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Kapitel 14

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Juli 2012

Yan liegt vor mir und quietscht vergnügt. Er freut sich, dass ich ihm die Windel tausche. Er ist fast sieben Monate und übt sich im Bilden von Silben.

Er hält sein buntes Tuch in den Händen und schleudert es durch die Luft. Seine braunen Augen verfolgen es aufgeregt.

Er hat ein Spiel entdeckt. Es geht ganz simpel. Er lässt es fallen und ich hebe es auf. Es ist nicht sein erstes, aber wir spielen es solange, bis er Neue entdeckt.

Meine Finger fahren über seinen Babybauch und er unterbricht sein brabbeln. Weil ich in seinem Gesichtsfeld auftauche, strampelt er jetzt aufgeregt und freut sich.

»Fein gemacht, klein Yanick«, flüstere ich belegt und küsse seine Wange. Er hat den gleichen Hautton, wie sein Vater. Ebenso die Augenfarbe. Das habe ich mir so sehr gewünscht. Für gewöhnlich dominiert der genetisch dunklere Ton.

Wenige Tage nach der Rückkehr aus Warnemünde bin ich zu einem Facharzt gegangen. Der Test bestätigte meine Schwangerschaft. So war es zu erwarten.

Überglücklich erzählte ich Uta davon. Sie freute sich so lange, bis ihre Frage kam, ob Yanick es wüsste. Ich gestand ihr, dass ich nicht vorhatte, ihn darüber in Kenntnis zu setzen. Ich hatte auch nicht vor, ihn an der Entwicklung teilhaben zu lassen. Uta tobte.

Als ich anfügte, dass ich die Schwangerschaft ohne seine Kenntnis oder Einverständnis provoziert hatte, war ihr Maß an Geduld mit mir voll. Sie war schockiert und erbost.

Uta wollte von mir umgehend erfahren, was ein Mensch getan haben musste, damit ich mich ihm gegenüber so verhielt. Sie wollte von mir wissen, was er angestellt hatte. Sie konnte nicht nachvollziehen, warum ich seine Briefe ignorierte und ihm sein Kind verschwieg.

Eine Antwort konnte ich Uta nicht geben. Als ich ratlos über diese Frage schwieg, rannte Uta wutentbrannt aus meiner Wohnung. Danach brach Regenwetter über unsere Freundschaft herein und wurde auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Um Haaresbreite wäre unsere Freundschaft daran zerbrochen.

Ich hatte das Gefühl, dass sie nicht mit mir, sondern mit ihm befreundet war.

Sie hatte das Gefühl, dass ich Yanick mit Füßen trete, denn sie war und ist noch immer überzeugt, dass er mich liebt.

Uta meldete sich erst Wochen später wieder bei mir. Zerknirscht mieden wir seitdem das Thema Yanick. Das war mir recht, denn nach wie vor stand ich vor seinen Briefen, wenn ich aus der Dusche kam. Seit er in Rostock abgefahren war, hatte ich keine weiteren erhalten. Das bestärkte mich in der Vermutung, dass es definitiv ein Abschiedsbrief war. Ein Grund weniger, ihn zu öffnen. Einen Abschiedsbrief will ich nicht lesen.

Zu glauben, dass nach diesen gemeinsamen Wochen ein normales Leben zurückkehrt, war ein Trugschluss. Seit ich auf dem Bahnhof erkannte, wie sehr ich ihn liebe, blutete mein Herz täglich mehr. Auch ohne Utas Vorwürfe. Die machte ich mir selbst.

Es war schlichtweg unmöglich, meinen Liebeskummer zu verstecken. Ich lachte nun noch weniger als vor Warnemünde. Aß nur, damit unser Baby gesund auf die Welt kommen konnte. Ich machte alles nur noch für den ungeborenen Yan.

