Читать книгу Indienfahrt 1965 - Klaus Heitmann - Страница 16
13
ОглавлениеAm Morgen ging es wieder hinauf auf die anatolische Hochebene. Die Strasse führte abenteuerlich steil und kurvenreich durch ein grandioses Tal von alpiner Schönheit und Frische. Immer wieder eröffneten sich spektakuläre Blicke. Da der Motor unseres Wagens trotz der morgendlichen Kühle bedenklich heiß wurde, beschlossen wir, die Wagenmannschaft auf zwei Personen zu reduzieren. Die anderen sollten auf weiteres per Anhalter fahren. Zu den Ausgelagerten gehörte auch ich. Damit verstieß ich gegen eine der Vorgaben, unter denen meine Eltern mir die Erlaubnis für die Reise gegeben hatten. Wir wurden zunächst von einem Landrover mit sehr netten Leuten mitgenommen. Der Fahrer fuhr reichlich schwungvoll um die Kurven, beruhigte uns aber, als er unsere verängstigten Gesichter sah, damit, dass er fünf Kinder habe. Man machte extra einen nicht unerheblichen Umweg für uns und lud uns in frischer Bergluft zum Tee ein. Ein weiteres Stück der märchenhaft schönen Strecke fuhren wir auf der Ladefläche eines Lastwagens, der kaum weniger rasant als der Landrover fuhr. Unsere Stimmung war bestens und tendierte zum Übermut. Oben auf der Passhöhe, die auf 2000 Meter lag, war es angenehm kühl. Dann ging es wieder steil den Berg hinab. Als die Bremsen des Lastwagens zu rauchen begannen, zogen wir es vor, das Fahrzeug zu wechseln. Ein Stück fuhren wir auf einem Armeelaster mit, der sich im Schneckentempo die Strasse entlang quälte. Die Landschaft wurde indessen immer wilder und urwüchsiger. Kahle steile Felsen ragten über uns in die Höhe. Nach Gümüsane, wo uns freundliche Türken zum Essen einluden, fuhren wir wieder einmal ein Stück gemeinsam, um uns zum Erklimmen eines 2400 Meter hohen Passes wieder zu trennen. Vikram und Werner fanden einen Jeep, der sie über den Pass bringen konnte. Auf dem Weg zum Pass trat das ein, was wir unbedingt vermeiden wollten. Der Motor stellte seine Tätigkeit ein. Er rührte sich einfach überhaupt nicht mehr, und das zu einem Zeitpunkt, wo unser Bordmechaniker irgendwo auf der anderen Seite des Passes war. Taxi- und Lastwagenfahrer kamen zur Hilfe und bastelten drei Stunden an der Zündung, der Zündspule, dem Verteiler und den Zündkabeln herum. Sie hatten keinen Erfolg. Rajindra fuhr nun per Anhalter weiter, um die Vorhut von unserem Missgeschick zu informieren. Unterdessen kam ein Deutscher mit einem VW und bot seine Hilfe an. Wir bauten dessen Zündkabel versuchsweise in unseren Motor ein, konnten, da sich nichts änderte, damit aber nur ausschließen, dass ein Defekt des Kabels die Ursache der Panne war. Schließlich kam ein findiger Türke und fummelte mit einem Draht im Verteiler herum. Er hatte plötzlich eine kleine Feder in der Hand, die er als den Grund des Übels identifizierte, und der Motor sprang, wenn auch mit einem merkwürdigen Geräusch wieder an. Inzwischen brach die Abenddämmerung an und wir standen vor der Frage, ob wir uns in einer wilden Berggegend bei Nacht mit einem Fahrzeug, dessen Fitness keinesfalls gesichert war, auf die Suche nach den drei anderen machen sollten. Wir hatten gerade beschlossen, dass dies trotz des Umstandes, dass wir ihre Schlafsachen hatten, keinen Sinn machte, als sie mit einem Armeefahrzeug erschienen. Auch die Soldaten, eine äußerst lustige Truppe, versuchten sich an unserem Motor, ohne die Ursache unseres Problems zu finden.
Die Frage war, wo wir die Nacht verbringen konnten. Angesichts der erheblichen Kühle - wir waren hoch in den Bergen - verbot es sich im Freien zu schlafen. Man fragte ein paar Straßenarbeiter, die gerade beim Gebet waren. Sie räumten uns bereitwillig Platz in ihrem Verschlag ein. Dies war allerdings mit einer Luftqualität verbunden, die mich veranlasste die Nacht unter einem Vordach und dick eingehüllt dann doch im Freien zu verbringen.