Читать книгу Seawalkers (6). Im Visier der Python - Катя Брандис - Страница 17

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Ausrastende Mütter

Mr Blackheart hatte bestimmt nicht vorgehabt, uns zu entlarven. Aber warum hatte er unbedingt hinausposaunen müssen, was er witterte?

»Okay, Tiago«, sagte Miss White scharf. »Wo ist Rocket? Hoffentlich nicht in deinem Koffer, sonst ist er vermutlich schon erstickt.«

Nein, äh, ich lebe noch. Hab mich nur ein bisschen an Crackern überfressen. Eine winzige Pfote schob sich aus meinem Rucksack und winkte mit etwas, das wahrscheinlich ein Stück Taschentuch war und wohl eine weiße Flagge sein sollte. Tut mir echt leid! Ich habe mich in seinen Rucksack geschmuggelt, Tiago hat’s erst an Bord gemerkt.

Nett von ihm. Leider sahen meine Lehrer aus, als würden sie das keinen Moment lang glauben. Miss White blickte drein, als hätte jemand versucht, sie für ein Delfinarium zu fangen, und Farryn hatte diesen Gewitterblick aufgesetzt, den er sich für besonders unverschämte Schüler auf hob.

»Gut, dass wir noch am Flughafen sind … wir stecken ihn in eine Tiertransportbox und schicken ihn zur Schule zurück«, schlug ein offensichtlich ebenso saurer Mr Clearwater vor.

Rocket fiepte entsetzt.

»Ach, lass ihn, ein Schüler mehr oder weniger macht kaum einen Unterschied, Jack«, meinte Benjamin Blackheart, der bei mir gerade eine Menge Pluspunkte sammelte. »Wir haben genug Platz in der Redcliff High.«

»Oh ja, bitte, lasst ihn doch mitkommen«, bettelte Sierra und stieß eine Serie von hohen Fiep- und Quieklauten aus.

Rockets Kopf ploppte aus meinem Rucksack, mit gesträubten Tasthaaren und verblüfften Knopfaugen starrte er Sierra an.

Ich schob ihn wieder zurück. Eine Rattenjagd am Flughafen von San Francisco hatte uns gerade noch gefehlt! »Krass, du kannst Rättisch?«

»Na ja, können … ich lerne es gerade«, erklärte Sierra. »Ennia Sandras, die Sicherheitschefin des Rates, übt ab und zu mit mir.«

»Was hast du ihm gesagt?«, fragte Shari.

»Ach, ich hab ihm einfach gesagt, dass ich ihm allzeit flinke Pfoten und reichlich Essen wünsche«, meinte Sierra. »Rocket ist ein echt cooler Name, viel besser als Sierra, was in Spanisch übrigens Gebirge heißt.« Sie warf ihrem Vater einen vorwurfsvollen Blick zu.

»Wir konnten dich leider nicht fragen, wie du gerne heißen wolltest«, erwiderte Mr Blackheart belustigt. »Du musst wohl berühmt werden, dann kannst du dir einen Künstlernamen aussuchen.« Er räusperte sich und musterte meine Lehrer. »Also, was ist? Farryn, wofür bist du? Zurückschicken oder dabehalten?«

Farryn García atmete tief durch. Dann lächelte er – ein verschmitztes Lächeln, das ich noch nicht lange an ihm kannte. »Falls ihr irgendwo ein kaputtes Gerät an der Schule habt, dann lasst ihn bleiben. Er kann es bestimmt reparieren.«

»Wir haben ungefähr tausend kaputte Geräte an der Schule, seit gestern hat sogar der WLAN-Router ’ne Macke«, versicherte Sierra.

Damit war es entschieden. Rocket rumorte in meinem Rucksack herum, was wohl eine Art Freudentanz sein sollte, und meine Freunde und ich klatschten uns ab. Wie schön, dass Sierra überhaupt nicht so war, wie wir befürchtet hatten.

»Aber Strafe muss sein«, sagte Mr Clearwater zu Rocket. »Du leistest mindestens eine Stunde am Tag gemeinnützige Arbeit in der Redcliff High. Und während des Austauschs sind der Nachtisch und sonstige Süßigkeiten für dich gestrichen.«

Auch Eis am Stiel?, kam es entsetzt zurück.

»Ganz besonders Eis am Stiel«, sagte Miss White honigsüß.

Aber Zigaretten nicht? Rocket mochte es, die Lehrer zu provozieren.