Die Niedergeschlagenheit nach den drei gemeinsamen Wochen, war noch größer geworden, als ich es nach den drei gemeinsamen Tagen erlebt hatte. Es lässt mich bis heute nicht los.

Meine Ärzte rieten mir dringend zu einer Psychotherapie, denn für sie stand fest, dass ich durch Stress meine Stimme verloren hatte. Doch ich ignoriere ihren Rat. Selbst Holger, mein Logopäde, bekniet mich. Mit Holger tanze ich seit ein paar Jahren zusammen. Das macht mir auch Spaß und ich mag ihn. In seinem Job ist er ein echter Wadenbeißer. Ich habe sogar einmal eine Therapiestunde verlassen, weil er mir mit seinen Ratschlägen auf den Keks ging.

Auch die Geburt von Yan hatte nichts an meinem Liebeskummer geändert. Mir war das schon vorher bewusst, denn Yan ist ja kein Ersatz für Yanicks fehlende Liebe. Er ist das Glück meiner Liebe. Ich liebe ihn abgöttisch und kann ihn stundenlang ansehen. Ich sehe ihn nach wie vor als Geschenk an, als fleischgewordenes Wunder und kümmere mich aufmerksam um ihn. In meiner Mutterrolle blühe ich auf.

Die Schwangerschaft verlief problemlos. Ich konnte meinen Wunsch entsprechend zu Hause entbinden. Durch den Verlust meiner Stimme war das die angenehmste Art zu entbinden, die ich mir unter den gegebenen Umständen vorstellen konnte. In Sicherheit, in geborgener Umgebung und mit Menschen, die mit mir für diese Situation kommunizieren gelernt hatten.

Am 26.12.2011 wurde mir um 05:02 mein lang ersehntes Geschenk in meine Arme gelegt. Endlich konnte ich ihn mir betrachten, ihn befühlen, küssen und ihn auf dieser Welt willkommen heißen. Ich versicherte ihm, dass er das Glück meiner Liebe sei. Ich hielt ihn den ersten Tagen ununterbrochen auf meinem Arm umklammert.

Uta tritt zu uns und sieht zu, wie ich mit Yan Heb das Tuch auf spiele. Amüsiert sagt sie: »Geh etwas Atem schöpfen! Ich beschäftige mich ein wenig mit ihm. Hallo Yan! Na, süßer Fratz? Magst du ein bisschen mit mir spielen? Mama geht sich ausruhen und kommt nachher gute Nacht sagen.«

Mich schiebt sie aus dem Zimmer. Ich steuere auf das gegenüber liegende Badezimmer zu und will duschen gehen. Dort entkleide ich mich und besehe mich im Spiegel. Seit der Schwangerschaft hat mein Körper sich verändert. Die Hüften sind breiter, mein Gesicht runder und voller. Ich bin eine Blume, die aufgeblüht ist. Ich bin eine Mamotschka.

Ich drehe meine Haare hoch, steige in die Dusche und genieße das warme Wasser auf meiner Haut.

Für Utas Hilfe und Freundschaft bin ich aus tiefstem Herzen dankbar. Wir haben gemeinsam das Unwetter überstanden. Sie hilft mir wo sie kann. Sie ist da, wenn es mir schlecht geht. Sie liebt mich so, wie ich bin. Sie akzeptiert all meine Schwächen und Makel. Dafür bewundere ich sie.

Ich hebe meinen Kopf. Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf. Yanick kann das auch. Ich sehe ihn vor mir, wie er nach jedem Streit auf mich zugekommen ist, mich hielt und geduldig …

Ich senke meinen Kopf und lasse den warmen Duschregen an meinem Rücken hinablaufen.

Wie er 2010 hier in der Dusche vor mir stand und Angst um mich hatte …

Ich öffne meine Augen. Hier war meine Stimme verschwunden. Kurz bevor er Angst bekam und mich ins Bett brachte. Warum konnte ich seit der Dusche nicht mehr sprechen?

