Читать книгу Seawalkers (6). Im Visier der Python - Катя Брандис - Страница 15

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Quallenprobleme

Zelda musste dringend irgendwohin, wo niemand ihre Verwandlung beobachten konnte! Unser Riffhai-Wandler drängte sich in seiner Gestalt als schmaler Junge mit punkiger, hellblonder Spikes-Frisur an den erstaunten Wartenden vorbei, die sich im Gang vor der Flugzeugtoilette stauten.

Oder er versuchte es jedenfalls. Die Erwachsenen dachten gar nicht daran, ihm den Weg frei zu machen. Ein Herr mit Strickjacke murmelte empört etwas über die schlechte Erziehung der Generation Smartphone. »Manieren kann man halt nicht runterladen!«

»Du wartest bitte, bis du dran bist«, informierte eine Frau unseren Mitschüler. »Wir stehen hier schon eine ganze Weile, und …«

Schon war Miss White an Ralphs Seite. »Sorry, aber mein Schüler hat schlimmen Durchfall … könnten Sie ihn bitte vorlassen?«

Endlich machten die Leute Platz, ein paar murmelten »Gute Besserung«. Ralph hatte rote Ohren vor Verlegenheit, aber er schaffte es rechtzeitig mit Zelda zur Flugzeugtoilette und nur das zählte. Praktischerweise schwankte der Jet gerade in leichten Turbulenzen. Die Anschnallzeichen leuchteten auf und die Leute, die in der Schlange gewartet hatten, verzogen sich zu ihren Plätzen. Deshalb sahen nur zwei Kinder, die noch nicht von ihren Eltern eingefangen worden waren, wie Ralph die Brotdose ins Klo hineinschob und die Falttür von außen zuzog.

»Muss dein Proviant mal?«, fragte das Mädchen.

»Äh, ja«, sagte Ralph.

»Hast du also doch nicht Durchfall?«

»Nicht wirklich«, meinte Miss White. »Aber es war trotzdem dringend.«

Drinnen rumorte es, jemand nieste. »Habt ihr was zum Anziehen?«, erklang es dann durch die Tür.

Klar, hatten wir. Jeder aus der Klasse spendete irgendwas, ich meine Ersatzunterhose, Shari ein T-Shirt, Mara sogar eine ihrer Socken (die andere wollte Nestor beisteuern, doch keiner wollte sie anfassen, sie roch nicht sehr gut). Wir schoben die Klamotten ins Klo, aus dem kurz darauf Zelda in Menschengestalt zum Vorschein kam: zerrupftes hellblondes Haar, das zu einer Art Zopf geflochten war, blasse Haut, durch die man die Adern sehen konnte, und wie ausgewaschen wirkende blaue Augen. Ihr rundes Gesicht sah betrübt aus. »Macht das meine Verwandlungsnote kaputt?«, fragte sie, nachdem sie sich bei Ralph bedankt hatte.

Was ist daran noch kaputtzumachen?, fragte Linus aus seiner Schneekugel heraus. Ich dachte, du stehst sowieso in allen Fächern auf Fünf.

»Fünf ist noch nicht die allerschlechteste Note«, wandte Zelda ein bisschen beleidigt ein.

»Während des Austauschs gibt es keine Bewertungen«, beruhigte sie Mr García. »Such dir einen freien Platz, entspann dich und versuch bitte, in dieser Gestalt zu bleiben.« Er vertiefte sich wieder in eine Computerzeitschrift.

Neben Chris und Izzy war noch ein Platz frei. Zelda machte Miene, sich zu setzen, aber ich zog Grimassen in ihre Richtung und winkte sie in Zeichensprache weg. Blue flüsterte: »Nicht da, nicht da!«

»Hä, wieso?«, fragte Zelda mit ihrer nöligen Stimme.

Chris und Izzy saßen einander zugewandt und unterhielten sich intensiv. Noah gab Kussgeräusche von sich und deutete auf die beiden, die das zum Glück nicht bemerkten. Blue und Shari kringelten sich vor Lachen.

»Ach so«, brummte Zelda und setzte sich neben Noemi. Die bekam davon nichts mit, sie pennte schon seit einiger Zeit und schnurrte dabei auch als Menschenmädchen leise im Schlaf.

Hin und wieder warf ich einen Blick zu Chris hinüber – konnte es wirklich sein, dass er so schnell über Shari hinweg war? Oder hatte er gar keine romantischen Absichten gegenüber Izzy, wirkte das nur so? Hoffentlich konnte ich mit ihm mal unter vier Augen drüber reden.

Der Rest des fünfstündigen Fluges verging sehr entspannt. Wir tranken Orangensaft und Cola, knabberten Snacks, lasen, hörten Musik und schauten Filme. Shari und Finny gingen nach vorne, um Daisy Gesellschaft zu leisten, die dort mit ihrem Rollstuhl Platz gefunden hatte. Ich quatschte währenddessen mit Miss White, die mit Mr Clearwater in der Reihe hinter mir saß.

»Meinen Sie, dieser Plan – also uns aus der Schusslinie zu schaffen – geht auf?« Immer wieder musste ich daran denken, dass die Lennox vielleicht gerade auf irgendeine Art, die wir nicht vorhergesehen hatten, unsere Schule bedrohte.

