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Kapitel 2

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Während des Sprunges geht mir durch den Kopf, wie absonderlich das ist, was ich hier mache.

Laut rauschend wird das Wasser um mich herum verdrängt. Tausend kleine Bläschen bilden sich, die schnell nach oben aufsteigen. Ich warte unter Wasser auf den Stillstand, der sich wie Schwerelosigkeit anfühlt. Das ist kurz bevor der Körper, durch den Auftrieb, nach oben gedrückt wird.

Die Bässe dröhnen in meinem Magen oder es ist Aufregung? Wie vermutet, sind die Fische geflohen. Ich bin allein im trüben Wasser. Eine Verrückte, die springt, weil sie an Bord will.

Der Bootsrumpf liegt vor mir und ich rudere mit meinen Armen an die Oberfläche. Als ich an der Wasseroberfläche auftauche, schnappe ich nach Luft. Ich schwimme die wenigen Meter zum Boot, begleitet von tosenden Jubelschreien und Pfiffen.

Dort angekommen, greifen sofort Hände nach mir, um mir beim Einsteigen zu helfen. Ich nehme Stimmengewirr wahr. Dann ist da noch die alles übertönende Musik.

Schnell bin ich hinauf gezogen. Vor Nässe triefend stehe ich vor lächelnden Gesichtern, die mich voller Neugier und unverhohlen mustern.

Auf dem Steg steht Uta, die mir zum Abschied winkt. Ihr Gesicht ist mit einem strahlenden Lächeln überzogen und ich bin froh, dass ich eine so gute Freundin habe. Sie freut sich für mich und ist wie ich sehr aufgeregt. Der Mund von ihr bewegt sich, weil sie etwas ruft, aber ich verstehe hier kein Wort davon. Das Boot fährt nun an. Ich hebe meine Hand und lächle zaghaft dem hinterher, was ich kenne. Hier kenne ich niemanden und bin jetzt zugegebenermaßen etwas nervös. Was mache ich hier? Total irre!

Jemand greift meine Hand und zerrt mich vom Heck weg. Noch immer werde ich gemustert, bis sich eine schöne Brünette Frau nähert. Es ist die, die angefangen hatte, mich zum Springen zu bewegen.

»He, das war ja cool!«, sagt sie schmunzelnd und bahnt sich ihren Weg durch die Menge zu mir. »Warum ist deine Freundin nicht auch mit hergekommen?«

Sie ist rassig und bewegt sich elegant auf mich zu. Sicher ist sie es gewohnt, dass alle Blicke auf ihr ruhen und diese Art Frau genießt es, lebt geradezu davon. Ihre nussbraunen Augen ruhen freundlich, aber aufmerksam auf mir. Mir geht durch den Kopf, dass sie nicht angefangen hätte zu rufen, wenn sie hier nur eine kleine Nummer gewesen wäre. Die ist sie ganz gewiss nicht. Nicht bei dem, was sie ausstrahlt.

Ihr Bikinioberteil, das so gewagt ist, dass es sehr viel mehr zeigt, als verbirgt ist teuer. Sie lächelt mich wohlwollend an und wartet auf meine Antwort.

»Oh, unsere Sachen sind leider wasserscheu und hatten Angst nass zu werden. Also ist Uta bei ihnen geblieben«, antworte ich entschuldigend und drehe meinen Kopf in Richtung Steg. Die Schönheit mir gegenüber lacht schallend auf, als hätte ich den Witz des Lebens gemacht. Sie tritt näher, greift meine Hand und zieht mich weiter in das Boot. Hier tanzen die Leute im Takt zur Musik.

»Na, dann komm erst mal ins Trockene. Wie heißt du?«

»Ella.«

»Ich bin Elisa, aber alle nennen mich Lisa«, sagt sie und reicht mir ihre schmale Hand. »Ich habe dich vorhin schon tanzen sehen. Wow, echt coole Einlage! Schön, dass du zu uns gesprungen bist. Würde sich ja auch nicht jeder trauen.«

Nein, wer außer mir wäre schon so irre das zu tun?

Nun gleiten Lisas Augen von oben bis unten an mir entlang. Meine offenen Haare kleben nass am Körper und tropfen. Mustert sie etwa meinen Bikini? Sie selbst trägt ein Oberteil, das sicher schon ein halbes Wochengehalt von mir kostet. Demzufolge kann ich mich entspannen. Selbst in einem neuen Bikini hätte ich jetzt hier Komplexe. Und wer meinen Bikini als Maß für mich als Mensch nimmt, ist falsch an meiner Adresse. Also halte ich ihrem Blick stand, denn sie hat mich ja wohl nicht wegen meines Bikinis herübergerufen?

