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ОглавлениеVikram schraubte schon ab 5 Uhr an unserem Motor herum. Um 7 Uhr hatte er ihn so weit, dass er sich nicht mehr bewegte. Ein Pakistani kam vorbei, der ein Automechaniker zu sein schien. Jedenfalls brachte er den Wagen nach etwa einer Stunde wieder in Gang. Er meinte aber, dass man den Motor in Erzerum noch einmal überprüfen müsse. Im Übrigen berichtete er, dass er jedes Jahr einmal alleine mit dem Auto von Pakistan nach Deutschland und zurück fahre. Dies gab uns die langsam schwindende Hoffnung zurück, dass wir es wenigstens ein Mal schaffen könnten. Zur Schonung unseres Motors nahm der Pakistani bis Erzerum drei Mann von uns in seinem Wagen mit. Es erwies sich, dass er ein rechter Draufgänger war. Die türkischen Fahrer erschienen geradezu sediert gegen ihn. In Erzerum wimmelte es nur so vor Autospezialisten. Jeder, der an der Tankstelle vorbeikam, an der wir angehalten hatten, behauptete ein ausgebildeter Automechaniker zu sein. Alle wussten sofort, welches Problem wir hatten, aber keiner konnte es lösen. Zum ersten Mal fragte ich mich ernsthaft, warum zum Teufel ich mich in der Osttürkei herumtreibe, während ich mir im sicheren Europa ein schönes Leben machen könnte. Mich plagten erhebliche Zweifel, ob dieses Unternehmen noch zu einem guten Abschluss kommen würde. Ich verließ die Tankstelle, wo alle möglichen Spezialisten am Auto herumschraubten, und ging in die Stadt, wo mich ein Junge ansprach, den ich fragte, ob er jemand kenne, der einen VW-Motor reparieren könne. Auch er hatte einen Mechaniker parat, der allerdings ein paar Kilometer außerhalb wohnen sollte. Da man in der Not des Ertrinkens jeden Strohhalm ergreift, fuhren wir mit dem Jungen zu dem Mann. Wir merkten aber bald, dass er ziellos herumsuchte und verabschiedeten uns von ihm, bevor er weiteren Schaden anrichten konnte.
Da der Wagen immerhin lief, entschlossen wir uns weiterzufahren. Sehr wohl war uns dabei allerdings nicht. Die Landschaft aber leuchtete in allen möglichen Farben in der Sommersonne. Als wieder ein hoher Pass kam, hielten wir einen Lastwagen an, auf dem hoch oben auf der Ladung schon eine Menge Leute saßen. Man war aber sehr zuvorkommend und fand noch Platz für unsere Abordnung. Wir fuhren hinter dem Lastwagen her, der bedenklich schwankend den Pass hinaufkeuchte. Die Sonne ging gerade unter und tauchte die Landschaft in ein zauberhaftes Licht. Wenn der Lastwagen anhielt, stiegen einige Leute aus und verrichteten ihr Abendgebet in Richtung Mekka. Nach und nach stiegen dann alle aus. Als die Sonne untergegangen war, blieben wir als die letzten Mitfahrer übrig. Wir saßen hinten auf dem heruntergeklappten Abschlussbrett der Ladefläche, wo der Auspuff unsere Füße wärmte, und betrachteten den herrlichen Sternhimmel. Mühelos ließen sich die Sternbilder erkennen. Kein Wunder, dachte ich, dass in diesen Breiten Astronomie und Astrologie groß geworden sind. An einem kleinen Gasthaus, das zwischen zwei Pässen lag, hielten wir an, um zu essen. Ein türkischer Kumpel aus Oberhausen lud uns ein und bezahlte für drei von uns. Zwei Pakistaner trafen ein, mit denen wir uns sehr gut unterhielten. Da Inder und Pakistani nicht unbedingt gut aufeinander zu sprechen waren, gaben sich unsere beiden Inder, die beide Urdu konnten, als Pakistani aus. Dies führte im Laufe des Abends naturgemäß zu merkwürdigen Situationen. Bevor sich die Sache zuspitzte, suchten wir das Weite, das aber in einem Pass von 2500 Meter Höhe bestand. Erstaunlicherweise bestand unser Gefährt die Herausforderung. Kurz danach legten wir uns an einem kleinen schmutzigen Bach zur Nachtruhe.