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Vorbereitungen zur Jagd

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Während des Desserts wurde Jakob gerufen; die Weisungen in Bezug auf die Liniendroschke, die Hunde und die Reitpferde wurden ihm mit größter Ausführlichkeit erteilt, wobei jedes Pferd beim Namen genannt wurde. Wolodjas Pferd hinkte; Papa befahl daher, für ihn ein Jagdpferd zu satteln. Dieses Wort »Jagdpferd« erschreckte Maman: es schien ihr, als müsse ein Jagdpferd so etwas wie ein wildes Tier sein, und als werde es ganz bestimmt durchgehen und Wolodja ums Leben bringen. Trotz des Zuredens meines Vaters und Wolodjas – der mit staunenswerter Courage behauptete, das mache ihm gar nichts, er habe es sehr gern, wenn das Pferd durchgeht, – hörte die arme Maman nicht auf zu versichern, daß sie auf der ganzen Fahrt Angst ausstehen werde.

Das Mittagsmahl war zu Ende; die Großen begaben sich ins Kabinett Kaffee trinken, und wir liefen in den Garten, scharrten mit den Füßen in dem welken Laub, das die Wege bedeckte, und plauderten. Wir sprachen darüber, daß Wolodja auf dem Jagdpferde reiten werde, daß Ljubotschka sich schämen müsse, weil sie langsamer lief als Katjenka, daß es interessant wäre, Grischas Ketten anzuschauen usw.; über unsere Trennung aber wurde kein Wort gesprochen. Unser Gespräch wurde durch das Rollen der Liniendroschke unterbrochen, auf welcher an jeder Ecke ein Knechtsjunge saß. Hinter der Droschke ritten die Jäger mit den Hunden, hinter den Jägern der Kutscher Ignaz auf dem für Wolodja bestimmten Pferde, meinen uralten Klepper am Zügel führend. Wir stürzten alle zum Zaun, von dem aus diese interessanten Dinge zu sehen waren; dann aber liefen wir mit Gekreisch und Getrampel nach oben, um uns anzuziehen, und zwar so, daß wir einem Jäger so ähnlich sahen wie nur möglich. Eines der Hauptmittel zur Erreichung dieses Zwecks war das Hineinstecken der Hosen in die Stiefelschäfte. Ohne Zögern machten wir uns daran, um so schnell als möglich fertig zu sein, auf die Veranda hinauszulaufen und uns am Anblick der Hunde und Pferde sowie am Geplauder mit den Jägern zu ergötzen.

Es war ein heißer Tag. Weiße Wölkchen von seltsamer Form hatten sich schon am Morgen am Horizont gezeigt; ein leichter Wind hatte sie näher und näher getrieben, so daß sie zuweilen die Sonne verdeckten. Doch wie auch die Wolken hin und her zogen und dunkler und dunkler wurden, – es war ihnen nicht vergönnt, sich zu einem Gewitter zusammenzuziehen und noch zu guter letzt unser Vergnügen zu stören. Gegen Abend zerstreuten sie sich wieder: die einen wurden blaß und lang und eilten dem Horizonte zu; andere, gerade über uns stehende, verwandelten sich in weiße, durchsichtige Schuppen; nur eine große schwarze Wolke blieb im Osten stehen. Karl Iwanowitsch wußte immer schon vorher, wohin jede einzelne Wolke ziehen würde; er erklärte, daß diese Wetterwolke nach Maßlowka ziehe, daß es nicht regnen, sondern wunderschön bleiben werde.

Foka kam trotz seines vorgerückten Alters schnell und gewandt die Treppe herabgeeilt, schrie: »Vorfahren!« und stellte sich breitspurig und sicher zwischen der Stelle, wohin der Kutscher den Wagen fahren mußte, und der Türschwelle auf, mit der Haltung eines Menschen, der nicht erst an seine Pflicht erinnert zu werden braucht. Die Damen kamen die Treppe herab, und nach einer kurzen Debatte darüber, wo eine jede sitzen und an wem sie sich festhalten sollte (obgleich ich der Ansicht war, daß es gar nicht notwendig sei, sich festzuhalten), nahmen sie Platz, öffneten ihre Sonnenschirme und fuhren ab. Als die Droschke sich in Bewegung setzte, fragte Maman den Kutscher mit zitternder Stimme, indem sie aus das »Jagdpferd« zeigte:

»Ist das das Pferd für Wladimir Petrowitsch?« Und als der Kutscher bejahte, machte sie eine resignierte Handbewegung und wandte sich ab.

Ich war in höchster Ungeduld, bestieg mein Pferdchen, sah zwischen seinen Ohren hindurch und führte auf dem Hof allerhand Evolutionen aus.

»Überreiten Sie die Hunde nicht, wenn's beliebt!« sagte einer der Jäger zu mir.

»Sei ruhig, ich reite nicht zum erstenmal«, erwiderte ich stolz.

Wolodja bestieg das »Jagdpferd« ungeachtet seiner Charakterfestigkeit nicht ohne einiges Zusammenzucken und fragte mehrmals, indem er das Pferd streichelte:

»Ist es sanft?«

Aber er nahm sich zu Pferde sehr gut aus, – ganz wie ein Großer. Seine in engen Beinkleidern steckenden Schenkel schlossen so fest am Sattel, daß ich neidisch war, besonders weil ich, nach meinem Schatten zu urteilen, bei weitem keine so gute Figur machte.

Jetzt erschallten Papas Schritte auf der Treppe; der Hundewärter trieb die sich umhertummelnden Hunde zusammen; die Jäger riefen ihre Windhunde und bestiegen die Pferde; der Leibjäger führte das Reitpferd vor die Freitreppe und die Hunde von Papas Koppel, die sich bisher in verschiedenen malerischen Stellungen um das Pferd gruppiert hatten, stürzten ihm entgegen. Mit einem Perlenhalsband geschmückt und mit der Schnalle klirrend, kam Milka lustig hinter Papa hergelaufen. Beim Herauskommen pflegte sie sich stets mit den Hunden aus dem Zwinger zu begrüßen: mit den einen spielte sie, mit anderen beschnüffelte sie sich knurrend, und bei noch anderen suchte sie nach Flöhen.

Papa bestieg sein Pferd, und wir brachen auf.

Kindheit, Knabenalter, Jünglingsjahre

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