Читать книгу Seawalkers (6). Im Visier der Python - Катя Брандис - Страница 21

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Hoch, hoch oben

Was würden unsere Lehrer mit Toco anstellen? Ich tippte auf Knebeln und Wegschleifen, denn ein mahnender Ruf unseres Schulleiters bewirkte rein gar nichts. Unser Klassenschläger lachte weiter; Barry und Ella grinsten. Wir anderen beugten uns vor Verlegenheit tief über unsere Teller (auf denen Steak oder Fisch, Salat und Ofenkartoffeln lagen).

Miss White und Mr Clearwater standen auf und gingen mit unheilverkündender Miene auf ihn zu – und unsere Kampflehrerin hatte eine Rolle silbernes Panzerband dabei! Wow, ich war gespannt. Wenn Toco nicht aufpasste, würde er gleich als Alligator mit zugeklebter Schnauze in irgendeiner Ecke liegen.

Doch es kam anders. Daisy, die neben Toco im Rollstuhl saß, klopfte ihm aufs Bein und flüsterte: »Pscht!«

Toco klappte den Mund zu, lächelte Daisy an und sagte dann nichts mehr. Daisy lächelte zurück.

Mit einem Das-war-knapp-Freundchen-Blick steckte Miss White ihr Panzerband wieder ein. Unser Schulleiter setzte sich mit einem »Entschuldige die Störung, Anjelica« wieder.

Nach dem Abendessen, als es draußen längst dunkel war, war ich eigentlich zu müde für weitere Action. Sebastian war schon in seine Hütte gegangen und Rocket lag schnarchend als Ratte in seiner Schublade, alle vier Pfoten nach oben gereckt. Aber Shari, Finny und meine anderen Freunde wollten sich unbedingt die Baumhäuser genauer anschauen. Auch Daisy war mit von der Partie; gerade war sie dabei, Toco zu verteidigen. »Ihr dürft es nicht so ernst nehmen, wenn er herumpöbelt – ich glaube, er will nur, dass jemand ihn beachtet.«

»Na, das hat geklappt«, murmelte Noah säuerlich. »Vielleicht könnte er nächstes Mal auf seinen Teller kacken, oder so was? Das würde ihm noch mehr Aufmerksamkeit einbringen und er darf schon morgen wieder zurück nach Florida.«

Shari hörte kaum zu, sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und blickte hoch. »Ich bin so gespannt, wie es dadrinnen aussieht! In einem Baumhaus war ich noch nie.«

»Bestimmt haben die auch einen Snackvorrat wie wir im Wrack«, meinte Finny.

»Wie, hast du nicht genug Nachtisch abbekommen?«, zog ich sie auf. »Dann war es wohl eine optische Täuschung, dass ich dich mit drei Schalen Vanillecreme gesehen habe?« Der arme Rocket hatte nicht mal einen Fingerhut voll probieren dürfen.

»Ja, genau, eine optische Täuschung … noch nie was von einer Fata Morgana gehört?«, fragte Sierra, die uns gemeinsam mit Summer und Alex begleitete.

»Mir war nicht klar, dass es die auch in unserem Hauptgebäude gibt.« Der Waschbärjunge Alex grinste, während er neben uns entlangschlenderte. Er war etwas kleiner als Carag, Brandon und ich, aber größer als Holly.

Die sprudelte hervor: »Vater Morgana? Ist das ’n Verwandter von euch? Übrigens, wir haben auch ein sehr tolles Baumhaus an der Clearwater High, das solltet ihr mal sehen, wieso besucht ihr uns nicht endlich mal?« Die zierliche Hörnchen-Wandlerin und Noah hielten Händchen, was für Noah wohl etwas anstrengend war, weil Holly es ständig eilig hatte. »Komm schon, beeil dich ein bisschen, ich will da hoch!«, verkündete sie.

»Die meisten der Vogel-Wandler sind schon oben«, berichtete Tikaani, inzwischen in Menschengestalt und zur Feier des Tages in einem Wollkleid, Leggins und Stiefeln.

Stimmt, am Baumhaus waren die Fenster erleuchtet.

»Allerdings hat Victor – der Kampf hahn, ihr wisst schon – es nicht selbst geschafft, da hochzufliegen«, fuhr Tikaani fort. »Sky musste ihn hochtragen, ich hab’s selbst gesehen.«

Interessant. Wir pilgerten zu den Bäumen, auf denen wir heute Nachmittag die Nester und das große Baumhaus gesehen hatten. Doch je länger wir sie musterten, desto länger wurden unsere Gesichter. Die Stämme der Bäume hatten auf den ersten fünf Metern keine Seitenäste und boten keinen Halt für die Füße. Obwohl ich meine Augen anstrengte, sah ich keine Seile oder Haltegriffe.

»Irre ich mich oder gibt’s keine Strickleitern oder so was?«, fragte ich.

»Du irrst dich nicht«, sagte Sierra verbittert. »Unsere Windwalker bleiben gerne für sich.«

»Nicht sehr katzig«, sagte Carag und streifte sich sein Sweatshirt über den Kopf, anscheinend hatte er vor, sich zu verwandeln. »Dabei wirkten die doch eigentlich nett.«

»Nett ist die kleine Schwester von scheiße«, murmelte Alex und ließ sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder.

