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Schwindende Armeen

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Als eine Florentiner Armee Ende Juni 1406 versuchte, die Mauern von Pisa zu überwinden, brach mit einem Mal eine Krankheit aus, die die Soldaten beträchtlich dezimierte. Riesige Schwärme von Fliegen kamen scheinbar aus dem Nichts. Das war das erste Zeichen. Dann kamen Flöhe und Läuse, gefolgt von einer wahren Plage von Mäusen und Fröschen (Letztere von einer Art, dass „selbst der schmutzigste Bauer“ sie nicht geduldet hätte). Eine brutale Hitze senkte sich auf das Flusstal von Pisa. „Die Ansteckung über die Luft war derart, dass selbst die Gesündesten von heftigem Fieber befallen wurden. Und die Soldaten waren so schwach und erschöpft, dass sie nur noch auf der Erde herumliegen konnten.“

Überraschenderweise verlief die Krankheit trotz ihrer Symptome, die stark an Typhus erinnern, offenbar nicht tödlich. Die kommandierenden Offiziere waren in der Lage, die verschiedenen Einheiten voneinander zu trennen und von A nach B zu bewegen. Schließlich wurden die Soldaten wieder gesund und konnten die Belagerung wieder aufnehmen. Normalerweise hatten die Armeen weniger Glück, wenn es um Krankheiten ging. Die Todesursache vieler Soldaten waren tödliche Infektionskrankheiten, die sich binnen weniger Tage in einem ganzen Heerlager ausbreiten konnten.

Im April 1528, inmitten der Italienkriege, traf der aufstrebende französische General Vicomte de Lautrec vor Neapel ein, mit einer Armee von 28.000 Mann. Er belagerte die Stadt und wollte sie den spanischen und italienischen Besatzern abnehmen. Doch mitten im heißen Juli begann sich plötzlich Typhus in seinen Reihen auszubreiten, verursacht durch den Kot von Kleiderläusen. Binnen einem Monat starb mehr als die Hälfte seiner Soldaten; einige Quellen berichten sogar, dass ihm „von 25.000 Mann nur 4000 blieben“. Auch Lautrec starb, genau wie die meisten Kommandeure und eine Reihe französischer Adliger. Am 29. August begannen die Belagerer, sich zurückzuziehen, aber bereits am nächsten Tag mussten sie sich ergeben. Sie hatten keine Chance gegen den Feind. Die wenigen Überlebenden, die nicht von den ortsansässigen Bauern getötet wurden, mussten sich zu Fuß zurück nach Frankreich aufmachen, ohne Pferde und Lasttiere. Unterwegs blieb ihnen nur, um Brot und Almosen zu betteln.

Ein noch dramatischerer Fehlschlag war ein Feldzug eines der großen Generäle des Dreißigjährigen Kriegs, Wallenstein, etwa hundert Jahre später: Im August 1626 marschierte er mit seiner Armee von Zerbst (Anhalt) nach Olmütz (Mähren) und legte innerhalb von nur 22 Tagen 600 Kilometer zurück. „20.000 Mann gingen in Zerbst los. 5000 … waren am Ende des Feldzugs übrig.“ Der Rest fiel Pest, Ruhr, Erschöpfung und Fahnenflucht zum Opfer. Der Tod ließ die Armeen verschwinden.

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