Читать книгу 2145 - Die Verfolgten - Katherina Ushachov - Страница 14

12. Allegra – Atlanta – 07.07.2145

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Sie saß in der Ab­stell­kam­mer und spiel­te auf ih­rem UniCom. Le­vel 182 sperr­te sich schon seit zwei Wo­chen da­ge­gen, von ihr ge­knackt zu wer­den, und das nerv­te sie. Bis da­hin hat­te sie selbst die schwie­rigs­ten Etap­pen des Spiels nach we­ni­gen Ta­gen be­stan­den.

Und wenn sie doch die Pre­mi­um­wäh­rung kauf­te? Mit ei­nem Fin­ger­schnip­pen wech­sel­te sie aus der Aug­men­ted-Um­ge­bung des Spiels in ihr Bank­pro­gramm, au­then­ti­fi­zier­te sich mit ei­nem Dau­men­ab­druck auf ei­nem vir­tu­el­len Feld über dem UniCom und ver­zog an­ge­sichts der klei­nen Zahl an ver­blie­be­nen Units ihr Ge­sicht. 25 Û und noch ziem­lich viel Mo­nat. Was, wenn sie den Le­vel trotz­dem nicht schaff­te?

Ein Klop­fen an der Tür schreck­te sie aus ih­rer Kon­zen­tra­ti­on auf. Wer wuss­te, dass sie in der Ab­stell­kam­mer saß?

Al­le­gra rühr­te sich nicht, lausch­te.

»Al­ly? Ich weiß, dass du da drin bist.«

Das war die Stim­me der Heim­lei­te­rin! Sie wuss­te, dass Al­le­gra noch wach war und wür­de sie ver­mut­lich da­für be­stra­fen.

Ihr Herz klopf­te schmerz­haft, als sie den UniCom in ih­re Ge­säß­ta­sche steck­te und lang­sam auf­stand. Sie öff­ne­te die Tür und blick­te Miss Tan ins Ge­sicht.

Statt ihr ei­ne Stand­pau­ke zu hal­ten, lä­chel­te die Heim­lei­te­rin sie nur an­ge­spannt an. »Gut, dass ich dich hier fin­de, Al­ly.« Ih­re Hän­de zit­ter­ten.

»Wa­rum? Was ist los?«

»Im gan­zen Coun­ty wur­de ei­ne Mu­tan­ten-Raz­zia aus­ge­ru­fen. Sie su­chen zwar einen jun­gen Mann, aber seit wann tun die Mu­tan­ten­jä­ger nur das, was sie an­geb­lich sol­len? Die wer­den al­len hier mit ih­ren Ta­schen­lam­pen in die Au­gen leuch­ten. Du bist in Ge­fahr.«

Al­le­gra zwang sich, durch­zuat­men. »Ich weiß nicht, wie­so mich das be­tref­fen soll­te, Miss Tan.«

»Wir ha­ben kei­ne Zeit für die­se Spie­le. Du weißt, dass du ei­ne Mu­tan­tin bist. Ich weiß, dass du ei­ne Mu­tan­tin bist. Wir müs­sen uns be­ei­len.«

Al­le­gra wisch­te sich has­tig die feuch­ten Hand­flä­chen an der Hin­ter­sei­te ih­rer Ho­se ab. »Kann ich Ih­nen ver­trau­en?«

»Ich hät­te dich bei den ers­ten An­zei­chen ver­ra­ten kön­nen, aber das woll­te ich nicht. Ich bin we­der blind noch blöd, Mäd­chen.«

»Na gut …« Wi­der­wil­lig ver­ließ Al­le­gra den Ab­stell­raum. »Was jetzt?«

»Du musst nach New Or­leans ge­hen.«

»Die Stadt wur­de auf­ge­ge­ben.«

»Ver­trau mir.« Miss Tan wisch­te an ih­rem UniCom her­um. »Ich ha­be dir ei­ne Rou­te ge­schickt, auf der du dort­hin ge­lan­gen kannst. Nur an die­sem Ort bist du si­cher und fin­dest Hil­fe. Dei­nes­glei­chen le­ben dort.«

Al­le­gra tipp­te den Bild­schirm an und so­fort pro­ji­zier­te der UniCom ei­ne Ho­lo­kar­te in die Luft. Sie run­zel­te die Stirn. »Das sind … mehr als fünf­hun­dert Mei­len. Wie soll ich das zu Fuß schaf­fen?«

»Da­rum geht es nicht. Ent­we­der du schaffst es oder du stirbst. Wenn du bleibst, kannst du nur ster­ben.«

»Wie viel Zeit ha­be ich noch?«

»Die Nach­richt ging vor ei­ni­gen Stun­den raus, sie ha­ben in Gor­don Ci­ty an­ge­fan­gen. Du musst schnells­tens hier weg.«

»Gut.« Al­le­gra at­me­te tief durch. »Ich brau­che mei­ne Schu­he und Pro­vi­ant.« Sie wa­ckel­te mit den Ze­hen in ih­ren Flip­flops.

»Ich ha­be einen Ruck­sack in der Kü­che vor­be­rei­tet. Zieh dich um. Ich war­te dort auf dich.«

Al­le­gra zog die Flip­flops aus und husch­te bar­fuß in den Schlaf­saal.

Ei­ni­ge der an­de­ren Mäd­chen schlie­fen be­reits, an­de­re spiel­ten heim­lich auf ih­ren UniComs.

»Al­ly! Wo kommst du auf ein­mal her?«

»Sch! …« Ei­lig zog Al­le­gra ih­re Schu­he un­ter dem Bett her­vor, zog sich ein Paar So­cken über die Fü­ße und schlüpf­te in die Turn­schu­he.

»Al­ly?«

»Seid still!« Sie zog ei­ne leich­te Jeans­ja­cke über und schlich wie­der zur Tür.

Die­ses Mal quietsch­ten ih­re Turn­schu­he auf­dring­lich.

»Al­ly, wo gehst du hin?«

»Wie­so bist du noch auf?«

»Was ist hier los? Ich will schla­fen!«

»Al­ly?«

Ih­re Hän­de fühl­ten sich eis­kalt an.

Die an­de­ren Mäd­chen wuss­ten nichts. Noch nicht. Sie brach­ten die Nach­richt, die auch sie ge­le­sen hat­te, nicht mit Al­le­gra in Ver­bin­dung. Aber bald wür­den sie ver­ste­hen. Und dann?

2145 - Die Verfolgten

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