Ich lehne meinen Kopf gegen die Duschscheibe und denke angestrengt nach. Wir wollten uns lieben. Ich hatte ihn in das Bad geführt. Hier begann alles, hier endete alles.

In wenigen Stunden wäre er gegangen. Es sei denn …

Ich drehe rasch den Hahn zu und sehe an mir herab. Mein Brustkorb hebt und senkt sich schnell. Zu schnell. Wie damals?

Er hatte mich in Warnemünde gefragt, was damals in der Dusche mit mir los war. Zuvor hatte ich es ihm schwarz auf weiß geschrieben. Er würde mich kein drittes Mal kränken können. Das waren meine Worte.

Ein drittes Mal. Yanick machte diese Aussage stutzig. Er wusste, dass es etwas gab, worüber ich nicht einmal nachdenken wollte.

Für ihn war das Erste mal die Wette. Für ihn hätte es also heißen müssen, dass er mich kein Zweites mal verletzen würde. Er sagte, er konnte sich nur an einmal erinnern. Er war sehr nachdenklich und erschreckend ruhig. Seine Frage, was 2010 in der Dusche mit mir passiert war, war nachvollziehbar.

Erkenntnis steigt in mir auf. Ich erinnere mich daran, was damals los war. Mir wird übel und ich fühle mich hundeelend. Ich atme wieder viel zu flach und sehe verstört an mir hinab. Meine Hände zittern. Mein ganzer Körper schlottert und ein schreckliches Entsetzen macht sich in mir breit. Angst.

Ich denke, deine Maßstäbe zum Prüfen sind defekt, höre ich ihn in Warnemünde sagen.

Japsend steige ich aus der Dusche und schleppe mich zum Rand der Badewanne. Dort setze ich mich. Tropfnass wische ich über meine Stirn. Das war der Dorn! Er hatte meinen Dorn gefunden.

Ich falte meine Hände vor meinem Mund. Meine Augen flimmern und ich fühle mich haltlos. Statt mein Herz zu prüfen habe ich es vorgezogen ihn voreilig und hart zu verurteilen. Und nicht nur das. Er kam, durch die Wette, für mich definitiv nicht mehr als Partner infrage. Darum war ich jedes Mal stumm geblieben, wenn er mir ein Leben mit ihm anbot. Und es war mehr als die Wette. Da war noch etwas.

Warum ergab das erst alles jetzt Sinn?

Er hatte doch eingesehen, dass es falsch war. Er hatte es mehrmals in Worte gefasst, zutiefst bereut. Warum konnte ich ihm das nicht verzeihen oder wenigstens mit ihm darüber reden?

In Warnemünde hatte er im Restaurant gesagt, dass er einmal in seinem Leben, im falschen Moment, beim falschen Menschen, einen Fehler gemacht hatte. Er korrigierte sich und verbesserte beim Richtigen.

Ich war die Richtige für ihn.

Die Richtige.

Dann war sein letzter Brief gar kein Abschiedsbrief, wie ich mir das immer eingeredet hatte …

Zu flach und zu schnell.

Panik.

Oh Gott! Was tun?

Was hatte Yanick noch mal schnell in der Dusche zu mir gesagt?

Ruhig …

Gebeugt stehe ich im Bad. Mein Puls hämmert in meinen Adern.

Ein …

Tief in den Bauch.

Aus …

Oh Gott! Hilf mir. Hilf mir bitte!

Ein …

Das ist der Dorn!

Aus …

Ich fühle den Dorn jetzt und will ihn endlich loswerden, weil er schmerzt und ich ohne Schmerzen leben will.

Er hatte etwas falsch gemacht. Ja.

Er hatte auf mich als Belohnung gewettet. Ja.

Dafür habe ich ihm im Gegenzug mein Vertrauen entzogen. Nur mit diesem Vertrauen wäre es möglich gewesen, ihn in der Dusche oder in Warnemünde, zu sagen er solle bleiben.

