Читать книгу Seawalkers (6). Im Visier der Python - Катя Брандис - Страница 13

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Durch die Kontrollen

Meine Freunde wussten Bescheid über Rocket, aber ich hoffte, dass Ella und ihre Kumpane es nicht mitbekamen, weil die es in ungefähr fünf Millisekunden dem nächstbesten Lehrer weitertratschen würden.

Unsere Begleitlehrer waren Miss White, Mr García und Mr Clearwater. Irgendwann würden die sowieso rausfinden, was wir getan hatten, aber hoffentlich nicht bevor wir im Flugzeug saßen. Danach war es zu spät, dann würde Rocket in Kalifornien dabei sein, ob genehmigt oder nicht.

»Alles klar, Tiago? Du wirkst ein bisschen verkrampft«, fragte mich Miss White, als wir am Flughafen von Miami unsere Koffer abgegeben hatten und uns als aufgeregt schwatzendes Rudel zur Sicherheitskontrolle bewegten. »Du hast doch nicht etwa ein Messer oder Sprengstoff eingepackt?«

»Haha, nein – und Sie?«, fragte ich zurück. Ganz schön frech, aber bei einer Lieblingslehrerin ging das vielleicht durch.

»Sehe ich aus, als würde ich so etwas brauchen?«, erwiderte Miss White, ohne eine Miene zu verziehen. Alle Schüler, die in der Nähe standen – Jasper, Chris und Finny –, murmelten sofort ein respektvolles »Nein«. Inzwischen wussten wir ja, was für eine krasse Vergangenheit unsere Lehrerin hatte.

Weil unser Budget für den Austausch nicht gerade bombastisch war, reisten nicht alle von uns als Menschen. Zelda hockte als Qualle gut angefeuchtet in Ralphs Brotdose (das war ihre Idee gewesen) und Linus blickte uns aus einer Schneekugel an, in der er vor dem Hintergrund einer Korallenlandschaft herumschwamm.

Wenn ich gewusst hätte, wie eng das hier drin ist, hätte ich das nicht vorgeschlagen, beschwerte er sich. Und das Korallenfoto sieht total kitschig aus!

»Du hast als Einziger von uns echtes Florida-Meerwasser, also mecker hier nicht rum«, sagte Finny, die das angebliche Geschenk dabeihatte.

Wir näherten uns den Kontrollen, vor denen ein paar Leute in der Schlange standen. Ich konnte die Metalldetektoren und Fließbänder schon sehen, auf denen die Rucksäcke durch das Röntgengerät geschickt wurden. Boah, wenn ich in deinem Rucksack bleibe, können die sich mein Skelett anschauen, meinte Rocket.

Ja, genau, und dann bekommen sie die Vollkrise, also halt dich bereit zum Absprung, flüsterte ich ihm zu.

Am Freitag hatten alle, die mitdurften und als Tier aufgewachsen waren, einen Extrakurs »Verhalten am Flughafen« bekommen. Aber das hieß nicht, dass diese Schüler alles richtig machen mussten. Falsch war für Rocket und mich hier und heute viel besser! Gerade ging vor mir Shari durch den leeren Türrahmen des Metalldetektors und tat erstaunt, als es piepte. In Wirklichkeit hatte sie absichtlich ihre Kette mit den drei Delfinflossen anbehalten, um davon abzulenken, was ich in der Zwischenzeit machte.

Während eine Angestellte auf Shari zuging, um sie abzutasten, stellte ich unauffällig meinen Rucksack am Fließband ab, bückte mich und zog den Reißverschluss ein Stück auf. So, raus da, beeil dich – und pass auf, dass dich niemand sieht!

Ach, es ist gerade so gemütlich hier drin, wandte Rocket ein.

Du hast noch einen Fünf-Stunden-Flug in diesem gemütlichen Handgepäck vor dir, also Schnauze halten und los!

Vielleicht hätte ich mich vorher mal umschauen sollen und nicht erst, als Rocket schon das Schnäuzchen ins Freie streckte. Dass Jack Clearwater ein paar Meter hinter mir in der Schlange stand, hatte ich übersehen – und Adler-Wandler sind nicht dafür bekannt, dass sie eine Brille brauchen.

Zum Glück stand Finny ebenfalls hinter mir. Als sie meine Blödheit bemerkte, reagierte sie sofort. »Mr Clearwater, ich schaffe es nicht, meine Wasserflasche leer zu trinken, und man darf sie so nicht durch die Kontrollen mitnehmen. Was soll ich machen?«

Unser Schulleiter wandte sich ihr zu und nahm die Flasche in Augenschein, die Finny schwenkte. »Halb so schlimm, kipp das Wasser halt in den Mülleimer da.«

Die Sekunde, in der er nicht hinschaute, reichte Rocket. Während ich meine Taschen leerte und Geld, Hausschlüssel und Handy in die Plastikschale legte, huschte er los.

Die Angestellten starrten hoch konzentriert auf die Bilder unserer durchleuchteten Rucksäcke und merkten nichts davon, dass ein kleiner Wandler hinter ihnen vorbeiwitschte.

Da hatte ich noch keine Ahnung, was für ein Wächter auf der anderen Seite der Sperre wartete.

Scheiße, da ist ein Drogensuchhund!, japste Rocket. Wenn der mich wittert

Damit hatte ich nicht gerechnet. Rocket hatte zwar nichts mit Drogen am Hut, aber der große Vierbeiner würde durchdrehen, wenn er den kleinen witterte.