»Danke. Die Musik ist toll und bei Merengue kann ich einfach nicht still stehen.«

»Ich hoffe nicht nur bei Merengue«, lächelt Lisa lieblich und streckt sich. »Ich freue mich, dass du da bist. Deinetwegen sind wir umgekehrt. Ich habe Geburtstag und der Kapitän hat sich meinem Wunsch gebeugt. Es ist mein Wunsch-Geburtstag. Ich bekomme heute alles, was ich mir wünsche.«

Vertraulich ist sie näher getreten und sieht mich verschwörerisch an. Dabei funkelt ihre Iris und ich bemerke einen dunklen Ring, der sie ein wenig geheimnisvoller wirken lässt.

»Oh! Da gratuliere ich ganz herzlich. Leider passte mein Geschenk nicht mehr in meine Hosentasche.«

Ich schaue an mir abwärts, wo noch immer dicke Wassertropfen in Fäden hinablaufen. Lisa kringelt sich wieder vor Lachen. Sie neigt dabei ihren schlanken Oberkörper nach hinten. Ich grinse sie an. Sieht so aus, als ob ich sie amüsiere.

»Schon gut«, winkt sie ab. »Das macht nichts, denn weißt du was? Du bist heute mein Geschenk. Und jetzt tanzen wir erstmal. Danach stelle ich dir alle Gäste vor.«

Elegant und anmutig, wie ihre Erscheinung, beginnt sie sich im Takt der Musik zu wiegen. Für mich geht ein Traum in Erfüllung und ich lasse mich nicht zweimal bitten. Ausgelassen feiere ich mit, als wäre es das Normalste auf der Welt. Erst als wir eine Pause machen, stellt Lisa mich den Gästen vor, die mich alle freudig begrüßen und mir auf die Schultern klopfen. Ich bin die, die gesprungen war. Die Partyhopperin, Star des Tages. Alle finden es toll, dass ich ihr Partyboot auf so charmante Weise geentert habe.

Bald schon gehöre ich zur feiernden Gruppe dazu, ohne dass ich mich ich fremd fühle und winke Menschen am Ufer zu. Es ist so berauschend, wie am Steg erhofft.

Spaß und tanzen.

Leben.

Lisa entpuppt sich als liebenswürdige Gastgeberin. Freundlich und aufmerksam sorgt sie dafür, dass ich in die Gruppe integriert bin, nie allein irgendwo stehe und immer jemand zum Tanzen bei mir ist.

Jeder reißt sich um einen Tanz mit mir. Einigen zeige ich Tanzschritte, aber meist unterhalte ich mich mit Lisa, die mich im Augenblick von einem jungen Mann wegzieht. Er wiederholt einen Salsa-Schritt, den ich ihm gezeigt habe. Wir verlassen die improvisierte Tanzfläche und stellen uns etwas abgeschiedener.

»Wir legen gleich bei einem Hausboot an. Der Besitzer ist ein Freund von mir. Dort feiern wir weiter. Ich will dir noch vorher schnell meinen Bruder vorstellen. Der ist heute zum Kapitän verdonnert und sitzt auf der Brücke. Komm mit!«

Lisa hüpft tanzend und gut gelaunt vorweg und wackelt so tüchtig mit ihrem Hinterteil, dass ich lachen muss. Ich tanze hinterher und wir kommen auf die Brücke. Hier ist es stiller und ruhiger als auf dem Heck.

Zuerst sehe ich auf eine schlanke, aufgetakelte Blondine. Sie dreht mir missbilligend ihren Kopf zu mir und starrt mich mit ihren giftgrünen Augen an. Ihre Haare sind kräftig gelockt und unvorteilhaft zu einem Zopf zurückgekämmt. Mich erinnert ihre Frisur an die Dauerwellenfrisuren der Achtziger, mit der jeder wie ein Pudel aussah. Vor mir steht ein Pudel mit grünen Augen. Meine Sinne sagen mir: unsympathisch .