»Ach, das haben wir gleich. Die bekommen Besuch, ob sie wollen oder nicht.« Klamotten flogen in alle Richtungen, als auch Holly sich bereit machte für ihre zweite Gestalt. Mir war klar, was die beiden vorhatten. Sie waren die Einzigen von uns mit Kletterfähigkeiten – sie konnten vorbeischauen und uns berichten, wie es im Reich der Flattertiere aussah.

Dort wo eben noch ein blonder Junge mit grün-goldenen Augen gestanden hatte, sah ich nun eine zimtfarbene Raubkatze mit unruhig pendelnder Schwanzspitze. Ein Hörnchen rannte auf den Puma zu, hangelte sich über ihn hinweg und sprang von seinem Kopf auf den nächstbesten Baumstamm. Yeah! Bin unterwegs!, rief Holly und raste den Stamm hoch.

Warte, du Horrorhörnchen, ich komme auch. Der Puma duckte sich, sprang den Stamm an und grub die Krallen hinein. Carag lief den Baum hoch, als hätte den jemand extra für ihn als Spielzeug dorthin gepflanzt. Doch Holly hatte schon einen ordentlichen Vorsprung und war noch flinker. Deshalb war sie auch die Erste, die aufschrie.

He, was ist das hier denn? Sind die noch ganz sauber hinter den Ohren?

»Was ist?«, fragte ich alarmiert. Beunruhigt spähten wir alle nach oben – bis auf Sierra, Alex und Summer, die sich nur resigniert anblickten.

Die haben hier eine Barriere gebaut, meldete Carag, der ebenfalls nicht weiterkam.

Anscheinend hatten die Windwalker zwei Meter unterhalb des Baumhauses eine Art Ring aus Dornenzweigen um den Stamm konstruiert.

He, Leute, dürfen wir nicht mal vorbeischauen?, rief Holly nach oben. Wir haben euch auch was Tolles mitgebracht!

»Hä?«, murmelte ich, denn Holly hatte nichts dabei – sie brauchte zum Klettern alle vier Pfötchen.

»Täuschung des Feindes – völlig legitim«, flüsterte Finny.

Es funktionierte sowieso nicht. Sky, Avery, Crowley, Victor und die anderen taten, als hätten sie nichts gehört, niemand zeigte sich auf den Landeplattformen oder am Fenster.

Neugierig schaute der Graureiherjunge, der in zweiter Gestalt in einem benachbarten Nest hockte, zu uns herüber. Aber er sagte nichts und bot auch nicht an, für uns mal anzuklopfen.

Eulendreck! Carag hatte offensichtlich keine Lust auf Dornen, er kehrte um und kletterte wieder herunter.

»Das ist alles überhaupt nicht katzig«, sagte Summer, das nette Tigermädchen.

Da hast du recht. Gereizt fauchte Carag den Baum an und markierte ihn, indem er die Vorderkrallen durch die Rinde zog. Dann ging er zu Daisy hinüber und erlaubte ihr, dass sie ihm vorsichtig über den Rücken strich. Und, magst du es mal versuchen?

Unsere einzige Vogel-Wandlerin nickte. »Ich … ja, gut, das kann ich machen.«

Ich sah ihr an, wie nervös sie war. Mit gutem Grund. So freundlich alle in der Redcliff High bisher gewesen waren … es war nicht gesagt, dass die fliegenden Schüler Daisy als Windwalkerin akzeptieren würden.


»Sei vorsichtig, okay?«, sagte Shari besorgt, der wohl etwas Ähnliches durch den Kopf ging. »Wenn du ein komisches Gefühl hast, komm lieber wieder runter.«

»Ach, wird schon klappen … und dann sag ich denen die Meinung!« Daisy – gerade ein zierliches Mädchen mit dunklen Locken und Sommersprossen – lächelte kampflustig und schlüpfte etwas mühsam, in mehreren Schüben, in ihr Pelikan-Ich.

Es sah witzig aus, dass in ihrem Rollstuhl plötzlich ein großer graubrauner Vogel hockte, dessen Schnabel so lang war wie mein Unterarm. Seine Beine waren gelähmt, doch das machte nichts, schon streckte er die Schwingen, die länger waren als meine Arme.

»Weißt du, wie man anderen Leuten Bilder in den Kopf schickt?«, fragte Tikaani.

Oder, noch besser, einen Gedankenstrom? Das wäre so nussig, wir würden alles mitkriegen, was du hörst, siehst und erlebst! Auch Holly war wieder auf dem Boden und turnte gerade auf Carags Kopf herum.

Nein, sorry, sagte Daisy-der-Pelikan.

»Kein Problem«, meinte Finny und strich ihr über das glatte Gefieder. »Du bist schließlich erst seit einer Woche an der Blue Reef … ich finde es sowieso der Hammer, dass deine Verwandlungen so gut klappen.«

Also dann … man sieht sich. Daisy schlug mit den Flügeln, hob ab und gewann schnell an Höhe. Ein paarmal umkreiste sie den Baum und stieg dabei höher. Mühelos flog sie an der Dornenbarriere vorbei und wir sahen, wie sie auf einer der Plattformen landete. Sofort wurde eine der Türen des Baumhauses aufgerissen und mehrere Hände zogen Daisy ins Innere.

Wir blickten uns an. Oh, oh … ob das gut ging?

Seawalkers (6). Im Visier der Python

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