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Numantia

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Bei den Keltiberern konzentrierte sich das Geschehen zuletzt auf Numantia. In der Nähe dieser kleinen Stadt am Oberlauf des Duero hatten die Römer schon im Jahre 153 empfindliche Schlappen erlitten, danach blieb Numantia im Mittelpunkt der Kämpfe. Es kam zu Täuschungsmanövern der erfolglosen römischen Befehlshaber, zur Kapitulation eines eingeschlossenen römischen Heeres, römischem Vertragsbruch und jahrelanger, ergebnisloser Belagerung. Die Situation änderte sich erst, als Scipio Aemilianus mit der Liquidierung des Krieges in Spanien beauftragt wurde.

Da der römische Senat Scipio die Aushebung neuer Truppen ebenso versagte wie neue Geldmittel zur Finanzierung der Rüstungen, war Scipio ganz auf eigene Initiativen angewiesen. Er rief nicht weniger als 4000 Freiwillige auf, darunter eine cohors amicorum, eine Leibwache von 500 Vertrauten, um wenigstens über einen zuverlässigen Stab und über einen zuverlässigen Kern seines Heeres zu verfügen, denn die römische Spanienarmee war völlig verlottert. In Scipios Umgebung aber standen künftig Männer, deren Namen aus der Geschichte der späten Republik nicht hinwegzudenken sind, wie Gracchus, Marius, Memmius, Jugurtha und Lucilius.

Nach einer oft bewunderten Reorganisation des Heeres schloß Scipio Numantia noch im Jahre 134 v. Chr. hermetisch ein. In einem Umfang von immerhin rund 9 Kilometern wurde die in diesem Augenblick von etwa 10.000 Menschen bewohnte Siedlung mit ihren etwa 2000 Häusern systematisch abgeriegelt, und zwar nicht nur durch Graben und Palisade, sondern bald auch durch eine Mauer, die immerhin drei Meter hoch und vier Meter breit, mit Geschütztürmen bestückt und von insgesamt sieben Lagern aus bewacht und verteidigt war. Neun Monate lang wurde die Belagerung aufrechterhalten und während dieser Zeit nicht wenige Ausfallversuche abgeschlagen.

In Numantia kam es schließlich zur Hungersnot, die im Kannibalismus endete, und zuletzt, 133 v. Chr., zur Übergabe. Von den Bewohnern sparte Scipio fünfzig für seinen Triumph aus, den Rest ließ er versklaven, die Stadt dem Erdboden gleichmachen. Wenn in einem Teil der späteren Überlieferung davon gesprochen wird, daß sich die letzten Überlebenden Numantias selbst den Tod gegeben und sich mitsamt ihrer Habe verbrannt hätten, um Scipio keine Beute zu hinterlassen, so ist daran zumindest so viel richtig, daß dieser Kampf den Siegern materiell so gut wie nichts einbrachte.

Der Name Numantias aber wurde, über den Untergang der Siedlung hinaus, zum Symbol des keltiberischen Freiheitskampfes. Cervantes, de la Motte Fouqué und Schlegel huldigten ihrem Ruhm, auch deutsche Dramen erinnerten an ihr Los. Die wissenschaftliche Reverenz unseres Landes vor der unglücklichen keltiberischen Stadt aber ist mit dem Lebenswerk von Adolf Schulten identisch, der zu Beginn unseres Jahrhunderts mit seinen Grabungen in und bei Numantia begann. Grabungen, deren Resultate dann zwischen 1914 und 1931 in dem großen vierbändigen Numantia-Werk publiziert worden sind.

In Spanien, wie später in Gallien, war es ein Grundzug der römischen Siedlungspolitik, Städte nach Möglichkeit in den Ebenen anzulegen und die befestigten Höhensiedlungen aufzulösen. Auch in Spanien setzte früh eine systematische Urbanisierungspolitik ein. Schon im Jahre 205 v. Chr. hatte der ältere Scipio als erste römische Neugründung auf spanischem Boden nordwestlich von Sevilla und jenseits des Baetis Italica angelegt, wohl im Jahre 178 v. Chr. wurde am Oberlauf des Ebro das Städtchen Gracchuris geschaffen, damit die erste römische Gründung, die in hellenistischer Manier zu Ehren einer Persönlichkeit benannt war. 171 v. Chr. folgte die Anlage von Carteia, dem heutigen Algeciras, das sogar die bevorzugte Stellung einer latinischen Kolonie erhielt, weil es die illegitimen Kinder römischer Soldaten aufzunehmen hatte. 152 v. Chr. kam es dann zur Gründung von Corduba am Baetis durch Marcellus. Der Kulminationspunkt der systematischen Urbanisierung der neuen Provinzen liegt allerdings erst in der Zeit Caesars und Augustus’, als Kolonien und Municipien in größerer Zahl angelegt wurden, auch sie freilich noch immer weithin in den alten bevorzugten Siedlungsräumen, den Tälern des Baetis und des Ebro wie im Küstenstreifen.

Krise und Untergang der römischen Republik

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