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ОглавлениеBei Tageslicht fand sich an dem schmutzigen Bach ganz für uns eine saubere Quelle, in der wir uns sehr erfrischend waschen konnten. Ein Dolmus, das türkische Sammeltaxi, mit fröhlichen Kindern hielt an, die uns beim Packen zuschauten. Dann ging es in Richtung Grenze. Weit in der Ferne hob sich der schneebedeckte Berg Ararat ganz unvermittelt aus der endlosen Hochebene heraus. Während wir uns näherten, wuchs er langsam zu immer imposanterer Höhe, um schließlich wie ein Riese vor uns aufzuragen. Kein Wunder, dass man gedacht hat, Noa sei mit seiner Arche hier gelandet. Die Vorstellung, das Wasser habe einmal bis zu seinem mehr als 5000 Meter hohen Gipfel gereicht, war allerdings abenteuerlich. Noa dürfte auch einige Probleme gehabt haben, mit all seinen Tieren von dort wieder herunter zu kommen.
An der Grenze ging es außerordentlich umständlich zu. Von Reisenden, die hier festsaßen, hörten wir so viel Schlechtes über Persien, dass uns die Lust am Weiterfahren fast verging. Im Land herrschte eine Cholera-Epidemie, was mit schwer kalkulierbaren Reiseerschwernissen verbunden war. Wer keinen Impfpass dabei hatte, musste an der Grenze erst einige Tage lang Tabletten nehmen. Auch unsere Impfpässe wurden bemängelt, weil nicht jede Impfung mit einem extra Stempel versehen war. Dann kam auch noch ein Sandsturm auf, der den Himmel verdunkelte. Zu unserer Erleichterung ließ man uns schließlich weiterfahren, bedeutete uns aber, dass wir spätestens hinter Teheran, wo ein Sperrgebiet beginne, mit unseren Impfpässen Schwierigkeiten bekommen könnten.
Die Strasse verlor sich schon bald in völlig unwegsamem Gebiet. Sie schlängelte sich in engen Kurven durch wüstenhaft ödes Gelände, das von keiner Menschenseele bewohnt war. Sie wurde auch immer schlechter und war schließlich nur noch ein Weg, der unbefestigt durch Berge, Täler und Bachbetten verlief. Unser Motor benahm sich auffällig und zog mal gut und mal schlecht, weswegen wir etliche Pausen machten. Schließlich zeigten sich einige Dörfer, deren Häuser ganz aus Lehm gebaut und deren Gärten ebenfalls von langen Lehmmauern umzogen waren. In einem kleinen Nest tankten wir. Die lokale Tankstelle, die sich in einem Hof befand, verkaufte uns Benzin aus Büchsen, das, aber, wie wir bald feststellen mussten, sehr schlecht war. Voreingenommen wie wir seit der Grenze waren, erschienen uns die Menschen nicht sehr sympathisch. Einen Pass überquerte ein Teil der Mannschaft wieder mit einem Jeep. Dessen Fahrer fügte den möglichen Ursachen für unser Motorproblem eine weitere Variante hinzu. Er meinte, dass es etwas mit dem Dynamo zu tun habe. In der Kleinstadt Koyh suchten wir wieder einmal eine Autowerkstatt auf, mussten aber bald feststellen, dass man wenig Ahnung hatte und nur daran interessiert schien, an uns etwas zu verdienen. Ein Amerikaner, der im Peace Corps seines Landes tätig war, riet uns unbedingt nach Täbris weiterzufahren, da hier nur gepfuscht werde. Wir fuhren denn auch weiter und ließen uns, da es Dunkel wurde, in einem Bachtal nieder, wo uns in der Nacht die Mücken plagten.