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Als wir morgens nach ausgiebigem Waschen an einer Pumpe bei unseren Gastgebern erschienen, führte man uns in die gute Stube, die recht spartanisch möbliert war. Man deckte sauber den Tisch und servierte ein einfaches Frühstück. In kleinem Kreise erzählte uns der Arzt, dass der Hof zwar formell noch der Familie gehöre, inzwischen aber sozialisiert sei. Er wollte nun eine Menge über die sozialen Verhältnisse im Westen wissen und erkundigte sich genau über Fragen von Währungen und Visa. Beim herzlichen Abschied, zu dem sich wieder das halbe Dorf versammelt hatte, übergab man uns eine Kiste mit riesigen Tomaten und einen Strauss Gladiolen.

Bis zur türkischen Grenze war es nicht mehr weit. Allerhand Bürokratisches war zu erledigen. Die türkischen Grenzbeamten nahmen ihre Sache sehr ernst, ließen uns aber aus Europa raus. Kurz nach der Grenze begann der muslimische Kulturkreis mit dem architektonischen Paukenschlag der Moschee von Edirne, dem Meisterwerk des großen osmanischen Architekten Sinan, der sinnigerweise aus einem christlichen Hause stammte. Wir standen im Staunen vereint vor den Bogenkaskaden dieses grandiosen Baugebirges. Sehr lange währte die Eintracht nicht. Kurz hinter Edirne entbrannte aus nichtigem Anlass ein polemischer Kampf, den diesmal Franz ausgelöst hatte. Franz war an sich ein loyaler und kameradschaftlicher Charakter. Allerdings war er auch sehr impulsiv und löste damit mitunter heftige Gegenreaktionen aus. Nachdem sich die Lage beruhigt hatte, begann eine grundsätzliche Diskussion darüber, welche Rechte und Pflichten in einer Gemeinschaft bestehen, wobei wir uns nach langem Ringen wenigstens über das Grundsätzliche einig wurden.

Über diese Diskussion gelangten wir bei beginnender Dunkelheit nach Istanbul. Kaum, dass wir die alte Stadtmauer passiert hatten, gerieten wir in ein ungeheures Gewühl von Fußgängern, Autofahrern und insbesondere wild umherfahrenden Taxifahrern, durch das wir uns hinunter zum goldenen Horn zwängten. So richtig wohl war uns dort nicht zu Mute. Wir waren alsbald von allerhand dunklen Gestalten umringt, die uns alles Mögliche anboten oder von uns haben wollten. Kleine Kinder baten flehentlich darum, dass wir ihnen Kurzwaren abkaufen oder unsere Schuhe putzen zu dürfen, Marktschreier drängten sich auf. Es herrschte eine Hektik, die wir als beängstigend empfanden. Aus Angst um unser Gepäck gingen wir in zwei Etappen zum Essen. In der Stadt zu schlafen, kam unter diesen Umständen nicht in Frage. Auf der Suche nach einem Schlafplatz fuhren wir daher den Bosporus hinauf, wo wir die freundliche Seite der Stadt fanden - bunt erleuchtete Cafés und Teehäuser, in denen sich an diesem Samstag Abend die Einheimischen drängten, traumhafte versteckte Lokale in alttürkischem Stil und allenthalben bengalische Beleuchtung. Hinter der Festung von Rumeli Hisari bogen wir in die Berge ab und ließen uns dort nieder.

Indienfahrt 1965

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