Die Pudelblondine sieht zu einem Mann, der Lisa ähnlich sieht. Wie seine Schwester hat er braune, leicht gewellte Haare. Seine hellbraunen Augen gleiten an meinem Oberkörper entlang. Diese Art von Blick kenne ich. Er taxiert mich und mein Bikini verdeckt wenig Haut. Ich komme mir wie auf einer Fleischbeschau vor und beginne mich über seinen Blick zu ärgern. Obendrein kommt dazu, dass sich keiner der Beiden zu freuen scheint, mich hier auf der Brücke zu sehen. Oder überhaupt an Bord. Kein Lächeln. Das ist so entgegengesetzt zu der Stimmung auf der improvisierten Tanzfläche, dass ich mir hier vorkomme, wie in einer Kühltruhe.

Lisa stellt sich neben ihn und sagt leise in sein Ohr: »Das ist sie.«

Dabei lächelt sie zufrieden und strahlt mich an.

»Ja, die Bikini-Tanzmaus vom Steg vorhin«, sagt die Pudeldame in Platin spitz. Dazu lächelt sie schief und aufgesetzt. Mein erster Eindruck war korrekt. Schlagartig wächst die Abneigung ins Unermessliche. Tanzmaus hat mich noch niemand genannt und es sollte mit Absicht abwertend klingen.

Zorn steigt in mir hoch, als ich in ihr höhnisch grinsendes Gesicht sehe. So etwas Arrogantes kann ich überhaupt nicht ausstehen.

Der Bruder von Lisa sieht mich noch immer schweigend an. Will er seine blöde Freundin nicht zügeln? Ein gutes Herrchen pfeift doch seinen Köter zurück, wenn er versucht Fremde zu beißen. Da er das scheinbar gar nicht vorhat, stufe ich ihn als ebenso arrogant ein. Zumal er mich ja auch beäugt, als ob ich zum Verkauf feilgeboten werde.

»Wird das hier ne Fleischbeschau oder gefällt dir mein Bikini nur so gut?«, frage ich aufgebracht. Klar ist das pampig, aber da ist es bereits ausgesprochen. Zur Not kann ich ja wieder springen und an Land schwimmen. Was macht es da schon, wenn ich das Herrchen des Pudels frech angehe?

Die Pudelfrisur strafft sich und legt ihre Hand auf die Schulter von Lisas Bruder.

Ich blicke in das symmetrische Gesicht, als sich die unsympathische Blondine hinter ihm räuspert.

In ihm beginnt sich Leben zu regen. Er antwortet, während er einen kleinen Moment zu Lisa schaut: »Weder noch. Du bist an Bord, weil Lisa es so wollte. Wenn sie mit dir Spaß haben will, bitte. Ich füge mich dem.«

Lisa beugt sich, um ihm freudig einen Kuss auf die Wange zu geben. Sie strahlt, als ob sie ein neues Spielzeug von ihm zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Ich kann schwer nachvollziehen, warum Lisa sich freut. Ich bin garantiert kein Geschenk.

Die Bemerkung von ihm macht mir klar, wie unmodern mein Bikini ist und damit, wie oberflächlich er vermutlich ist.

Dazu kommt noch die Frage, ob ich mich ausgerechnet von ihm verschenken lassen will, wie Spielzeug. Ich stemme meine Hände in die Seite, sehe zu Lisas Bruder und gebe schnippisch zurück: »Wow, Lisa! Wie kommst du nur zu so einem netten und freundlichen Bruder?«

Es klingt sarkastisch, doch er reagiert nicht auf meine Worte, denn er sieht bereits aus dem Fenster, ohne mich weiter zu beachten. Lisa kommt zu mir und legt mir beschwichtigend ihre Finger auf den Arm, den ein silberner Ring ziert.

»Nimm es ihm nicht krumm. Ich meine, er schippert uns durch die Gegend und kann nicht mit uns feiern. Immerhin hat er angehalten, damit du springen konntest. Nicht wahr Nicky?«

Gott, denke ich. Hießen nicht die DDR T-Shirts Nicki? Einer, der meinen Bikini langweilig findet, hat den Spitznamen eines DDR-Oberteils. Wie schrecklich!

Doch Lisa unterbricht meine Gedanken. Sie säuselt die Pudelblondine unüberhörbar scheinheilig an: »Zu schade, dass mir heute meine Wünsche erfüllt werden, Ninette. Ich hätte zu gern gewusst, wie es wäre, wenn es anders herum gekommen wäre.«

Ich frage mich, was sie damit meint. Was hätte auch anders herum kommen können?

Ihren Kopf schief legend starrt sie Ninette an. Lisas Augen sind hart und ein wissendes, von Kampfgeist erfülltes Lächeln umspielt ihren Mund. Ninette regt sich daraufhin nervös und für eine Sekunde wandern ihre Augen zu mir.