Mr Blackheart unterdrückte ein Grinsen. »Sorry, wir sind eine Nichtraucherschule. – So, wollen wir nun langsam los? Wir haben einen Bus gemietet, um euch alle zur Schule bringen zu …«

Mr Clearwaters Handy klingelte, er zog es hervor. »Mrs Lennox«, sagte er nach einem Blick aufs Display knapp, ging ran und lauschte kurz. »Was meinen Sie mit Wo ist meine Tochter? In Kalifornien natürlich, gerade ist unser Flug gelandet.«

Das Gebrüll, das nun durch die Leitung drang, hörte ich, obwohl unser Schulleiter nicht laut gestellt hatte. Mr Clearwater wirkte irritiert. »Aber Sie haben doch die Erlaubnis unterschrieben«, meinte er.

Noch lauteres Gebrüll.

»Ah. Haben Sie nicht? Das ist ja interessant.« Unsere Lehrer warfen Ella einen Blick zu, der Blumen in Sekunden hätte welken lassen. »Ich werde für Ihre Tochter sofort einen Rückflug buchen … Privatjet? Was meinen Sie damit? Ach so, Sie haben einen Freund mit Privatjet und fragen ihn, ob er Ella damit zurück nach Florida bringen könnte. Jetzt hab ich’s verstanden. Gut, ich warte auf Ihren Anruf.«

Mit verkniffenem Gesicht beendete Mr Clearwater die Verbindung.

»Hast du die Unterschrift deiner Mutter selbst gefälscht, Ella, oder war es jemand anders?«

Jede andere hätte sich untertänigst entschuldigt und um Gnade gebeten. Aber nicht Ella – sie kreuzte trotzig die Arme. »Kein Kommentar«, sagte sie nur.

Aber ich bemerkte, dass Toco Barry einen verstohlenen Blick zuwarf. Jede Wette, dass der es gewesen war, er hatte von uns allen die schönste Handschrift und war fast genauso gut in Kunst wie ich.

Benjamin Blackheart und seine Tochter hatten dem Gespräch interessiert und etwas beunruhigt zugehört. Das mit dem guten Eindruck haute bisher nicht so richtig hin. Blinde Passagiere, gefälschte Erlaubnisse und durchdrehende Mütter, oh Mann!

»Wenn sie denkt, ihr hättet ihre Tochter als Geisel genommen, kann es sein, dass wir demnächst ein Überfallkommando auf dem Hals haben«, sagte Mr Blackheart. Anscheinend wusste auch er, wie die Lennox so drauf war.

Miss White nickte. »Dann riskiert sie aber, dass Ella verletzt wird.« An ihrem Blick sah ich, was sie befürchtete. Dass die Lennox nun erst recht ihre Wut an unserer Schule auslassen würde. Wie gut war die Blue Reef High geschützt?

Angespannt standen wir herum und unterhielten uns flüsternd, bis Mr Clearwaters Handy sich wieder meldete. Aus dem, was er sagte, reimte ich mir zusammen, dass der Privatjet erst in zwei Tagen zur Verfügung stand, weil der Geschäftsfreund damit noch in Europa weilte, und wir für Ella auf der Stelle einen Rückflug buchen sollten, sonst würde sie uns wegen Kindesentführung anzeigen.

»Na wunderbar«, sagte Farryn und machte sich auf den Weg zum Verkaufsschalter einer Fluggesellschaft.

»Tja, der Alltag eines Schulleiters, was?«, meinte Mr Blackheart. »Das hätte ich mir nicht träumen lassen, als ich meinen Job im Krankenhaus aufgegeben habe.«

»Ah, Sie sind Arzt?« Miss White wirkte interessiert.

»Sein Spezialgebiet war, Leute möglichst schnell einschlafen zu lassen«, neckte Sierra ihren Vater. »Ganz wichtige Fähigkeit für einen Lehrer.«

»Also Anästhesist«, stellte Jasper fest und zwanzig Augenpaare wandten sich ihm verblüfft zu. Jasper lächelte stolz. »Das hatte ich neulich im Kreuzworträtsel.«

»Sehr katzig«, lobte ihn Carag.

Ella schwieg und sah unglücklich aus. Sie tat mir leid, und nicht nur, weil sie wahrscheinlich nachher den Kontinent zum zweiten Mal überqueren musste. Lydia Lennox war wirklich eine Mutter aus der Hölle und schon bald würde Ella ihr und ihrem genauso schlimmen Privatlehrer vierundzwanzig Stunden am Tag ausgeliefert sein!


Wie sich herausstellte, waren heute alle Flüge zurück nach Miami ausgebucht, selbst die, für die man viermal hätte umsteigen müssen. »Aber ich habe für Ella ein Ticket für Dienstag ergattert«, verkündete Mr García. »Könnte jemand von eurer Schule sie übermorgen zum Flughafen bringen, Ben?«

Unser Gastgeber versicherte, dass das kein Problem sei, und damit konnten wir nun endlich los.

Seawalkers (6). Im Visier der Python

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