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Ein köstlicher Unterhaltungsroman als Newcomer im Lateinunterricht

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Wollen, aber nicht so recht können – dieser Gegensatz charakterisiert den Aufsteiger in besonderer Weise. Die feine Welt wird sich über einen Typen wie Trimalchio köstlich amüsiert haben, der sie nachzuahmen versucht, dabei aber überzeichnet und überdreht. Auch Luxus und Vornehmheit muss man lernen, auch da gibt es eine Sozialisation, die die Dinge in der Balance hält und einen vor allzu schlimmen Peinlichkeiten schützt – obwohl sich auch die feine römische Gesellschaft aufwändige Selbstrepräsentation auf ihre Fahnen geschrieben hat. Auch dort gibt es Tendenzen zu einem Überbietungswettbewerb in Luxus und Glamour, von dem sich Trimalchio eine Menge abgeschaut hat.

Aber die praktische Umsetzung gelingt ihm eben nicht. Und deshalb wird er zum Inbegriff des Angebers und Großkotzes schlechthin. Die Cena Trimalchionis gehört zum Unterhaltsamsten, Witzigsten und Amüsantesten, was die lateinische Literatur zu bieten hat. Sie ist eine vergnügliche Lektüre, und auch deshalb hat sie in den letzten Jahren eine steile Karriere im Lateinunterricht gemacht – eine Lektüre nicht statt Caesar und Cicero, sondern neben Caesar und Cicero als Beispiel für die leichte Muse, die die lateinische Literatur eben auch repräsentiert.

Die Cena ist jedoch nicht nur ein witziger, mit Gags gespickter Unterhaltungsroman. Sie lässt sich auch als „soziologische“ Schrift lesen. Man könnte sie als eine römische Sozialgeschichte in fiktionaler Form bezeichnen, nicht besonders schmeichelhaft für die Schicht der Freigelassenen, deren Aufstiegsambitionen und -träume hier geschildert und verulkt werden. Aber macht sich der Autor tatsächlich nur über Trimalchio und sein Milieu lustig? Oder gibt es neben dieser offensichtlichen Ebene eine zweite, auf der auch die Vorbilder Trimalchios durch den Kakao gezogen werden? Das heißt die Spitzen der Gesellschaft, die ihr Luxusleben ebenfalls plakativ zelebrieren, die sich bei Einladungen und Gegeneinladungen wechselseitig ihre Paläste und Kunstsammlungen, ihre hübschen Sklaven und ihre mit Schmuck behängten Gattinnen präsentieren, die als Gastgeber ihre Gäste gelegentlich in Geiselhaft nehmen, indem sie ihnen eigene literarische Ergüsse vortragen oder ihnen Unterhaltungen zumuten, die auch nicht immer guten Geschmack und Taktgefühl verraten.

Gewiss, all das vollzieht sich auf dieser gesellschaftlichen Stufe meist nicht so plump und so radikal inszeniert wie bei Trimalchio, aber es gab schon im Altertum genügend Kritiker, die diese Neigung der Oberschicht zu luxuriöser Selbstbespiegelung heftig getadelt haben. Sollte sich Petron listig unter diese Kritiker gemischt haben, indem er der feinen Gesellschaft einen Spiegel in Form eines übermotivierten Imitators vorgehalten hat? Auch diese Deutung des Romans ist denkbar. Sie ist in der Wissenschaft umstritten, aber das muss Lateinschüler und -schülerinnen ja nicht daran hindern, sich ihre eigenen Gedanken zu machen und kontrovers darüber zu diskutieren.

Latein - da geht noch was!

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