Okay, denke ich und es beschleicht mich das ungute Gefühl, dass es etwas mit mir zu tun hat. Noch bevor ich den Gedanken zu Ende führen kann, geschweige nachfragen kann, holt Ninette tief Luft um etwas zu entgegnen.

Doch aus einer unvermuteten Richtung donnert ein scharfer Ton: »Darf ich mich jetzt bitte wieder konzentrieren ohne, dass ihr euch in die Haare geratet? Zickt euch gefälligst woanders an!«

Mir scheint, dass die Spannungen, die zwischen den beiden Frauen herrschen, einem tief sitzenden Hass entspringen. Lisas Bruder sieht sie vorwurfsvoll an. Sicher ist er der Einzige, der so an ihrem Wunsch-Geburtstag mit ihr reden darf, denn ihre Augen werden wieder weich. Zweifelsfrei liebt sie ihn abgöttisch.

»Und nimm deine Tanzmaus mit!«, faucht Ninette nun mutig geworden, weil sie das letzte Wort behalten will.

Die ist mir tierisch unsympathisch und der Zorn von vorhin wallt erneut auf. Da nannte sie mich auch schon so. Zu genau weiß ich, dass ich alles andere als eine Tanzmaus bin. Dazu habe ich zu viele Preise gewonnen und bin mir meiner Sache zu sicher.

»Ich«, donnere ich und trete einen Schritt näher, »heiße Ella und nicht Tanzmaus! Merk dir das! Ich nenne dich ja auch nicht Pudel, nur weil deine Haare mich an einen erinnern!« Mein Kopf erhebt sich und selbstbewusst genieße ich ihre Verwirrung über meinen Angriff.

Und schon ist das blonde Hündchen an der Leine ihres Herrchens zurück.

Bei den Kindern in der Kindergartengruppe hilft meistens auch ein ernstes Wörtchen, damit sie die Rangordnung wieder beachten. Jeder braucht seine Grenzen.

Es ist mehr als offensichtlich, dass Ninette ein Problem mit mir hat. Nicht nur mit mir, auch mit Lisa. Für Augenblicke herrscht betretenes Schweigen. Über meine Zurechtweisung. Lisa tauscht mit ihrem Bruder Blicke aus. Deuten kann ich sie nicht.

Über mich selbst erschrocken, rechne ich mit einem Rauswurf. Schließlich bin ich Gast. Nun lege ich hier einen flotten Start hin und fauche Gäste an.

Ninette schluckt erschrocken und gafft mich betreten an. Ihr Herrchen sagt kein Sterbenswörtchen. Er macht auch keine Anstalten, Ninette zu unterstützten. Merkwürdig, mir aber mehr oder weniger auch egal.

Er betrachtet mich aufmerksam und ich zupfe meinen Bikini in Ordnung. Gerade so, als sortiere ich meine feinste Garderobe. Dabei sehe ich Lisas Bruder herausfordernd an. Wenn er mich hinauswerfen will, soll er es gefälligst jetzt tun. Da er schweigt, drehe ich mich zu Lisa um und frage mit Kinn in die Höhe gestreckt: »Wie schau ich aus?«

Lisas Augen huschen flink zum Kapitän und schweifen dann zu mir zurück. Ein einnehmendes Lächeln überzieht ihren schön gewölbten Mund. Ihr Lächeln stimmt mich milde. Beruhigt stelle ich fest, dass die Party vorerst weitergeht.

»Sitzt perfekt. Alles da, wo es sein soll. Rundweg hinreißend«, antwortet sie und sieht verstohlen an mir hinab. Vielsagend geht ihre linke Augenbraue in die Höhe.

Mit der Art ihres Blickes ist mir klar, dass sie Frauen gegenüber nicht abgeneigt ist. Sie sieht mich begehrlich an. Auch wenn ich derartige Komplimente lieber von Männern höre und sehe, lächele ich sie zufrieden an.

Der Bruder wendet seinen Kopf ab und sieht wieder über das Steuer hinweg.

»Dann lass uns gehen«, sage ich und hake mich bei ihr unter. »Hier ist es so furchtbar eng und … unleidlich.«

Auf Deck bei den Partygästen zurück, prustet Lisa laut los und dreht sich zu mir. Sie bekommt kaum Luft, so sehr lacht sie.

