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Saigon – SÀI GÒN – Stadt im Wald – Baumwollbaum

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MIT DEM DIPLOM IN DER TASCHE ZURÄCK in Saigon, wurde mein Großvater väterlicherseits zu einem geachteten Richter und äußerst wohlhabenden Grundbesitzer. Aus Stolz darauf, sich ein Reich und einen Ruf erschaffen zu haben, um die ihn viele beneideten, wiederholte er seinen Namen bei jedem seiner Kinder: Thérèse Lê Văn An, Jeanne Lê Văn An, Marie Lê Văn An … und auch bei meinem Vater, Jean Lê Văn An. Anders als ich war mein Vater der einzige Junge in einer Familie mit sechs Töchtern. Genau wie ich kam er als Letzter zur Welt, als schon niemand mehr auf einen Bannerträger gehofft hatte. Seine Geburt veränderte das Leben meiner Großmutter, die bis dahin tagtäglich die Kommentare der Lästermäuler ertragen hatte, weil sie ihrem Mann keinen Erben gebar. Sie war zerrissen zwischen dem Wunsch, seine einzige Frau zu sein, und der Pflicht, ihm eine Zweitfrau zu suchen. Zu ihrem Glück entschied sich ihr Mann für das monogame französische Modell. Oder vielleicht hat Großvater Großmutter, die in ganz Cochinchina für ihre anmutige Schönheit und Sinnlichkeit bekannt war, auch einfach geliebt.

Die vielen Namen der Liebe

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