Ablenkung, Ablenkung, wir brauchten jetzt dringend irgendeine Ablenkung, aber welche? Meine Gedanken flossen so zähflüssig wie diese eklige, viel zu süße Marshmallow-Creme aus dem Supermarkt. Zu allem Überfluss hatte Rocket eben nicht daran gedacht zu flüstern, anscheinend hatte Ella etwas von unserem Austausch gehört. Während sie ihr Handy ausschaltete, schaute sie mich seltsam von der Seite an. »Tiago, du …«

»Später!«, sagte ich und bekam dafür einen giftigen Blick.

Wahrscheinlich merkte man mir an, dass ich angespannt war. Der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes wurde sofort misstrauisch. Ich sah, wie er einem Kollegen einen Blick zuwarf. Während er mich extragründlich abtastete, musterte die Frau am Monitor meinen Rucksackinhalt und meine ebenfalls geröntgten Schuhe intensiv.

Fünf oder sechs Leute aus meiner Klasse, die in der Schlange hinter mir gestanden hatten – darunter Daisy und Chris –, überholten mich und ich hatte meine Sachen noch nicht zurück. Mir wurde immer mulmiger zumute.

»Gibt’s hier ein Problem?«, fragte Mr Clearwater höflich, bekam aber keine Antwort.

Auch Finny hatte Schwierigkeiten wegen der Flüssigkeit im angeblichen Geschenk, aber sie war mit Miss White an ihrer Seite schon dabei, sich rauszureden, dass sich ihre Freundin in Kalifornien nun mal genau so eine Kugel gewünscht hatte.

»Was ist das für ein Seepferdchen? Das ist aber nicht echt, oder? Das wäre Schmuggel einer geschützten Art.« Die Security-Mitarbeiterin wirkte noch nicht überzeugt. »Damit haben wir leider oft zu tun, jedes Jahr sterben allein für die traditionelle chinesische Medizin Millionen von Seepferdchen.«


»Ich weiß – dabei gibt es keinen Beweis, dass sie gegen irgendeine Krankheit wirken«, bestätigte Finny düster. »Aber keine Sorge, dieses Tierchen hier ist aus Plastik.«

Linus machte sich steif und glotzte geradeaus, damit er möglichst unecht aussah. Doch dann kam Finny auf die Idee, die Schneekugel zu schütteln, sodass Seepferdchen und Sand darin herumwirbelten. He, was soll das, mir wird schlecht!, beschwerte sich Linus, musste aber zum Glück nicht kotzen und konnte weiter so tun, als wäre er ein Plastiktier.

»Na gut, nehmt das Ding mit.« Die Angestellte winkte Finny und Linus durch und Miss White nickte ihr dankend zu.

In der Kontrollstation neben uns hatte es Zelda in ihrer Brotdose inzwischen auf die andere Seite geschafft.

»Die Security-Leute waren nicht besonders genau, die haben sogar ein Minitaschenmesser in meinem Rucksack übersehen«, verkündete Barry.

Ella zog ihn weg, bevor er noch mehr zum Thema Messer von sich geben konnte. Gut! Die war ich los. Aber ich hatte noch keine Lösung für Rockets und mein größtes Problem, das vier Pfoten, ein goldbraunes Fell und vermutlich Maulgeruch hatte!

Chris warf mir einen schnellen Blick von der Seite zu. Ich nickte in die Richtung des Drogensuchhundes, der eine signalfarbene Weste trug und neugierig nach rechts und links schaute. Er war ein seidenhaariger, schmusefester Golden Retriever, dem man absolut nicht zutraute, dass er in Wirklichkeit ein Cop war. Das war garantiert Absicht. Die fiesen Schmuggler unterschätzten ihn, und zack, schon klickten die Handschellen.

Noch während ich hinschaute, hob der Pseudo-Familienhund – der noch ziemlich jung wirkte – die Schnauze und witterte. Er sah sehr interessiert aus. Garantiert war Rattengeruch für ihn eine tolle Abwechslung von seinem üblichen Job.

Mist, der hat mich bemerkt. Ich zisch ab – wir treffen uns im Duty-free-Shop! Jede Deckung ausnutzend machte sich Rocket auf den Weg.

Der Drogenhund bellte und zog an seiner Leine, aber nicht in Richtung Handgepäck. Sein Führer sah verdutzt aus. »Was ist denn, Bubbles?«, fragte er.

»Na, das ist aber ein niedlicher Hund, wieso haben Sie ihn Bubbles genannt? Macht er gerne Kaugummiblasen?« Chris beugte sich hinunter, die Hand zum Streicheln ausgestreckt. Eine bessere Ablenkung war ihm anscheinend nicht eingefallen.

»Streicheln verboten!«, wurde er angeblafft. »Das ist ein Diensthund in der Ausbildung!«

Der Diensthund schnupperte ungläubig an Chris – er hatte bestimmt nicht mit Seelöwengeruch gerechnet, nicht jetzt, nicht hier – und zerrte dann in Richtung Duty-free-Shop. »Das ist wirklich ungewöhnlich.« Sein Besitzer runzelte die Stirn. »Ich überprüfe besser mal, was er gewittert hat. Nur für alle Fälle.«

Nervös schaute ich mich nach den Leuten aus meiner Klasse um, die alle zum Gate B 08 strebten, dann warf ich einen Blick auf die Uhr. Ich hatte nur zwanzig Minuten, um Rocket zu retten, sonst verpasste ich unseren Flug! Mit Shari und Jasper, die sich an meine Fersen hefteten, rannte ich los.

Seawalkers (6). Im Visier der Python

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