»Ich hoffe es«, sagte Miss White. »Wir werden jeden Tag mit Mrs Pelagius und Miss Bennett telefonieren und uns vergewissern, dass alles in Ordnung ist.«


»Okay«, meinte ich und fügte spontan hinzu: »Außerdem könnten die anderen ja auch Alan Dorn anrufen, damit er ihnen hilft. Ohne sein Team hätten wir es nicht geschafft, die Delfine in der Florida Bay zu retten!«

»Das stimmt«, sagte Miss White, doch ihr Gesicht hatte sich verdüstert. Sie war Dorn gegenüber misstrauisch, obwohl sie selbst zugeben musste, dass sie uns dafür keinen Grund nennen konnte. »Wenn die Schule angegriffen wird, brauchen wir natürlich jede Unterstützung, die wir bekommen können.«

»Er ist wirklich total nett, Sie müssen ihn nur mal richtig kennenlernen«, versicherte ich ihr.

»Ach ja, apropos nett, es werden auch ein paar Schüler der Clearwater High beim Austausch dabei sein. Sie haben uns schon ein paarmal in Florida geholfen.«

Ich horchte auf. »Oh, etwa Carag, Tikaani und Holly? Wie cool ist das denn!«

»Ein anderer Schüler aus der Clearwater High ist noch mit von der Partie, angeblich ist er ein sehr großes Huftier, mehr weiß ich über ihn nicht. Lassen wir uns überraschen.«

In San Francisco angekommen, warteten wir auf unsere Koffer. Ein paar Leute aus unserer Klasse konnten ihre schon vom Gepäckband zerren und auf Trolleys stapeln. »Oh Mann, wie sieht der denn aus?«, meinte Finny und betrachtete ihren übel zugerichteten Koffer, der an der Seite aufgerissen war.

»Ich gehe mit dir zur Beschwerdestelle«, versprach Miss White und die beiden zogen los.

Izzy jammerte, dass sie ihre Jacke im Flugzeug vergessen hatte, und Shari fragte, wie weit das Meer von hier entfernt war.

»Nicht weit«, versicherte ich ihr und lenkte sie mit einem Kuss ab.

Aufgeregte Rufe lenkten dann wiederum mich ab. Im Zollbereich war irgendwas los, ah, da war ein weiterer Spürhund im Einsatz. Er bellte und kratzte an Koffern, während Beamte um eine Person herumstanden. Nun tauchten noch mehr Polizisten auf. Hatten sie da jemanden beim Schmuggeln erwischt? Jedenfalls stand da eine nicht sehr große dunkelhaarige junge Frau mit weiter schwarzer Bluse und bunt gemusterten Flatterhosen; sie protestierte lautstark. Anscheinend versuchten die Beamten, sie zum Mitkommen zu bewegen, und sie weigerte sich. Sah aus, als würde die Frau gleich verhaftet werden.

Neugierig gingen Shari und ich näher heran – und schnappten nach Luft: In den aufgeklappten Koffern steckten keine Kleider, sondern dicht an dicht gepackte farbenprächtige, exotische Vögel. Ich war geschockt. Waren die nur betäubt … oder tot?

»Hoffentlich leben die noch«, flüsterte Shari erschüttert. Aus einem anderen Koffer waren hellbraun-schwarz gemusterte Felle zum Vorschein gekommen … Moment mal, waren die vom Ozelot? Der stand doch bestimmt unter Schutz! Das hier war Artenschmuggel der übelsten Sorte.

»So krass … das müssen sich unsere Lehrer anschauen«, sagte ich und winkte den anderen und unseren Lehrern zu. Ein paar hatten schon kapiert, dass hier etwas Interessantes passierte, und kamen näher. Doch bevor sie herankommen konnten, geschah gefühlt alles auf einmal.

Die Frau warf irgendein eingepacktes Objekt – oh nein, ich erkannte die Silhouette einer Eidechse darin – in hohem Boden in Richtung der Gepäckbänder. Einer der Zollbeamten stieß einen Alarmruf aus und die meisten der Beamten schauten dem Ding nach. Während die Polizisten abgelenkt waren, sprintete die Frau los in Richtung der Damentoilette, die nur ein paar Meter entfernt war. Mehrere Polizisten machten sich an die Verfolgung.

»Dort sitzt sie in der Falle«, sagte ich zufrieden. Doch niemand hörte mir zu, Shari war ebenfalls losgerannt und hatte die Frau in die Toilette verfolgt. Was machte sie da?! Diese Frau konnte gefährlich sein!

Noch während ich überlegte, ob ich hinterherrennen sollte, kamen die Polizisten sehr ratlos wirkend wieder aus dem gewissen Örtchen heraus. Ohne Täterin. Sie hatten nur ein paar erschrockene Touristinnen im Schlepptau, die der Schmugglerin überhaupt nicht ähnlich sahen (und trotzdem alle kontrolliert wurden).

»Was ist denn da los? Das Klo hat doch bestimmt keinen zweiten Ausgang?«, fragte ich Shari, die wieder zu mir zurückgekehrt war.

Mit wilden Augen blickte Shari mich an. »In einer Kabine lagen nur noch ihre Kleider«, sagte sie nur. »Sie selbst war nicht mehr da.«

Ich kapierte sofort. »Du meinst … großer Gott!« Unglaublich, aber wahr, anscheinend war das eine Woodwalkerin gewesen, die sich dadrinnen zu einem unauffälligen Tier verwandelt hatte. »Das müssen wir sofort den Lehrern erzählen! Vielleicht ist sie in zweiter Gestalt noch dadrin.«

Wir rannten zu Jack Clearwater und Miss White, die zum Glück gerade mit Finny zurückgekommen war, und erzählten ihnen alles.

»Schnell«, sagte Miss White mit eisiger Ruhe. »Jack, Finny, Shari, Tiago, ihr kommt mit. Falls sie noch dadrin ist, kriegen wir sie.«

Seawalkers (6). Im Visier der Python

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