Читать книгу Kirchengeschichte der frühen Neuzeit - Klaus Unterburger - Страница 10
2.Buchdruck, Stadtkultur und Territorialstaat Erfindung des Buchdrucks
ОглавлениеEine wichtige Zäsur hin zur Neuzeit ist sicherlich die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Johannes Gutenberg (ca. 1400–1468) aus der Mainzer Patrizierfamilie Gensfleisch war der erste, dem dies ab etwa 1450 gelang. Er verwendete metallische Typen und eine Presse, die es erlaubte, die Farbe gleichmäßig auf das vorher angefeuchtete Papier zu bringen. Auch wenn Gutenberg erst einmal Bankrott anmelden musste und die Buchherstellung noch sehr mühsam vor sich ging, stellte sich doch bald nicht nur bei ihm der Erfolg ein. Um 1500 arbeiteten in Europa bereits rund 250 Druckoffizine. Dominierte anfangs die religiöse Literatur, zogen bald andere Aufträge nach, nicht nur für Unterhaltungsliteratur, sondern auch für obrigkeitliche Verordnungen. Erfolgreich ließen sich auch Bilder drucken und vermarkten, parallel dazu nahm die Nachfrage nach Brillen zu.
Chancen und Risiken
Der Buchdruck ermöglichte eine bislang unvorstellbar schnelle, weitgestreute Verbreitung von geistigen Inhalten. Eine Kultur, die bislang nahezu ausschließlich durch Präsenz, also in der persönlichen Gegenwart, geistig beeinflussen und bilden konnte, verwandelte sich in eine Kommunikationskultur, in der das geschriebene Wort breite Bevölkerungsgruppen in einer bislang nicht gekannten Geschwindigkeit erreichte. Der Buchdruck eröffnete so große Chancen, barg in den Augen der Obrigkeiten aber auch die Gefahr, dass sich Irrtümer unkontrolliert verbreiten könnten: Ein massenhaft hergestelltes Druckwerk konnte kaum mehr eliminiert werden. 1485 veröffentlichte deshalb der Mainzer Bischof Berthold von Henneberg (1484–1504) ein erstes Zensurmandat. Über die Jahrhunderte sollten nahezu alle Obrigkeiten immer wieder auf ähnliche Weise um Kontrolle kämpfen, ohne dass diese vollständig realisierbar gewesen wäre.