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4.Konfessionelle Spaltung

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Stadtkultur, Buchdruck und frühmoderner Territorialstaat sind Faktoren, auf denen die neue Zeit beruhen sollte. Alle drei ermöglichten aber auch die Ausbreitung und Persistenz der Gedanken Martin Luthers und anderer Kritiker des alten Kirchenwesens, die nicht wieder einfangbar waren. Die Folge war die Spaltung der westlichen, lateinischen Kirche in verschiedene Konfessionen. Dabei kann man Konfession definieren als eine Mehrzahl christlicher Glaubensbekenntnisse, die sich a) gegenseitig in Abgrenzung definierten, b) sich nicht eliminieren oder verdrängen ließ und c) zur bewussten Identität ihrer Anhänger gehörten. Natürlich bildeten sie sich erst allmählich im 16. Jahrhundert aus. Dennoch war das Resultat eine Pluralisierung der Kirchentümer und Bekenntnisse im von der lateinischen Kirche geprägten Kulturraum.

Herrschaftsverdichtung und Expansion

Was dabei auf der einen Seite als Pluralisierung beschrieben werden kann, beruhte auf der anderen Seite auf der zum Territorialstaat führen den Herrschaftsverdichtung und -monopolisierung. Das Mittelalter war weitgehend durch kleinräumige Herrschaftsstrukturen und dementsprechend durch Könige, Kaiser und Päpste geprägt, die universale Ansprüche kaum effektiv gegen die Interessen vor Ort durchsetzen konnten. Eindeutige Wahrheitsansprü-che, die effektiv überall verwirklicht werden sollten, sind also eher ein neuzeitliches als ein mittelalterliches Phänomen. Deshalb hat der kaiserliche Anspruch Karls V. (1500–1558), eine monarchia universalis zu errichten, durchaus neuzeitliche Züge. Ebenso die Kompensationstheorie aus den Reihen der katholischen Kirche, nach der die göttliche Vorsehung die Verluste in Nord- und Mitteleuropa an die Protestanten mehr als ausgeglichen habe durch die weltweiten Missionserfolge, durch die ganze Völker in Amerika und Asien dem katholischen Glauben zugeführt wurden.


Auf einen Blick

Epochenscheidungen sind willkürlich, schon da Veränderungsprozesse eher sukzessive erfolgen. Dennoch verstärkten sich technische Innovationen, städtische Kultur und Aufbau eines modernen Staatswesens gegenseitig und ermöglichten das europäische Ausgreifen nach Ostasien und Amerika. Sie bildeten aber auch die Grundlage dafür, dass religiöser Dissens nicht einfach wieder eliminiert werden konnte und so die konfessionelle Spaltung auf dem Boden der westlichen katholischen Kirche nichtaufzuhalten war.

Literaturhinweis

Helmut Neuhaus (Hg.), Die frühe Neuzeit als Epoche (HZ. Beiheft 49), München 2009. Sammelband, der die Epochenabgrenzung der „Frühen Neuzeit“ reflektiert.

Bernd Roeck, Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance, München 2017. Umfassende Darstellung der Kultur der Renaissance, durch die der europäische Sonderweg begründet worden sei.

Heinz Schilling, Die neue Zeit. Vom Christenheitseuropa zum Europa der Staaten, 1250 bis 1750, Berlin 1999. Gesamtdarstellung, die die traditionelle Epochengrenze um 1500 relativiert und in der sich ausbildenden staatlichen Pluralität das Spezifikum Europas erkennt.

Rudolf Vierhaus (Hg.), Frühe Neuzeit – Frühe Moderne, Göttingen 1992.

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