Ich keuche schnell.

Ein …

Yanick, wie er traurig und verzweifelt am letzten Abend vor mir in der Küche stand.

Aus …

Aber allein bin ich machtlos.

Ein …

Auf mich kam es die ganze Zeit an. Nicht auf Yanick. Nicht auf das was er tat, sagte oder nicht tat. Nur ich kann meinen Dorn entfernen. Und das will ich jetzt. Mühsam schleppe ich mich dazu in das Wohnzimmer.

Ein …

Meine Hände suchen dabei Halt an den Wänden.

Aus …

Dann stehe ich vor dem Regal und meine Hände heben sich zittrig.

Ein …

Ich sehe wie meine fahrigen Hände in den Briefen wühlen und unkoordiniert alle auf den Boden reißen. Verdammt!

Aus …

Ich lasse mich sinken und suche hastig in dem Chaos nach seinem letzten Brief. Ich ertaste die Träne der Götter und sehe sie an. Da war noch etwas und ich habe es zu lange verdrängt. Die Briefe lagen ja nicht umsonst hier. Yanick verband ich mit der Götterträne.

Hastiger als zuvor suche ich den Umschlag, auf dem kein Name steht. Da ist er! Mein Herz springt fast aus meiner Brust und zeitgleich bin ich auffallend ruhig.

Fieberhaft öffne ich den Umschlag und ziehe ungeschickt mehrere beschriebene Blätter heraus. Schön geformte Handschrift und mein Herz schlägt höher, bei diesem Anblick. Ich schließe meine Lider und horche in mich hinein.

Bin ich bereit diesen Schritt zu tun?

Ja. Ich bekreuzige mich, hole einmal tief Luft und jetzt raus mit diesem leidigen Dorn!

Endlich raus! So Gott will.

Ich lese:

Meine geliebte Elisa,

hier sitze ich in Warnemünde und habe dich bis eben beobachtet. Du schläfst. Ich merke, ich werde immer verzweifelter, weil ich dich nicht vermag aus deinem Dilemma zu holen. Dabei würde ich so gern … Allein fühle ich mich machtlos dir zu helfen, damit du deinen Dorn erkennst. Mir versagt heute, hier in dieser Minute, fast aller Mut. Ich werde jeden Tag niederknien und hoffen, dass du diesen Brief öffnest.

Ich weine und halte meine linke Hand schützend vor dem Mund. Er sagte ja, er wüsste, dass ich ihn irgendwann lesen würde. Weil er wichtig wäre.

… Wenn du jetzt meine Zeilen liest, ist leider etwas Zeit vergangen, seit dem wir in Warnemünde waren. Aber das macht nichts. Hauptsache ist, du liest. Ich bin so froh, dass alle meine Gebete erhört wurden …

Ich senke den Brief in meiner Hand. Er ist so geduldig und rücksichtsvoll zu mir, obwohl seine Worte so verzweifelt klingen. Es ist kein Abschiedsbrief. Ich hätte ihn schon viel früher lesen sollen.

Müssen.

Wie meine liebe Freundin Uta, ist er in der Lage all meine Wesenszüge zu mögen. Einen raren, edlen Tropfen nannte er mich. Ich war den Preis wert und er war bereit ihn zu zahlen.

Erneut setze ich zum Lesen an.

Ich habe einen Fehler gemacht …

Aber ich beginne von vorn.

An einem Julitag feierten Lisa und ich Geburtstag auf dem Boot. Es waren viele Gäste an Bord. Wie jedes Jahr entschied das Los, wer von uns Beiden alle rechtlich vertretbaren Wünsche erfüllt bekommen würde. Ein albernes Spiel aus längst vergangenen Kindertagen. Das spielten wir zu jedem Geburtstag. Lisa gewann am 19.07.2010. Auf unserer Party-Fahrt entdeckte Lisa ein Mädchen, das frenetisch auf einem Holzsteg zu der Musik mit tanzte.

