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Antiochos III. von Syrien und Philipp V. von Makedonien

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Antiochos III. hatte im Jahre 223 v. Chr. als Achtzehnjähriger im seleukidischen Reich die Herrschaft übernommen, sie jedoch praktisch zunächst gegen die großen Insurrektionen des seleukidischen Generalstatthalters über die Ostgebiete, Molon, sowie des Regenten von Kleinasien, Achaios, überhaupt erst durchzusetzen. Ein erster Krieg gegen das Ptolemäerreich, der sog. 4. Syrische, endete zwar 217 v. Chr. mit einer ganz eklatanten seleukidischen Niederlage in der Schlacht bei Raphia, doch war Antiochos’ Tatendrang dadurch keineswegs gebrochen. Nach der Bereinigung der Aufstände wandte sich der junge König vielmehr dem Osten zu. 212 v. Chr. trat er jene legendäre „Anabasis“ an, die noch einmal die seleukidische Macht in den östlichen Satrapien demonstrierte.

In ihrer Zielsetzung unterscheidet sich diese Orientexpedition Antiochos’ III. vom Zug Alexanders d. Gr., mit dem sie so oft verglichen wird, freilich diametral. An eine Rückeroberung der an die Parther verlorenen oder der in Gräko-Baktrien sich verselbständigenden Landschaften war von vornherein nicht zu denken, und das Äußerste, was Antiochos III. gelingen konnte, war, durch eine imponierende militärische Demonstration seinen Einfluß zu befestigen und gegenüber den schon fast souverän gewordenen Königen seine Oberherrschaft erneut zur Anerkennung zu bringen. Dies hat er dann auch tatsächlich erreicht und doch aufs Ganze gesehen nicht mehr erwirkt als eine Verzögerung in einem unaufhaltsam gewordenen Ausgliederungsprozeß. Doch die Einzelheiten seines Handelns sind im Westen unbekannt geblieben, hier sah man nur die scheinbare Parallele mit Alexander d. Gr. und billigte Antiochos nach seiner Rückkehr im Jahre 205 v. Chr. auch bereitwillig den Beinamen des „Großen“ zu.

Die politischen Impulse Antiochos’ III. und seines späteren makedonischen Verbündeten Philipp V. bewegten sich zunächst in ganz verschiedenen Richtungen der hellenistischen Sphäre, denn während Antiochos III. im Osten operierte, war Philipp V. im Westen gebunden. Gegen ihn, der 221 v. Chr. den makedonischen Thron bestiegen hatte, und seine Verbündeten ging alsbald der ätolische Bundesstaat vor; allein der sog. Bundesgenossenkrieg der Jahre 220—217 v. Chr. endete schließlich mit dem Frieden von Naupaktos 217 v. Chr., in dem Philipp seine Position behaupten konnte. Dieser Friede ist zu einer gewissen Bedeutung gelangt, weil in ihm die Griechen ein letztes Mal ihre Angelegenheiten ohne römische Mitwirkung regeln konnten. Polybios hat deswegen auch später an dieser Stelle seiner Darstellung den historischen Wendepunkt markiert und dem Ätoler Agelaos die oft zitierten Worte in den Mund gelegt: „Wenn einst einmal die Wolken, die nun von Westen her aufsteigen, sich über Griechenland entladen, dann fürchte ich sehr, wird es zu Ende sein mit den Verträgen, Kriegen und überhaupt mit unseren Spielereien, und wir werden noch zu den Göttern beten, daß sie uns die Freiheit wiedergeben, uns gegenseitig zu bekriegen und Frieden zu schließen, wann wir wollen, und überhaupt alle unsere Streitigkeiten nach eigenem Ermessen zu schlichten.“ (V, 104, 10f.)

