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Die römische Expansion in Spanien

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In Spanien hatte Rom, nach Kriegsrecht, den alten Besitz der Barkiden übernommen und arrondiert. Doch diese spanischen Territorien dürfen weder im Hinblick auf ihre Ausdehnung noch im Hinblick auf die Intensität der römischen Herrschaft überschätzt werden. Flächenmäßig bildete das römisch beherrschte Gebiet zunächst lediglich einen mehr oder weniger tiefen Randstreifen im Osten und Süden der Iberischen Halbinsel. Im Süden hatte dieser sein Kerngebiet im Raume des Baetis, im modernen Andalusien. 197 v. Chr. wurde hier die Provinz Hispania ulterior eingerichtet. Das andere Zentrum des römischen Randsaumes lag im Nordosten der Halbinsel, im modernen Katalonien. Zu diesem nordöstlichen Zentrum, das in Tarraco seinen Mittelpunkt besaß, wurde ein weit nach Süden, bis über Cartagena hinaus vorspringender Küstenstreifen hinzugeschlagen, als, ebenfalls 197 v. Chr., die Provinz Hispania citerior organisiert worden ist.

Schon in der Übergangszeit einer improvisierten Kriegsverwaltung in die reguläre Provinzialadministration ließen die Römer die Maske des Befreiers vom punischen Joch fallen. Den spanischen Städten und Stämmen wurde rasch klar, daß sie nur den Herrn gewechselt hatten und daß der Alltag der römischen Herrschaft anders aussah als die großzügigen Gesten, mit denen sie einst Scipio für Rom eingenommen hatte. Der Betrieb der Bergwerke wurde sogleich intensiviert. Allein in den Gruben von Carthago nova arbeiteten nach Polybios’ Angaben im zweiten Jahrhundert v. Chr. an die 40.000 Sklaven. Der tägliche Gewinn wurde auf 25000 Denare eingeschätzt. Doch es gingen nicht nur diese Anlagen wie die großen punischen Güter in den Besitz des römischen Volkes über, sondern künftig wurden auch von der Mehrzahl der Siedlungen und Stämme regelmäßige Abgaben erhoben. Der Druck wurde so stark, daß schon bald die ersten Aufstände aufflammten, der Widerstand gegen Rom hielt Jahrzehnte hindurch an.

Die Kämpfe gegen Keltiberer und Lusitaner zogen sich, mit einigen Unterbrechungen, bis 133 v. Chr. hin. In dem klassischen Land des Guerillakrieges und angesichts des fanatischen Widerstandes der zahllosen kleinen Gebirgssiedlungen wie der wiederholten tiefen Einfälle lusitanischer Gruppen in das römische Hinterland konnte sich die römische Armee nur mühsam behaupten und nur langsam Erfolge erringen. Selten versagte die römische Kriegführung so erbärmlich wie hier. Das Schlimmste daran war nicht, daß die römischen Verbände mehr als einmal geschlagen wurden und empfindliche Verluste hinnehmen mußten, am beschämendsten war vielmehr die Art, wie die besiegten Statthalter und Feldherrn oder Senat und Volksversammlung darauf reagierten: mit Massakern und Verrat, Wortbruch und Täuschung.


Skizze Nr. 2: Spanien

Der Krieg in Spanien war in Rom schon früh verhaßt, 151 v. Chr. kam es zu dem Skandal, daß Wehrpflichtige den Dienst versagten. Dies kann deshalb nicht überraschen, weil die Kämpfe ungewöhnlich hohe Verluste forderten und den Truppen die größten Strapazen brachten. Denn im spanischen Hochland hatten die Legionäre im Sommer teilweise bis zu 40° Hitze auszuhalten, bald Wassermangel, bald Überschwemmungen zu ertragen und schließlich auch den Cierzo, den stürmischen Nordwestwind, dessen Stärke selbst auf Cato Eindruck machte. Wieder und wieder litt die Truppe infolge der Versorgungsschwierigkeiten bitterste Not und fristete ihr Leben nur noch mit den erjagten Kaninchen. Sah so der Alltag aus, so waren die Kämpfe selbst noch schwerer. Die Topomachia, der Krieg der landeskundigen Guerillas, brachte fort und fort Überfälle, Fallen und Hinterhalte, kaum je eine größere Schlacht, nie nennenswerte Beute.

Der Höhepunkt der Erfolge der Lusitaner ist mit dem Namen des Viriatus verbunden, der in dem Zeitraum zwischen 147 und 139 v. Chr. das Geschehen in Südspanien diktierte. In ihm war den aufständischen Gruppen ein Anführer erwachsen, der ihre Kriegszüge in umsichtiger Weise organisierte, die Eigenart der lusitanischen Bewaffnung und Kampfweise ebenso einzusetzen verstand wie die Bedingungen der Landesnatur, der sich als Meister in Überfällen und Scheinfluchten erwies und darüber wohl zum bedeutendsten Befehlshaber eines Guerillakrieges im Altertum überhaupt geworden ist. Der römische Statthalter Q. Servilius Caepio wußte sich gegen diesen Mann schließlich nicht anders zu helfen, als daß er ihn ermorden ließ. Für Portugal, dessen eigentlicher antiker Heros Viriatus ist, hat dieser große Guerillaführer in der Neuzeit eine ähnliche Bedeutung erlangt wie Arminius in Deutschland.

Krise und Untergang der römischen Republik

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