DICH.

Sie kam zu mir gelaufen, denn ich steuerte das Boot. Sie bat mich zurück zufahren. Ich verneinte. Sie sagte, du seist eine Göttin und sie erinnerte mich energisch daran, dass es schließlich ihr Wunsch-Geburtstag wäre.

Ninette, die auf der Brücke hockte, war dagegen. Wer wüsste denn schon, was du für eine wärst. Ich stimmte Ninette zu.

Lisa machte folgenden Vorschlag:

Wenn ich zurückfahren würde, dich wenigstens mal ansehen würde und ich dich immer noch nicht göttlich finden würde, dann würde sie nicht weiter betteln. Wir würden weiterfahren, weiterfeiern – ohne dich.

Wenn ich dich aber, ebenso wie sie, unglaublich finden würde, sollte ich dichter heranfahren. Sie wettete mit mir, dass du dann springen würdest.

Ich wettete dagegen. Schon aus Prinzip. Lisa ist schnell entflammbar. Ich habe sie schon von vielen Göttinnen reden hören. Wie konnte ich zu der Zeit von dir ahnen, Ella! Ich hatte dich ja noch nicht gesehen. Wenn du, falls du, springen würdest, würden die Karten neu gemischt, um neu zu wetten. Eine Göttin darf schließlich wählen. Auch zwischen Zwillingen.

Für wen von uns würdest du dich interessieren?

Lisa muss blind vor Begierde gewesen sein und ich kenne meine Schwester zu gut, um zu ignorieren, wann sie wirklich entflammt ist. Nicht nur begeistert, hingerissen oder interessiert. ENTFLAMMT.

Das ist ein triftiger Grund neugierig zu werden. Ninette war außer sich, was uns herzlich wenig tangierte. Ich schlug ein und drehte um.

Du warst wirklich und wahrhaftig unglaublich. So, wie Lisa es gesagt hatte und ich verstand, warum sie hoffte, dass du springen würdest. Ich wollte es jetzt auch. Unbedingt.

Du warst so voller Energie und Zauber, dass ich kaum Luft bekam. Ich wollte dich tanzen sehen. Und du hast einfach unglaublich getanzt. Ein leibhaftiger Engel mit deinen offenen Haaren, deiner Lebensfreude und deiner Ausstrahlung. Mein Herz schmolz.

Du hast die Leute ganz schön angeheizt. Ich fürchtete, dass das Boot Schlagseite bekommen würde.

Auf der Brücke war die Hölle los. Lisa hüpfte im Takt mit und grölte. Dann hupten wir abwechselnd, immer wenn der Typhon im Lied einsetzte. Wir hatten einen Heidenspaß dir dabei zuzusehen, wie du den Gästen immer mehr Dampf gemacht hast. Wie du sie mit deiner Energie angesteckt hast.

Mich entflammt hast …

Ninette schrie und tobte, dass wir uns wie alberne Kinder benehmen würden. Sie war so stocksauer wie selten. Ninette hat bemerkt, wie ich dich ansah. Meine Mimik muss Bände gesprochen haben.

Und ich habe die Luft angehalten, als du tatsächlich zu uns gesprungen bist. Mein Herz blieb fast stehen, zum ersten Mal an diesem Tag.

Ich verstand, warum Lisa dich auf Anhieb liebte. Aber ich wollte dich. Absolut. Versteh mich bitte nicht falsch. Nicht für ein kleines Abenteuer, nicht wegen einer albernen, nichtssagenden Wette. Ich war verzaubert von dir. Verliebt! Wirklich unsterblich verliebt.

Dann bist du mit Lisa auf die Brücke gekommen. Ich konnte dich endlich von Nahem betrachten. Du hast meinen Blick leider falsch gedeutet und warst sehr abweisend. Warum ist mir schleierhaft. Wenn ich jedoch raten müsste, würde ich auf Ninette tippen. Weil sie bei mir stand?

Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann hätte ich Stein und Bein geschworen, dass du durch dein äußeres Erscheinungsbild unheimlich von dir eingenommen warst. Wie du Ninette rund gemacht hast … Oh, Ella. Das sprach gegen Arroganz und für dein Wesen.

Ich mache Pause. Er fand mich gar nicht schrecklich? Ich war also unnötig grob zu ihm gewesen?

Wie du dich erinnerst, schien ich desinteressiert.

SCHIEN, denn nur so konnte ich Lisa umgehen, damit sie sich sicher fühlte. Und du hast angebissen und dir empört deinen Bikini zurechtgerückt.

Dann das in der Küche … mit Ninette (Dazu später mehr von Uta. Damit du mir glaubst.). Was ich dort sagte, habe ich wahrhaftig so gemeint und zu dir gesprochen.

Im Bootshaus wollte ich dir alles erzählen, damit du die Wahrheit kennst und es keine Missverständnisse mehr gibt. Ich wollte dir zeigen, dass ich mich unsterblich in dich verliebt hatte. Aber dazu bin ich leider nicht gekommen. Manchmal überlege ich, was passiert wäre, wenn ich auf deine Fragen geschwiegen hätte.

Du warst so wütend. Zu Recht. Und zu Unrecht. Ich hatte keine Gelegenheit, dir zu sagen, wie meine Gefühle für dich waren.

Liebste Ella, wir haben beide Fehler gemacht. Wir haben zu vorschnell über den Anderen geurteilt, was gewiss nicht unserem Naturell entspricht. Wir haben uns selbst unser Vertrauen und unsere Glaubwürdigkeit untergraben.

Aber auch heute, gerade heute, hier in Warnemünde, bin ich der festen Überzeugung wir lieben. Wir können eine gemeinsame Zukunft haben. Wenn wir ehrlich, vor allem ehrlich zu uns selbst, sind und uns unseren Dornen stellen. Jeder sich den Seinen.

Ich bin in Gedanken immer bei dir. Ich liebe dich. Ich liebe dich, seit ich dich auf dem Steg tanzen sah! Und jetzt sage mir, wie ich seit jenem Moment nicht daran hätte denken sollen … mir vorstellen sollen … Wie es wäre mit dir zusammen zu sein, dich lieben zu dürfen, dich spüren zu dürfen, dich atmen zu dürfen?

Ehrlich und wahrhaftig.

Wenn ich dir in deine Augen sehe, dann sehe ich, dass es dir genauso geht wie mir. Hier in Warnemünde in diesen drei Wochen, ebenso wie an jenem Wochenende in deiner Wohnung.

Darum bin ich hier.

Darum kämpfe ich um dich, Ella.

Darum war ich auf der Suche nach deinem Dorn.

Ich habe ihn gefunden, versucht ihn dir zu zeigen, aber du bist noch zu blind, um ihn zu sehen. Du hast es mir in mein Gesicht geschleudert. Okay, auf Papier. Vorhin in der Küche warst du ganz nah dran. Du bist immer ganz nah dran. Aber sehen und ihn entfernen kannst nur du ihn.

Noch hast du Angst. Aber ich hoffe, du setzt dein Puzzle selbst zusammen. Diesen Brief zu lesen ist ein wichtiger Schritt dabei.

Ich bitte dich nun Ella! Wenn dir ein ganz Kleines bisschen unserer Liebe heilig ist … Ein ganz kleines Fünkchen nur … Dann genügt es aus, um zu mir zu kommen.

Und bring unseren Sohn mit! Oder wie du ihn immer nennst: klein Yanick.

Teile bitte endlich dein Leben mit mir…

Ich liebe dich!

Ich werde dich bis zu meinem Lebensende lieben!

P.S.: Uta wird dir in Kürze eine weitere Nachricht von mir übergeben.

Spring!

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