Die Wolken aus dem Westen standen im Jahre 217 v. Chr. durchaus nicht drohend vor dem griechischen Horizont. Rom, das zwar erstmals in den beiden illyrischen Kriegen von 229 und 219 v. Chr. in eine gewisse Berührung mit Griechenland und Makedonien gekommen, aber noch keineswegs zu einer stärkeren politischen Einflußnahme in Griechenland gelangt war, ist zunächst nicht von sich aus weiter vorgestoßen, sondern erst durch das Bündnis Philipps V. mit Hannibal vom Jahre 215 v. Chr. fast in Notwehr dazu gezwungen worden, in Griechenland aktiv zu werden. Rom hat in diesem ersten Makedonischen Krieg Bundesgenossen für seine Sache mobilisiert und dazu nun mit dem ätolischen Bundesstaat, Sparta, aber auch bereits mit dem Königreich Pergamon Bündnisverträge abgeschlossen. Militärisch war Philipps V. Erfolg in diesem Krieg freilich ganz eindeutig, denn er zwang 206 v. Chr. die schwer geschlagenen Ätoler zu einem Separatfrieden und nötigte ein Jahr später dann auch den Römern einigen Besitz ab. Politisch profitierte jedoch Rom auf lange Sicht am meisten von dieser Liquidation eines Nebenkriegsschauplatzes in dem damals immer noch anhaltenden Ringen mit Karthago.

In den Jahren 205 und 204 v. Chr. ist in der ganzen hellenistischen Sphäre eine Umgruppierung der Kräfte, eine Bereitstellung zu Offensiven in ganz neuen Richtungen zu beobachten, und im Zuge dieser Neuorientierung wurden dann auch Philipp V. und Antiochos III. zusammengeführt. Antiochos III. konzentrierte sich nach seiner Rückkehr von dem großen Indienzug im Jahre 205 v. Chr. auf den Westen, auf Kleinasien und auf den syrischen Raum, vor allem jedoch auf die Gebiete der Ptolemäer, deren Macht damals ganz offensichtlich niederging und erst recht vollends dahinzuschwinden drohte, als im Jahre 204 v. Chr. Ptolemaios IV. Philopator starb und in Ptolemaios V. ein fünfjähriges Kind auf den Thron erhoben wurde.

Auch Philipp V. hatte unterdessen das Steuer herumgeworfen und schickte sich nun an, in seinem Osten, in der Ägäis, aktiv zu werden. Jahrelang ließ er dazu eine eigene Flotte ausrüsten, wobei er in der Wahl seiner Mittel nicht gerade wählerisch war. Für Philipp V. mußte der Tod des Ptolemäers zum Fanal werden. Der makedonische König war so durch seine Aspirationen in der Ägäis in eine ganz natürliche Interessengemeinschaft mit Antiochos III. geführt worden, von welcher man annahm, daß sie im Winter 203/2 v. Chr. durch einen Pakt besiegelt worden sei. Wie dem auch sein möge, die beiden Könige stürzten sich jedenfalls seit dem Jahre 202 v. Chr. völlig hemmungslos auf den ptolemäischen Besitz. Während Antiochos III. dabei nach wechselvollen Kämpfen im Jahre 200 v. Chr. in der Schlacht bei den Jordanquellen das ptolemäische Südsyrien an sich bringen konnte, nahmen die Kampfhandlungen in der Ägäis einen wesentlich anderen Verlauf. Dort erzielte Philipp V. in einem überraschenden Blitzkrieg zwar beachtliche Anfangserfolge, er konnte am Hellespont und an den Küsten der Propontis nacheinander mehrere bedeutende Städte wie Lysimacheia, Sestos, Perinth und schließlich auch Kios einnehmen, doch dann versteifte sich der Widerstand.

Gegen seine brutale Annexionspolitik verbanden sich die Städte Kyzikos und Byzanz mit den beiden Mittelmächten Rhodos und Pergamon in einem Defensivbündnis. Ihre Koalitionsflotte trat Philipp im Jahre 201 v. Chr. ein erstes Mal bei Chios entgegen und verwickelte die Makedonen in verlustreiche Kämpfe. Philipp V. tobte seine Wut über diesen Rückschlag nun zu Lande aus, und da er Pergamon nicht einnehmen konnte, zerstörte er die großen Tempel der Umgebung, wie das Nikephorion und den Aphroditetempel, durch Brand und Brechstangen bis zur Unkenntlichkeit. Dann zog er nach Süden, um die ptolemäischen und rhodischen Besitzungen in Karien einzunehmen, wurde dabei jedoch blockiert.

