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HAI BÀ TRƯNG – Die beiden Damen Trưng

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AUF DEM HÖHEPUNKT DES LÊ-VĂn-An-Imperiums sammelte mein Großvater Häuser in den Hai-Bà-Trưng-Straßen verschiedener Städte, durch die er kam. Damit wollte er meine Tanten ermahnen, geistig unabhängig und vor allem kämpferisch zu sein, nach dem Vorbild der beiden Trưng-Schwestern, die die chinesische Armee abgewehrt und fünfundsechzig Städte und Dörfer drei Jahre lang regiert hatten, bevor sie ihre Macht verloren und Selbstmord begingen. Zu Ehren dieser seit fast zweitausend Jahren unumstrittenen Heldinnen überließ mein Großvater diese Häuser Nichten, Cousinen, Freundinnen und Stipendiatinnen für die Zeit ihres Studiums. Im Laufe der Jahre verwandelten die Nutznießerinnen ihre zeitweilige Bleibe in dauerhafte Wohnungen und gründeten dort ihre Familie.

Mein Vater hatte sich das Haus in der Hai-Bà-Trưng-Straße in Saigon angeeignet, wo er seine Geliebten und seine Freunde empfing. Sie trafen sich dort zum Pingpong oder Pokern mit ihrer jeweiligen Favoritin oder auch für »verbotene Spiele«, wie er in Anlehnung an einen berühmten französischen Film gern sagte, dessen Titelmelodie jeder junge Vietnamese lernte, der sich am Gitarrenspiel versuchte. Auch nach seiner Hochzeit nutzte er diesen Ort weiter zu denselben Zwecken, wie es viele Männer seiner Kreise machten. Aus Taktgefühl und um zu überleben überschritt meine Mutter nie die Schwelle dieses Hauses. Sie erinnerte nur den getreuen Diener meines Vaters daran, stets einen Teller mit frischem Obst bereitzustellen, getrocknete Krabben mit mariniertem wildem Knoblauch zum Reisschnaps und Baguette und Pasteten zum Wein.

Dieser Diener war und ist der engste Freund meines Vaters. Sie sind nur drei Monate auseinander. Meine Großmutter väterlicherseits hatte seine Mutter als Amme für meinen Vater eingestellt, ohne zu wissen, dass die junge Frau ihr Dorf verlassen hatte, um ihr Kind auszutragen. Die beiden Jungen wurden Brüder, die gemeinsam mit Murmeln spielten, Heuschreckenkämpfe und Schwertgefechte austrugen. Außerdem zogen sie Kampffische auf, jeden in einem Glas, mit Kartons dazwischen, um sie bis zum Kampf zu schonen. Manchmal erlaubten sie einander, die Kartons wegzunehmen, und bewunderten das Entfalten der Flossen. Der Blaue schlug mit seinem Schwanz einen Halbmond; der Weiße fegte mit seinen Volants durchs Wasser, als wäre sein langes Brautgewand leicht wie Luft; der Orange war weniger spektakulär, aber äußerst wertvoll, weil er nie aufgab; so angriffslustig der Orange war, so perfekt beherrschte der Gelbe die Kunst auszuweichen und geduldig den fatalen Moment abzuwarten, in dem er sich auf den Gegner stürzte. Die beiden Jungen brachten viele Stunden damit zu, über die Persönlichkeit ihrer Fische zu diskutieren und sie mit Fliegenlarven zu füttern. Ihre Leidenschaft für diese Fische aus dem stehenden Wasser der Reisfelder hielt sich bis ins Erwachsenenalter. Ihre Sammlung wuchs, als sie auch Weibchen aufziehen konnten und wussten, wie man sie in den Paarungsperioden den Männchen zuführte. Sie beobachteten genau, wie die Männchen zur Geburtsvorbereitung Blasennester bauten und die Weibchen verjagten, sobald sie darin abgelaicht hatten. Dann setzten sie die Weibchen in ein anderes Glas, damit sie den Nachwuchs nicht auffraßen. Die Jungen zogen ihre Fische gemeinsam groß, wie eine Familie, die nur ihnen gehörte. Sie hatten ihre Lieblinge, doch der Verlust jedes Einzelnen betrübte sie zutiefst.

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