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Strahlende Sonne weckte uns in aller Frühe. Um halb sechs Uhr waren wir schon auf dem Weg nach Ankara. Die Landschaft war unendlich weit und leer und völlig ausgetrocknet. In Ankara, wo wir am späten Vormittag ankamen, steuerten wir als erstes die VW-Werkstatt an, um unseren Wagen inspizieren zu lassen. Der Schock von Belgrad hatte uns klar gemacht, wie sehr unser Projekt vom Wohl und Wehe unseres Fahrzeuges abhängt, weswegen wir ihm jede Pflege zukommen lassen wollten. Als wir den Wagen frohgemut ob unserer Fürsorglichkeit am Nachmittag wieder abholen wollten, traf uns die nächste automobilistische Hiobsbotschaft. Der Werkstatt-Meister verkündete, dass die Kompression auf dem Zylinder, der in Belgrad ausgewechselt worden war, sehr schlecht sei. Der Motor müsse wieder ausgebaut und möglicherweise müssten alle vier Zylinder ausgewechselt werden. Offenbar hatten wir in der Absicht, den finanziellen Schaden in Belgrad durch Einbau eines gebrauchten Zylinders zu minimieren, einen richtig großen Schaden programmiert. Die Reparatur, so sagte man uns, könne erst am nächsten Tag begonnen werden. Das Abenteuer unserer Indienreise bestand also schon wieder in einem längeren Aufenthalt in einer VW-Werkstatt. Den Nachmittag verbrachten wir mit Lesen und Schreiben in der Idylle des Industriegebietes, in dem die Werkstatt lag. Ich verfasste einen ersten Artikel für die Mainzer Allgemeine Zeitung, die Interesse an einer Berichterstattung über unsere Reise bekundet hatte. Darin erwähnte ich - mit der nötigen Subtilität, wie ich meinte - dass man in Ankara vergeblich das berühmteste Produkt der Stadt Mainz suche und stattdessen Wasser verwende. Gemeint war Hakles Klopapier, was damals für mich das bekannteste Industrieprodukt der Stadt war. Meine feine Anspielung wurde, wie ich später erfuhr, von der Redaktion, nicht verstanden, weswegen sie den Text ergänzte und schrieb, man suche hier vergeblich den Wein, für den Mainz auch eine gewisse Bekanntheit hatte. Das hatte prompt einen auch veröffentlichten Leserbrief eines Ankarakenners zur Folge, der darauf hinwies, dass er auf den Hügeln um die Stadt sehr wohl viele Weinberge gesehen habe. Künstlerpech!

Abends gingen wir in den Kültür-Park, wie die Türken die populären Vergnügungsparks nennen, welche sich in unterschiedlicher Größe in allen Städten finden. Der Kültür-Park der Hauptstadt war natürlich besonders groß. Wir vertrieben uns die Zeit mit Geschicklichkeits- und Kraftspielen und fuhren mit einem riesigen Kettenkarussell, all das zu Preisen, die für uns außerordentlich attraktiv waren. Spannend wurde es beim Tischfußballspiel. Die Türken merkten bald, dass ich eine gewisse Übung darin hatte, und forderten mich immer wieder zu einem Match auf. Ein Jurastudent zeigte uns ein billiges Restaurant, wo wir aßen. Er blieb den Rest des Abends bei uns. Ihm war sehr daran gelegen, das vermutete Vorurteil auszulöschen, dass die Türken Barbaren seien. Offensichtlich hatte er die Diskussion schon öfter geführt. Er hatte alle möglichen Argumente für seinen Standpunkt gesammelt und trug sie rhetorisch geschickt vor. Die Deutschen, meinte er im Übrigen, seien den Türken am liebsten, vor allem, weil sie in den beiden Weltkriegen zusammengehalten hätten, ein Gesichtspunkt, der einem kriegsschuldbewussten Deutschen merkwürdig anmutete. Der junge Mann wollte uns am nächsten Morgen unbedingt in der Werkstatt besuchen. Zum Schlafen fuhren wir zurück zu unserem „Heim“. Wir schlugen unser Freiluftlager im Schutze unseres Wagens auf dem Platz direkt vor der Werkstatt auf.

Indienfahrt 1965

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