Die beiden Mittelmächte Rhodos und Pergamon mußten in diesem Augenblick zur Erkenntnis kommen, daß ihre Koalition auf die Dauer den Kräften Philipps V. nicht gewachsen war und daß ihre beiden Staaten zudem Gefahr liefen, zwischen dem makedonischen und dem syrischen Block zerrieben zu werden. So suchten sie äußere Hilfe und wandten sich im Herbst des Jahres 201 v. Chr. an Rom, die Großmacht des westlichen Mittelmeerraumes, die eben den 2. Punischen Krieg beendet hatte. Für Rhodos und Pergamon war dieser Schritt einzig eine Frage der Selbsterhaltung, und man wandte sich erst dann an Rom, als die anderen Möglichkeiten, Hilfe zu finden, erschöpft waren. Denn von den Ptolemäern hatte man nichts zu erhoffen, und die Ätoler, denen der Makedonenschreck noch vom ersten makedonischen Krieg her in den Gliedern saß, hatten sich ein Jahr zuvor einem Hilferuf des Attalos verschlossen.

Im Rückblick erscheint dieses Hilfegesuch des Jahres 201 v. Chr. als ein entscheidender Wendepunkt der römischen Politik. Die Gesandten von Rhodos und Pergamon fanden in Rom unmittelbar nach dem Abschluß der Kämpfe gegen Karthago alles andere als Begeisterung und Bereitschaft zu einem Eingreifen in Griechenland und im östlichen Mittelmeer. Die (für eine Kriegserklärung zuständige) Centurienversammlung des römischen Volkes lehnte im Jahre 200 v. Chr. zunächst eine Kriegserklärung an Philipp V. entschieden ab. Nach der Darstellung des Livius hatte das Volk nach den Verlusten, Opfern und Strapazen des 2. Punischen Krieges einfach keine Lust mehr, nun schon wieder neue Belastungen auf sich zu nehmen, es sei dann erst durch einen weiteren Appell des Konsuls zur Raison gebracht worden. Jedenfalls ist sicher, daß Rom nur sehr zögernd in den hellenistischen Bereich eingriff, immerhin ließ es sich auf die Probleme ein und wurde, nachdem der Weg erst einmal eingeschlagen war, schließlich auch zum Handeln gedrängt.

Andererseits ist jedoch auch zu erkennen, daß in der römischen Führungsschicht in jenen Jahren eine Gruppe am Werk war, welche die Intervention im Osten sehr zielbewußt anstrebte. Dies zeigt sich schon daran, daß man für das Jahr 200 v. Chr. in P. Sulpicius Galba einen ausgesprochenen Makedonien-Spezialisten zum Konsul wählte und daß man sogleich eine römische Senatskommission nach Griechenland delegierte, die über die Gesamtlage wie insbesondere über Philipps V. weitere Absichten Klarheit gewinnen und die nach Möglichkeit auch mit diplomatischem Druck Philipp V. Einhalt gebieten sollte. Wenn die Mitglieder dieser Gesandtschaft nun auch erleben konnten, daß Athen der Koalition gegen Philipp V. beitrat, und wenn sie durch ein Ultimatum an den Führer einer in Attika eingefallenen makedonischen Heeresabteilung diese zum Rückzug zu bewegen vermochten —, im entscheidenden Punkt mißlang ihre Initiative.

Philipp V. lag im Sommer 200 v. Chr. vor der einst freien, jetzt von ihm schon halb zerstörten Stadt Abydos an der Südseite des Hellespont, als ihm der jüngste der römischen Gesandten, M. Aemilius Lepidus, die römischen Forderungen vortrug. Die Auflagen Roms an Philipp V., die man in groben Zügen schon seinem Befehlshaber in Attika mitgeteilt hatte, waren unterdessen auf Grund von Philipps V. weiterem Vorgehen nur noch verschärft worden. Rom verlangte jetzt nicht nur Wiedergutmachung und Herausgabe der Eroberungen der letzten Jahre, sondern ein für allemal die Einstellung der Offensive auch gegenüber dem ptolemäischen Besitz und die Anerkennung eines neutralen Schiedsspruches für Philipps V. Streit mit Attalos von Pergamon. Vor allem aber wurde von Lepidus in unmißverständlicher Form zum Ausdruck gebracht, daß eine Ablehnung dieser Forderungen auf jeden Fall Roms Eintritt in den Krieg nach sich ziehen würde. Philipp V. wies diese Einmischung in seine Angelegenheiten, so sah er die Sache an, brüsk zurück, und noch im Herbst des Jahres 200 v. Chr. landete Galba bei Apollonia und eröffnete damit den 2. Makedonischen Krieg, der Rom nun für immer mit dem hellenistischen Raum verbinden sollte.

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