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BIÊN HÒA

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DIE SCHULE FÜR TRADITIONELLE KUNST in Biên Hòa war auf dem Höhepunkt ihres Ruhms, als meine Großeltern sie besuchten, um die siebte Keramik für ihr siebtes Kind zu kaufen. Sie schwankten zwischen einem blau gesprenkelten Kupferton und einer Seladonglasur, als Großmutter Fruchtwasser verlor. Ein paar Wehen später war mein Vater geboren. Wie ein Wunder empfing mein Großvater vierzehn Tage früher als vorgesehen einen Sohn. Seinen einzigen Sohn.

Großmutter trug meinen Vater mit ihren Feenfingern auf Händen. Das taten auch seine sechs älteren Schwestern. Und die sechsundzwanzig Ammen und Kinderfrauen, Köchinnen und Dienstmädchen. Nicht zu vergessen die sechshundert Frauen, die sein schön geschnittenes Gesicht, seine breiten Schultern, seine athletischen Beine und sein verführerisches Lächeln anbeteten und ihn mit offenen Armen aufnahmen.

Er hätte Naturwissenschaften studieren können oder Recht wie seine Schwestern. Doch die Zuneigung der einen und die Liebe der anderen lenkten ihn von den Büchern ab und erstickten jeden Wunsch. Wie soll man sich auch etwas wünschen, wenn alles im Voraus erfüllt ist? Bis zu seinem fünften oder sechsten Lebensjahr berührte stets der Sauger einer Flasche mit warmer Milch seine Lippen, bevor er die Augen aufschlug. Niemand wagte es, ihn zum Unterricht zu wecken, weil seine Mutter allen verboten hatte, seine Träume zu stören. Seine Amme brachte ihn zur Schule, wo sie mit ihm gemeinsam Lesen lernte. Während seiner Klavierstunden zankten sich die Hausmädchen darum, welche von ihnen mit dem Sandelholzfächer die Luft um ihn erfrischen und seinem Nacken Kühlung zufächeln durfte. Seinen Klavierlehrer gewann er, weil er beim Einspielen mitsang. Je mehr Jahre vergingen, desto mehr Menschen lauschten vor dem Haus den Melodien, die er für den Moment erfand, ohne den geringsten Ehrgeiz, etwas Unsterbliches zu schaffen. Anstrengung langweilte ihn, ebenso wie die Hände, die unaufhörlich Schweißtropfen von seiner Nase wischten. Dennoch traute er sich nicht, eine von all diesen Aufmerksamkeiten zurückzuweisen, weil in seinem Fall das Nehmen Geben war.

So wuchs mein Vater in der Leichtigkeit, aber auch in der Leere der Schwerelosigkeit auf. Seine Zeit bemaß sich nicht nach Stunden, sondern eher nach der Zahl seiner Züge auf dem chinesischen Schachbrett oder nach der Zahl der Strafen, die seine Mutter über die Dienstmädchen verhängte, wenn sie eine Schale oder einen Besen fallen ließen, während er ruhte, oder nach der Zahl der Liebesbriefe, die ohne Absender in den Briefkasten geworfen wurden.

Die Früchte des Lê-Văn-An-Imperiums hätten ihm ein müheloses Leben am Rand der Gesellschaft sichern können. Glücklicherweise liebt das Leben Überraschungen und die ständige Veränderung in der Ordnung der Dinge, um allen die Gelegenheit zu geben, seinen Bewegungen zu folgen und in ihm aufzugehen. Mein Vater war kaum zwanzig, als die Agrarreform die Erträge und den Grundbesitz des Lê-Văn-An-Imperiums halbierte. Zum ersten Mal hatten die Bauern die Chance, das Land, das sie beackerten, auch zu besitzen. Parallel zu dieser neuen Politik erlitt mein Großvater einen Herzinfarkt, der ihn selbst halbierte. Ohne diese Erschütterungen hätte mein Vater meine Mutter wohl nie geheiratet.

Die vielen Namen der Liebe

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