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1.2.2 KOFA-Methodik: Entwicklung und Implementierung
ОглавлениеKoproduktion mit Praxispartnern
Eine Methodik entsteht in einem koproduktiven Prozess mit Praxispartnern. Zwischen 2005 und 2009 wurde die KOFA-Methodik erstmals in Form von drei Standardmodulen zusammen mit fünf Partnerorganisationen ausdifferenziert. Die involvierte Forschungsstelle entwickelte eine Pilotversion der Methodik, die von den Praxispartnern in der direkten Familienarbeit und in einer Anpassung der Organisationsprozesse umgesetzt wurde. Erfahrungen in der Umsetzung führten zu Anpassungen bei den Grundlagen und Instrumenten. Der intensive Entwicklungs- und Implementierungsprozess wurde von einer Evaluationsstudie begleitet (Cassée et al., 2010).
Theoretische Fundierung
Eine Methodik ist ein Handlungsmodell, in dem Inhalte aus verschiedenen Theorien integriert und aufeinander bezogen werden. Die Theorieauswahl erfolgt pragmatisch: gefragt sind Theorieansätze, die geeignet sind, familiale Belastungen und Entwicklungsthemen der Familienmitglieder im aktuellen Lebenskontext und auf dem Hintergrund biographischer Erfahrungen zu verstehen und zu beeinflussen. Die eingebundenen Objekttheorien dienen der Beschreibung und Deutung von Alltagsituationen in Familien und in bedeutsamen Sozialisationssystemen, die als Schutz- oder Risikofaktoren für Entwicklung und Lernen wirksam werden können: systemische Ansätze, Theorien zur Struktur und Dynamik in Familien, Sozialisations- und Entwicklungstheorien sowie Lerntheorien. Andererseits werden Handlungsorientierungen und Handlungstheorien (Empowerment und Partizipation, Lebensweltorientierung, Gesprächstechniken und Beobachtungsmethoden) integriert, die geeignet sind, Interventionen in Familien zu begründen und zu gestalten.
Diese theoretischen Grundlagen können und müssen je nach Problemstellung mit anderen Objektoder Handlungstheorien ergänzt werden (z.B. Psychopathologie des Kindes- und Jugendalters, [23] psychische Erkrankungen im Erwachsenenalter, Theorien zu Interkulturalität/Migration, Dissozialitätstheorien, Arbeit mit Video, hilfreiche Methoden), die für die einzelnen Leistungserbringer bedeutsam sind. Auch die Entwicklungsstelle regt fachliche Erweiterungen an, die jeweils in die Basistrainings aufgenommen oder in Weiterbildungen für ausgewählte Praxisfelder vermittelt werden. Das Modell ist für solche Ergänzungen offen und anschlussfähig.
Methodikkreislauf
Eine einmal entwickelte Methodik wird immer wieder im Kontakt mit der Praxis auf ihre Tauglichkeit geprüft. Die Rückkoppelungsprozesse zwischen Praxis und Forschungsstelle garantieren eine praxisnahe Reflexion und Evaluation und eine transparente Weiterentwicklung des Modells. Nicht einzelne Praxisorganisationen entwickeln ihre eigenen Konzepte, sondern es wird in einem kollektiven und koproduktiven Prozess an einer Methodik weitergearbeitet. Eine Methodik ist somit eine effiziente und effektive Antwort auf die Herausforderungen der Sozialen Arbeit als Profession. Die folgende Darstellung bildet den koproduktiven Entwicklungsprozess einer Methodik ab.
Abbildung 1: Entwicklung einer Methodik
Für die Praxis
[24] Eine Methodik bildet den aktuellen Fachdiskurs ab und sichert, dass die Fachorganisationen vergleichbar und nach neuesten Erkenntnissen – «state of the art» – arbeiten.
KOFA als Methodik ermöglicht kostengünstige und wirksame Familienhilfe, die von Sozialarbeitenden geleistet wird, die evaluiert, vergleichbar und evidenzbasiert ist.