»Unleidlich? Du bist ja echt der Hammer! Wie ist dir das nur eingefallen? Hast du gesehen, wie Ninette geschluckt hat?«

Sich krümmend vor Lachen steht Lisa vor mir, hält sich ihren Bauch und ich stimme mit ein.

»Die Pudelfrisur da drin?«, frage ich nach.

»Pudelfrisur!« Lisa klopft sich auf ihre Schenkel. »Pudelfrisur, ja. Du bist so goldig. Ich mag dich. Oh Mann, du bist ein schönes Geschenk.«

Lisa umarmt mich und schmatzt mir einen dicken Kuss auf meine Wange. Vorsichtig schiebe ich sie auf Distanz. Ich bin für niemanden ein Geschenk.

»Um ehrlich zu sein, die ging mir gewaltig auf die Nerven.«

»Oh, ja. Das Gefühl habe ich auch immer bei der. Die ist so arrogant und eingebildet. Ich weiß nur noch nicht auf was.«

»Na, wenn es ihre Frisur ist, liegt sie mächtig daneben. Sie sollte dringend mal zu einer Typberatung.«

»Ehrlich gesagt würde eine neue Frisur daran auch nichts ändern. So was hängt doch nicht an einer Frisur, sondern am Wesen. Es kann sie kaum einer leiden. Darum verkriecht sie sich bei Yanick. Weiß echt nicht, was er an der findet. Vor einem halben Jahr hat sie es geschafft seine Freundin zu vergraulen. Sie versucht nun verzweifelt, seine Neue zu werden.«

»Ich habe aber leider von deinem Bruder auch keinen guten Eindruck bekommen. Was meinte er eigentlich damit, dass ich hier bin, weil du es wolltest?«, frage ich nach und nehme mir ein Wasser aus der mit Eiswürfeln bestückten Wanne. Erfrischend läuft das kühle Nass meine Kehle hinab. Lisa betrachtet sich einen Tropfen, der danebenging und sich nun meinen Hals hinab wälzt. Eindeutig, sie ist Frauen gegenüber nicht abgeneigt. Ich wische mir dezent den Tropfen weg. Lisa sieht mir dadurch wieder in mein Gesicht.

»Ninette ist teuflisch eifersüchtig, obwohl die Beiden nicht einmal zusammen sind. Er wollte nicht umdrehen, um dich mitzunehmen. Ich habe mir die Seele aus dem Leib gebettelt, obwohl heute alles nach meiner Nase geht, solange es legal ist – mein Wunsch-Geburtstag. Habe ich ja schon erzählt. Das stört sie. Sie hat nicht umsonst die Ex von meinem Bruder abgesägt. Die hat eindeutig Komplexe!«, Lisa zuckt mit ihren Achseln und schnappt sich ein gekühltes Bier. »Ich bin wirklich froh, dass du gesprungen bist. Scheiß was auf die Platinsouffleuse. Wir sind jung, wir sind hübsch und lassen uns von der den Tag nicht vermiesen, oder? Und uns liegt die Welt zu Füßen!«

Den letzten Satz hat sie unüberhörbar laut in Richtung Tanzfläche geschrien. Ihre Gäste stimmen ihr lärmend zu. Ein Mann in blauen Shorts und freiem Oberkörper, den ich vorhin Salsa-Schritte zeigte, kommt auf Lisa zu und bleibt vor ihr stehen. »Ich definitiv«, sagt er.

Er grinst sie erregt an, befingert ihr Bikinioberteil und Lisa zieht ihn zu sich. Ein Kuss der beiden und ich vermute mal sie sind ein Paar. Sie wirken sehr vertraut. Ebenso erregt und gierig sieht sie ihn auch an. Eindeutige Bewegungen verstärken meinen Eindruck.

»Gleich legen wir bei Kai an, Leute!«, ruft Lisa in die tanzende Menge und sieht den Mann vor ihr leidenschaftlich an. Ihre Lippe hat sie dabei zwischen ihren Zähnen eingeklemmt und blickt nun zu mir herüber.

Ein Test, ob ich anspringe. Sie scheint das Leben zu genießen und erfüllt das Klischee einer reichen und verwöhnten Tochter, die alles bekommt, was sie möchte. Sie lacht und zieht den Mann auf die Tanzfläche. Lisa wirkt entspannt und in bester Partystimmung. Erleichtert, dass der Zwischenfall auf der Brücke überhaupt nicht an ihrer guten Laune gekratzt hat, tanze auch ich wieder.

Spring!

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