwesend und sehe wieder hinter mich. »Wolltest du mir die zeigen?«

»Was wenn ja?«

»Dann sehe ich sie mir an.«

Yanick steht vor einem Schrank, zieht sich sein Shirt über den Kopf. In dem Moment, als ich zu ihm sehe, ist er dabei seine Hose aufzuknöpfen. Na gut, dann sehe ich mir das eben auch gleich an.

»Hast du einen Kamm für mich?«, frage ich ihn, ohne meinen Blick abzuwenden, als er mit halb geöffneter Hose in das Badezimmer geht. Er kommt mit einem Kamm zurück und reicht ihn mir. Ich sehe an ihm hinab. Als er meinen Blick bemerkt, deutet er mit seinem Kopf in Richtung Balkon. Er bittet mich so dorthin und als ich aus der Tür trete, stehe auf einer Terrasse.

Ein Bootshaus mit Terrasse, wie unglaublich. Und die ist fast so groß wie meine gesamte Wohnung und komplett mit einer Brüstung umgeben.

Damit das Jungchen ja nicht runter purzelt und sich sein nobles Genick bricht.

Als Sitzplatz dienen mehrere Europaletten, die wie sein Bett geschliffen und weiß lackiert sind. Auf ihnen liegen Auflagen. Ich gehe zum Geländer und sehe auf die untergehende Sonne.

Ich löse mein Haargummi und entwirre den feuchten Zopf, aus dem ungeordnet Haare hängen. Ich beginne ihn zu kämmen.

Das wollte er mir zeigen? Die Abendsonne leuchtet längst golden. Bald wird sie nur noch ein schmales, beige goldenes Band am Horizont hinterlassen, bevor es dunkel wird. In diesen Anblick versunken, flechte ich mir meinen Zopf erneut.

Das Grün der Natur glänzt in durchscheinenden Herbstfarben, das vom leichten Wind ein wenig zerzaust wird. Die goldenen Lichter der Sonne spiegeln sich im bewegten Wasser des Sees und glitzern lebhaft. Monet hätte seine Freude daran.

Die letzten Vögel huschen schnatternd zu ihren Nestern. Die Nacht beginnt. Hier ist die Sorge scheinbar weit weg, die Existenzängste und die Gedanken, die ich mir um einige meiner Kindergartenkinder mache.

Wie schön wäre es, wenn sie nur eine kleine Weile teilhaben könnten. Für einen Moment, ein Lächeln in ihre jungen Gesichter zu zaubern. Einen Augenblick ohne Nöte. Ohne Sorgen. Musik ertönt leise.

Neben mir erscheint Yanick und prüft mein Gesicht. Ich sehe kurz lächelnd zu ihm. In seiner Hand hält er ein riesiges Handtuch, das er mir sanft um meine Schultern legt. Er wickelt mich darin ein und hält mich umschlungen. Das ist ein guter Neuanfang. Ich fühle mich in seinen Armen geborgen.

Erde, die den Sarg bedeckte, bis er vollständig verhüllt war. Aus dem Sarg höre ich etwas schlagen, das nur ich allein hören kann und es löst sich ein rostiger Nagel …

»Weißt du, dass es Kinder gibt, die nicht auf der Sonnenseite des Sees geboren wurden? In ihren Kinderzimmern scheint der Mond und es ist kalt und einsam dort.«

Unter seinen Armen und dem Handtuch löse ich meinen Zopf und drehe mich zu ihm.

»Soll ich mich entschuldigen, dass ich bei diesen Eltern geboren wurde? Auch für reiche Kinder scheint in einigen Familien der Mond in das Zimmer. Schau dir Kai an!«

»Mag sein, doch sehe ich jeden Tag in Kinderaugen, die nah genug an der Hölle wohnen.«

»Ich habe dir, das hier zeigen wollen«, raunt er, dreht mich zum Sonnenuntergang und spricht leise an mein Ohr: »Ich kenne nichts aus deiner Hölle. Du bist jetzt hier und schaust dir den Abendhimmel mit mir an. Ob du dich nun auf dem Grundstück meiner reichen Eltern oder von deinem Balkon fühlst, ist mir einerlei. Stell dir vor, dass du bist, wo du sein willst! Wäre dort der Sonnenuntergang weniger ansprechend anzusehen?«

»Nein«, gestehe ich. Er liegt richtig und ich versuche, mich zu beruhigen, denn er hat wahr gesprochen.

»Wenn ich mal etwas erbe, kann ich es verschenken, wenn du willst. Wohin du willst! Aber du weißt genau, dass Geld alles andere als glücklich macht, oder?«, höre ich Yanick neben mir und ich nicke stumm. »Ist doch also egal, wo wer wohnt, ob jemand Geld hat, die Hölle kann überall sein.«

Er hat sein Gesicht in Falten gezogen. Es wirkt traurig.

»Was ist Kai passiert?«, will ich wissen und sehe ihn an..

»Jetzt nicht!«

Ich sehe wieder zur sinkenden Sonne und kreise ein wenig meine Hüfte und bewege mich minimal zum Takt.

»Das hat mir Spaß gemacht«, schmunzelt Yanick neben mir. Verlegen sieht er zum Sonnenuntergang. Das macht ihn direkt wieder sympathisch.

»Was?«

»Der Tanz.«

Ich lege meinen Kopf in den Nacken und berühre damit seine Schulter. »Mir auch«, gestehe ich lachend.

»Wo hast du so tanzen gelernt?«

»Ich habe mal auf Leistung getanzt.«

»Aha. Na ja, da muss ich mich ja nicht wundern. Das war ne richtige Show.«

»Du tanzt steigerungsfähig. Die Armbewegung über den Kopf hat mir imponiert«, lobe ich und beiße mir auf meine seitliche Lippe. Ich werde mir bewusst, dass ich ihn mein erstes Kompliment mache und mich in seiner Nähe wohlfühle. »Soll ich dir noch eine zeigen?«

Er nickt und wir rücken von der Brüstung ab. Jetzt kann ich ihm beibringen, wie er in wenigen Drehungen seine beiden Hände über den Nacken der Tanzpartnerin gleiten lassen kann.

Er lernt schnell, ist begeistert und mein Herz rast, als er innehält. Mit seinen Händen in meinen Nacken bleibt er stehen. Seine reizvollen Augen sehen mich intensiv an.

Verlegen rutsche ich ab und stelle mich wieder an die Brüstung. Mit dem Handtuch trockne ich unnötigerweise mein Haar und Yanick geht hinein.

Spring!

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