Читать книгу Kindheit, Knabenalter, Jünglingsjahre - Лев Толстой, Leo Tolstoy, Liev N. Tolstói - Страница 15

Etwas wie eine erste Liebe

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In der Einbildung, daß sie irgend welche amerikanische Früchte vom Baume pflückte, riß Ljubotschka ein Blatt mit einer riesigen Raupe ab, warf es entsetzt zu Boden, hob die Hände hoch und sprang zurück, als fürchte sie, bespritzt zu werden. Das Spiel hörte auf; wir alle warfen uns ins Gras und steckten die Köpfe zusammen, um das Wundertier anzustaunen.

Ich blickte über die Schulter Katjenkas, welche sich bemühte, die Raupe auf ein Blatt zu bringen, das sie ihr vorhielt.

Ich habe bemerkt, daß viele Mädchen die Gewohnheit haben, mit den Schultern zu zucken, um durch diese Bewegung den herabsinkenden Halsausschnitt des Kleides zurechtzurücken. Ich erinnere mich noch sehr gut, daß Mimi sich über diese Bewegung immer ärgerte und oft sagte: »C'est une geste de femme de chambre.« Über die Raupe gebeugt, machte Katjenka jetzt wieder diese Bewegung, und im selben Moment lüftete der Wind das Halstuch auf ihrem weißen Hälschen, das kaum zwei Finger breit von meinen Lippen entfernt war. Ich blickte hin und drückte einen herzhaften Kuss auf Katjenkas Schulter. Sie drehte sich nicht um, aber ich bemerkte, daß sie sehr rot wurde. Wolodja sagte, ohne den Kopf zu heben, verächtlich:

»Wozu die Zärtlichkeiten?«

Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich blickte Katjenka noch immer an. Ich sah ihr frisches, von blonden Locken umrahmtes Gesichtchen seit je sehr gern, heute aber erschien es mir ganz besonders lieblich.

Als wir zu den Erwachsenen zurückkehrten, eröffnete uns Papa zu unsrer großen Freude, daß unsere Abreise auf Mamas Bitten bis zum nächsten Morgen verschoben sei.

Auf dem Heimwege ritten wir neben der Liniendroschke her. Von dem Wunsche beseelt, einander durch Reiterkunststückchen und Kühnheit zu übertreffen, tummelten Wolodja und ich unsere Pferde um den Wagen herum. Mein Schatten war jetzt länger als vorhin und daher meinte ich, daß ich das Aussehen eines stattlichen Reitersmannes haben müsse; aber die Selbstzufriedenheit, die ich darüber empfand, ward bald durch folgendes Geschehnis vernichtet: Um alle auf der Droschke Sitzenden völlig für mich einzunehmen, blieb ich ein wenig zurück, trieb dann mit der Gerte und den Stiefelabsätzen mein Pferdchen an, gab mir eine ungezwungen-graziöse Haltung und wollte wie ein Wirbelwind an der Seite des Wagens, wo Katjenka saß, vorüberjagen. Nur wußte ich nicht, wie es sich besser ausnehmen würde: wenn ich schweigend vorbeiritt oder wenn ich einen wilden Schrei ausstieß? – Doch das unausstehliche Pferd hatte kaum das Droschkengespann eingeholt, als es ungeachtet all meiner Bemühungen so plötzlich stehen blieb, daß ich aus dem Sattel auf den Hals des Pferdes flog und beinahe abgeworfen worden wäre.

Kindheit, Knabenalter, Jünglingsjahre

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