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Unsere Frühaufsteher achteten mit peinlicher Genauigkeit darauf, dass keinesfalls länger als die vereinbarten acht Stunden geschlafen wurde, weswegen wir schon vor 7 Uhr auf der Autoput waren. In Nis bogen wir von der jugoslawischen Magistrale in Richtung Bulgarien ab. Nicht weit von hier, war unser großer Vorläufer und erste westliche Indienabenteurer, Alexander der Große, geboren worden. Mir ging durch den Kopf, dass sein Pferd Bukephalos, mit dem er die ganze Strecke nach Indien durchmaß, anfangs auch ziemlich störrisch gewesen war, sich aber später als sehr zuverlässig erwies.

Die Landschaft, die bislang flach und ziemlich eintönig gewesen war, wurde nun in wildromantischer Weise dramatisch. Die Strasse schlängelte sich durch eine tiefe Schlucht, die mit zahlreichen Tunnels und Sprengungen erschlossen worden war, auf eine karge Hochebene. Nach einiger Zeit erreichten wir die bulgarische Grenze, die wir ohne Probleme passierten. Kurz darauf erreichten wir Sofia. Klassizistische Monumentalbauten im Einheitsstil und riesige Plätze, auf denen schlecht gekleidete Menschen und viele Uniformen zu sehen waren, zeigten, dass wir in einer rechten kommunistischen Hauptstadt waren. Da es uns aber ins wirklich Exotische zog, fuhren wir bald weiter.

Der weitere Weg führte sehr abwechslungsreich über steile Pässe und tiefe Täler nach Plovdiv, das einen recht geordneten Eindruck machte. Danach suchten wir im Dunkeln lange nach einem kleinen Dorf namens Garaskovelovo, wo Franz Grüsse ausrichten wollte. Der nicht ganz einfache Name ging uns, da wir ihn beim Fragen nach dem Weg einige Dutzend Male aussprechen mussten, schließlich ziemlich flüssig über die Lippen. Über eine sechs Kilometer lange Strasse, die das Fahrgestell unseres Wagens auf eine erste harte Probe stellte, erreichten wir das Dorf schließlich mit Hilfe unseres Suchscheinwerfers. Die Familie, die wir aufsuchten, fiel aus allen Wolken, freute sich aber riesig. Binnen Kurzem bildete sich um uns eine große Menschentraube, welche die unerwarteten Gäste aus dem Westen bestaunte. Im Hof des Anwesens bereitete man eine lange Tafel und servierte uns ein einfaches aber reichliches Mal, zu dem Traubenschnaps und Wein gereicht wurde. Die Konversation in der ziemlich großen Gruppe war vielsprachig. Ein Arzt, der häufig in der DDR gewesen war, sprach recht gut Deutsch. Englische Brocken geisterten durch die Gespräche. Ein Professor für Pharmakologie sprach mit mir auf Italienisch, während ich ihm schlecht und recht auf Lateinisch antwortete. Auffällig war, dass politische und soziale Themen völlig ausgespart wurden. Der Grund dafür wurde deutlich, als es um die Frage ging, wo wir übernachten könnten. Unsere Gastgeber schienen Schwierigkeiten damit zu haben, uns Kapitalisten in ihrem Anwesen unterzubringen. Wir einigten uns schließlich darauf, dass wir unser Lager in einem nahen Eichenwäldchen aufschlagen.

Indienfahrt 1965

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